Düsseldorf. .
Die Preisspirale im öffentlichen Nahverkehr verärgert immer mehr Düsseldorfer.
Beim NRZ-Bürgerbarometer schneidet die Rheinbahn zwar insgesamt gut bis zufriedenstellend ab. Aber: 42 Prozent der Befragten kritisieren die hohen Ticket-Preise. Nur 15 Prozent sind mit den Tarifen einverstanden. Trotzdem hält Dirk Biesenbach, Chef der Rheinbahn und innerhalb des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) ein Verfechter „marktorientierter Tarife“, im NRZ-Interview an seiner Haltung fest: „Wir brauchen maßvolle, aber stetige Preiserhöhungen, um unsere Investitionen stemmen zu können. Das können wir nicht zu hundert Prozent der Stadt Düsseldorf und unseren anderen Auftraggebern aufbürden.“
Preiserhöhung am 1. Januar
Zuletzt wurden die Tickets am 1. Januar dieses Jahres um durchschnittlich 3,9 Prozent teurer. Vor zwei Jahren kam es mit gleich zwei Preiserhöhungen von 3,4 und dann von 5,5 Prozent ganz dicke. Im Laufe von zehn Jahren haben sich die Fahrpreise um 40 Prozent erhöht, gab der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Norbert Czerwinski, zu bedenken. „Je teurer das Bus- und Bahnfahren aber wird, um so mehr Fahrgäste werden abspringen. Dann aber nimmt der Autoverkehr noch stärker zu, und das wäre schlimm für die Stadt.“
Dass beim Bürgerbarometer die Preisentwicklung eher bemängelt als begrüßt wird, bewertet dagegen der Rheinbahn-Vorsitzende als „subjektives Empfinden“. Biesenbach: „Wenn man das an harten Fakten festmacht, ist das nicht gerechtfertigt.“ Zwar ist der Verkehrsverbund beim Verkauf der Einzeltickets „ein Stück an die obere Grenze“ angekommen. „Aber 80 Prozent unserer Kunden haben ein preisgünstiges Jahresabo. Da sehe ich sogar noch einen erheblichen Nachholbedarf. Während hier ein Ticket 1000 oder 2000 rund 52 oder 57 Euro kostet, werden in Köln und Bonn 68 Euro für ein City-ticket verlangt. Der ÖPNV verkauft sich bei uns schlichtweg zu preiswert“, so Dirk Biesenbach, Chef der Rheinbahn.
Zumal Autofahrer tiefer in die Tasche greifen müssen, rechnet der Rheinbahn-Manager vor. „Wer jeden Tag mit dem Pkw 20 Kilometer zur Arbeit fährt, bezahlt dafür allein an Spritkosten 100 Euro im Monat. Ein Ticket der Preisstufe B kostet nur 77 Euro.“
Die Rheinbahn braucht dringend mehr Einnahmen für ihre Investitionen, allein 90 Millionen wurden im Vorjahr, rund 80 Millionen 2009 aufgewendet. Demnächst kommen noch einmal 60 Millionen Euro allein für die Tunnel-Zugsicherung auf das Unternehmen zu. Biesenbach: „Das muss auch über die Fahrpreise finanziert werden.“ Zumal den Fahrgästen immer mehr geboten werde: „Die Wehrhahnlinie wird den ÖPNV attraktiver machen, die Qualität sich enorm verbessern.“
Die besten Noten beim Bürgerbarometer wurden für das Linienangebot vergeben. 63 Prozent äußerten sich positiv, nur jeder Zehnte war nicht zufrieden. „Wir haben eines der besten Liniennetze. Wir schaffen eine Jahresleitung von 25 Millionen Zug- und Buskilometern. Duisburg hat dagegen nur die Hälfte“, sagte dazu Dirk Biesenbach. „Und wir haben sehr gute Anbindungen an Nachbarstädte wie Krefeld und Ratingen.“
Trotzdem muss das Angebot weiter verbessert werden. „Wir müssen möglichst bald den ISS-Dome an unser Straßenbahn-Netz über die 701 anschließen, ebenso den Medienhafen über die 704. Mittelfristig ist im Norden die Anbindung an den Flughafen über die geplante U 81 sinnvoll, langfristig an die linksrheinischen Stadtteile über eine neue Brücke.“
Auch bei der Frage nach der Pünktlichkeit waren die Befragten beim Bürgerbarometer eher zufrieden. 36 Prozent gaben gute Noten ab, 21 Prozent eindeutig schlechte. „Wir sind besser geworden“, freut sich der Rheinbahn-Chef. Nach den vielen Zugausfällen und wegen der hohen Krankheitsquote in der Vergangenheit musste der Verkehrsbetrieb gegensteuern. Biesenbach: „Wir haben jetzt eine langfristige und exakte Kapazitätsplanung gemacht, um rechtzeitig Engpässe zu erkennen.“ Auf den Stadtbahn-Strecken wurden die Fahrpläne der tatsächlichen Verkehrssituation angepasst. „Das hat zu deutlich mehr Pünktlichkeit geführt.“ Für die Straßenbahnen und Bussen werden die Fahrpläne im Sommer 2012 umgestellt.