Düsseldorf. .

„Fourty Years“: So knapp und schnörkellos der CD-Titel, so geballt der Inhalt, so einmalig ist diese Paarung in der deutschen Jazz-Geschichte. Seit 40 Jahren pflegen die beiden Düsseldorfer Instanzen, der Tenorsaxophonist Wolfgang Engstfeld und der Schlagzeuger Peter Weiss, den akustischen Modern Jazz.

Gemeinsam, aber auch mit anderen. Daheim wie unterwegs.

Gerade sind die beiden Oberkasseler von einem Konzert in Izmir zurückgekehrt - als Düsseldorfer Botschafter des kulturellen Austausches zum 50. Jahrestag des Freundschaftsvertrages zwischen Deutschland und der Türkei.

Wie viele Hotelzimmer Peter Weiss und Wolfgang Engstfeld in 40 Jahren teilten, wissen sie nicht mehr. Gut 3000 Konzerte und Gigs haben diese zweieiigen Zwillinge im swingenden Geiste jedenfalls über große wie kleine Bühnen gebracht.

Sound-Geburt im Downtown

Als local wie global player sammelten sie in Clubs der Region wie bei Auftritten in Australien, Brasilien, den Townships von Südafrika, Japan oder auf der Expo in Shanghai ihre Erfahrungen. Und blieben stilbildende Säulen ihres Engstfeld/Weiss-Quartetts in wechselnder Besetzung - seit vielen Jahren mit dem Kontrabassisten Christian Ramond und dem Pianisten Hendrick Soll.

Im legendären Downtown in der Altstadt hatten der Mann mit dem Saxophon und der am Schlagzeug 1971 jenen Sound begründet, der in der afrikanischen Rhythmik wurzelt, die Großen der amerikanischen Jazz-Historie nicht leugnet und zugleich die Lust am Experiment, das Bedürfnis nach Lyrischem und harmonischer Melodik auslebt.

Ein mit Honig an die Wand geschriebener Übungsplan in der Männer-Musiker-WG im Oberkasseler Altbau ist aus den Anfängen von den Jungzwanzigern ebenso überliefert wie heftige Diskussionen über Musik. Längst lebt man in getrennten Wohnungen, allerdings noch immer unter einem Dach. Das Ausbalancieren zwischen Ich und Wir, zwischen eigenständigem Musiker-Profil und gemeinsamem Klangkörper ist offenbar gelungen.

Blaue Stunde der Moderne

Hörproben aus dem ungewöhnlichen 40-jährigen musikalischen Langlauf gibt es am 22. Oktober live im Schumann-Saal sowie auf der am 14. Oktober frisch erscheinenden, bereits erwähnten Doppel-CD „Fourty Years“. Die 16. gemeinsame Scheibe ihrer Jazz-Ehe - neben weiteren, jeweils eigenen vom Fremdgehen mit anderen Formationen.

Auch die Engstfeld/Weiss- Antwort auf Robert Schumann beinhaltet die in 1000 Exemplaren veröffentlichte CD-Retrospektive zum 40. Prägend sind freilich das eruptive freie Spiel der Kräfte ebenso wie die Balladen für die blaue Stunde der Moderne. Bislang unveröffentlicht ist die Aufnahme von 1980 aus dem „Quasimodo“ in Berlin, verrät Peter Weiss.

Welche Gefühle ihn beim Rückwärtshören seines musikalischen Lebens beschleichen? „Da gab’s eine andere Angriffslust und Power“, beschreibt der Drummer die jugendliche Vitalität und vergleicht: „Diese Exzesse ersparen wir uns heute. Das Spiel ist jetzt reduziert auf das, was dir wesentlich erscheint. Es wird einfach cooler!“

Mit Überraschung

Beim Jubiläumskonzert am Samstag, 22. Oktober, im Schumann-Saal, sitzt Bob Degen am Piano, spielt Trio-Partner Gunnar Plümer Bass und Uli Beckerhoff Trompete. Was der Kabarettist und Freund Wendelin Haverkamp zum Wechselspiel von Altem und Neuem zu sagen hat, bleibt Überraschung.