Düsseldorf..
Einen Tag nach dem tragischen Unfall am S-Bahnhof Wehrhahn konnte die Polizei den tödlich verunglückten Rollstuhlfahrer identifizieren. Es handelt sich um einen 48-jährigen Mann aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Wie Polizeisprecher André Hartwich mitteilte, gehen die Ermittler von „einem Unfallgeschehen“ aus. Das Opfer war zu nahe an die Bahnsteigkante geraten, als die S-Bahn der Linie S 1 kam. Der Rollstuhl streifte den Zug, der 48-Jährige stürzte in den Spalt zwischen Bahn und Bahnsteig und wurde 20 Meter mitgeschleift. Er erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Zeugen gaben an, dass er die weiße Sicherheitstrennlinie nicht beachtet haben soll.
Dass der vorgegebene Sicherheitsabstand nicht eingehalten wird, ist jeden Tag auf Düsseldorfer U- und S-Bahnsteigen zu beobachten. Zwar gehen viele Fahrgäste reflexartig einen Schritt zurück, einige bleiben aber auch stur direkt an der Kante stehen. Nur wenige Zentimeter trennen sie vom Zug.
Das bestätigt auch die Rheinbahn. „Jeden Tag kommt es zu gefährlichen Situationen, weil Fahrgäste nicht auf Abstand achten“, berichtet Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Besonders riskant sind Versuche von eiligen Kunden, schnell noch in eine Bahn einzusteigen, obwohl sich bereits die Türen schließen. In den vergangenen Jahren hatte es bereits mehrere schwere Unfälle gegeben, weil Fahrgäste zwischen Bahnsteig und Zug eingeklemmt wurden, warnte der Rheinbahn-Sprecher.
Im Notfall: Zug stoppen!
Er rät, immer einen Abstand von mindestens einen Meter einzuhalten, wenn eine U-Bahn ein- oder abfährt. „Es muss doch nur einer versehentlich angerempelt werden, schon kann er in die Gleise fallen“, so Schumacher. Die Deutsche Bahn appelliert an die Reisenden, die Trennlinie erst zu überschreiten, wenn der Zug gestoppt hat. Distanz ist auch bei vorbeifahrenden Schnellzügen nötig, die einen starken Sog erzeugen können.
Rheinbahn und Deutsche Bahn haben unterschiedliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Auf S-Bahnsteigen ist neben Warnschildern die weiße Trennlinie obligatorisch. Sie ist etwa einen Meter parallel zur Bahnsteigkante angebracht.
Einen solchen Trennstrich gibt es auf den Bahnsteigen der Rheinbahn nicht. Allerdings weist zumindest auf den modernen Anlagen eine rutschfeste Pflasterung optisch auf die rund 50 Zentimeter breite Sicherheitszone hin, die auch mit dem Blindenstock gut zu ertasten ist. Vorteilhaft ist der geringere Abstand zwischen Bahnsteigkante und U-Bahn, der die Unfallgefahr etwas reduziert. Außerdem befinden sich in jeder U-Bahn-Station sechs Nothalt-Griffe. Sollte ein Fahrgast in Gefahr geraten, stoppt der Zug automatisch, sobald am Griff gezogen wird.
Eine Hilfe sind auch die Überwachungskameras. Die Leitstelle, die in regelmäßigen Abständen das Geschehen auf Stadtbahn-Haltestellen überprüft, achtet auf möglicherweise bedrängte, torkelnde oder leichtsinnige Fahrgäste, die aufs Gleisbett zu fallen drohen. Bei einem solchen Verdacht werden sofort Fahrer und Sicherheitspersonal informiert.
Bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen setzt die Rheinbahn auf stark frequentierten Linien bis zu 30 zusätzliche Mitarbeiter ein, die sich auf Bahnsteigen postieren und darauf achten, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden.