Düsseldorf. .

Die brutale Gewalttat an einer Düsseldorfer Haltestelle vom Sonntag hat Fragen aufgeworfen. Haben sich wieder einmal jugendliche Gewalttäter ein wehrloses Opfer gesucht? Nun verriet die Polizei mehr zur Tat und zu den mutmaßlichen Täter.

Sie kannten sich wohl nicht und waren sich zufällig mitten in der Nacht zu Sonntag auf der Straße begegnet – an der Straßenbahn-Haltestelle „Werstener Dorfstraße“ der Linie 701. Ein stark angetrunkener Anwohner stieß auf zwei Schüler und einen Onkel der beiden. Zuerst fiel ein Wort ins andere, dann brach ein Streit „aus nichtigem Anlass“ aus, so später die Ermittler. Plötzlich flogen die Fäuste, trat das Trio nach Aussagen eines Zeugen selbst dann noch auf den wehrlosen Mann ein, als er bereits zusammengesackt war. Sie ließen den schwer verletzten 40-Jährigen auf den Schienen zurück, ohne sich um ihn zu kümmern und zogen Richtung Holthausen weiter. Doch nur Minuten später klickten die Handschellen. Tags darauf erließ ein Richter gegen die drei Haftbefehle wegen versuchten Totschlages. Der Jüngste ist gerade mal 16 Jahre alt, der andere Schüler 17 Jahre.

Sonntag, 1.13 Uhr: Der ohnehin schon stark betrunkene Bewohner hatte in einer nahe gelegenen Tankstelle Spirituosen eingekauft und brauchte nur noch einen kurzen Weg nach Hause. Doch da begegnete er den drei Gestalten, die ihn kurz darauf attackiert haben sollen. Ein Zeuge hörte erst einen Streit, dann sah er, wie auf den 40-Jährigen eingetreten und -geprügelt wurde – und alarmierte sofort per Handy die Polizei, die auch gleich den Notarzt losschickte. Das Trio war schon weg, als der erste Streifenwagen den Tatort in Wersten erreichte. Während sich der Notarzt um den blutenden Bewusstlosen auf den Schienen kümmerte, wurde eine Fahndung nach den Gesuchten ausgelöst.

Nur sieben Minuten später konnten die Verdächtigen aus dem Kreis Mettmann an der Kamp-/Burscheider Straße festgenommen werden: Ein 16-jähriger Junge, ein um ein Jahr älterer Schüler und dessen Onkel (30). Der 17-Jährige war wegen Körperverletzungen schon früher polizeilich in Erscheinung getreten, der Onkel wegen ähnlicher Delikte bereits verurteilt worden.

Aussagen weichen ab

Bisher habe nur der 17-Jährige in der Vernehmung eingeräumt, dass er und die beiden anderen an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen seien, hieß es bei der Polizei. Der Jugendliche bestritt demnach allerdings die Heftigkeit des Streits. Daran wiederum glaubt der Staatsanwalt nicht: Über den Ablauf des Geschehens weichen die Aussagen des Verdächtigen deutlich ab von den „Beobachtungen des Zeugen“ und den „Spuren am Auffindungsort“, so Staatsanwalt Christoph Kumpa. Auch wenn die Verletzungen des Opfers „zum Glück“ nicht lebensgefährlich waren, so weist Kumpa darauf hin, dass der Bewusstlose einfach auf dem etwas schwer einsichtigen Gleisbett liegengelassen wurde. Kumpa: „Damit überließen die Täter es dem Zufall, ob der Verletzte gefunden und rechtzeitig behandelt werden konnte.“

Die letzte Bahn

Der Bahnsteig, der am Gehweg angrenzt, war erst vor kurzem fertiggestellt worden. Der 40-Jährige lag neben der 25 Zentimeter hohen Kante auf den Schienen. Die letzte Bahn hatte die Haltestelle erst eine halbe Stunde vorher passiert. Danach war für die Rheinbahn dort Schichtende.

Die Ermittlungen der Mordkommission „MK Gleis“ dauern an.