Düsseldorf. Beim Bau der Wehrhahnlinie wurde ein weiteres Etappenziel erreicht. Der zweite Tunnel ist im Rohbau fertig.
Es ist ein besonderer Augenblick, den man in Düsseldorf in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten nicht noch einmal erleben wird. Die riesige Tunnelbohrmaschine bricht durch die 40 Zentimeter dicke Betonwand und erreicht um 11.35 Uhr an der 17 Meter tiefen Rampe Wehrhahn knirschend und krachend die Oberfläche. Das Schneidrad dreht noch einige Male, der Koloss vibriert ein bisschen, dann schaltet der Tunnelbau-Fahrer Henning Holm die „Tuborine“ ab. Geschafft: Nach siebeneinhalb Monaten ist die nur 955 Meter lange Fahrt vom Corneliusplatz zum Wehrhahn zu Ende - am Ausgang des Tunnels Astrid II.
Astrid Elbers, die Frau des Oberbürgermeisters, hatte auch für diesen Tunnelabschnitt der künftigen Wehrhahnlinie die Patenschaft übernommen. Am Mittwoch, als die letzten Betonringe an die Tunnelwand gepresst wurden, zeigte sie sich erleichtert. „Ihr Tunnelbauer habt großartige Arbeit geleistet“, rief sie der Truppe zu. „Das Wichtigste“ aber ist, dass es beim Bau des Tunnels keinen Unfall gegeben hat. Alle sind wohlauf - „Glück auf“.
Die Stadt spricht von einem weiteren wichtigen „Etappenziel“, das jetzt erreicht worden ist. Die beiden Tunnel für den Süd- und Ostast sind fertig - und das ziemlich exakt nach Zeitplan. Doch es wird noch über zwei Jahre dauern, bis die insgesamt 3,4 Kilometer lange Röhre von Bilk bis zum Wehrhahn ohne Unterbrechung passierbar sein wird.
Die letzten 220 Meter
Ganze 220 Meter fehlen noch. In Höhe der Grabenstraße wird gerade in Deckelbauweise ein 120 Meter langer Abschnitt fertiggestellt. Und für die hundert Meter unter dem dem Kaufhof an der Kö zum Corneliusplatz ist ein besonderes Bauverfahren mit einem Schildpanzer aus Eis nötig, damit sich das mächtige Kaufhaus kein bisschen senkt.
Beim Bau des Tunnels vom Corneliusplatz zum Wehrhahn gab es entlang der gesamten Strecke „keine nennenswerten Setzungen“ von Gebäuden, betonte gestern Benno Ferrière, Projektleiter von Bilfinger Berger. Zwar standen die Tunnelbauer auch diesmal vor enormen Herausforderungen. Aber auf das Schneidrad war Verlass. Es räumte selbst die dicksten Brocken beiseite.
Auf Nummer sicher gingen die U-Bahn-Planer auf der Kö-Bogen-Baustelle. Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum Autotunnel wurde die U-Bahn-Röhre dort nochmals verstärkt. Stahltübbings gewährleisten, dass sich der Tunnel nicht verformen kann.
Zum Schluss steckte die Tunnelbohrmaschine am Mittwoch in einem speziellen Dichtungsring, weil sie an der Wehrhahn-Rampe aus dem Grundwasser auftauchen musste. Bald wird der 65 Meter lange Koloss ab Januar im Rückwärtsgang zurückgefahren, dann bis März Stück für Stück demontiert und später beim Hersteller für den nächsten Einsatz vorbereitet.
Zeit für eine Verschnaufpause wird es hier nicht geben. Die Kolonnen bauen jetzt die sechs neuen U-Bahnhöfe und die Tunnelröhre aus. Erst im Jahre 2015 wird die erste U-Bahn durch den Tunnel der Wehrhahnlinie rauschen. Bis dahin werden insgesamt über 748 Millionen Euro in das größte Nahverkehrsprojekt für die Innenstadt investiert.