Düsseldorf. .

Das Zitat stammt von Oskar Kokoschka: „Der Krausfakler hat die Fledermausabortfrau ins Bein gebissen, weil sie keine Hoffmannsmusterkleider trägt“. Passt. Als Unterzeile zur „Wiener Glut“, der von der Wienerin Barbara Rüdiger kuratierten Sommerausstellung im KIT, die auch historische Tendenzen der Wiener Werkstätten aufgreift. Es geht um Schnittstellen und Wechselwirkungen zwischen Bildender Kunst, Architektur, Mode und Design. Viele der über zwanzig Künstler sind auch selbst vielseitig, kommen vom Film, der Architektur haben Mode studiert. Und zeigen: Wiener Mut.

Kunterbuntheit

Gutes Beispiel: Jakob Lena Knebl, Jahrgang 1970. Ihre beiden Vornamen sind die ihrer Großeltern. Knebl, die bei Top-Modedesigner Raf Simons studiert hat, steht auf der Kunterbuntheit von Memphis Design: „Fand ich schlimm-ästhetisch.“ Und weil sie sich Ettore Sottsass Werke nicht leisten kann, hat sie sie nachgebaut - aus Alltagsgegenständen und sich selbst. Als Anti-Design, „um Humor mit einem Moment des Politischen zu verbinden“.

Auch die Brasilianerin Roberta Lima projektiert Kunst und Mode körperlich - per Videoinstallationen. Bei der ersten dringen Injektionsnadeln durch Stoff in die Haut, eine zweite zeigt die Befreiung. Lima möchte einen kritischen Dialog über den weiblichen Körper anregen. Im Video von Anna Barfuss tragen „Tiere der Nacht“ High Fashion von Mode-Ikonen wie Hussein Chalayan oder Helmut Lang. Verena Dengler macht schulmeisterliche Handarbeiten, stickt streng zwischen Lebens- und Selbstdekoration, musterhaft nach der Frauenkunst des frühen 20. Jahrhundert.

Wally Salner und Johannes Schweiger befreien Spinde und RAL-Farben aus ihrer Norm, platzieren und gestalten sie neu, zum Beispiel mit einer „Schmutzschleuse“.

Ein anderes Klima

Julia Hohenwarter hat Architektur studiert und jetzt fünf weiße Wände versetzt aufgebaut. Sie beleuchtet sie in Farben der Kleider, die die Models in einer der Schlüsselszenen in Michelangelo Antonionis Kultfilm „Blow up“ trugen. Macht erst so Sinn – wie die beiden weißen Quader, wenn man weiß, dass es „sich küssende Gipsplatten“ sind.

Wien ist nicht weit von Düsseldorf in den Werken in Alexander Wissels „Single Club“, der historische Clubs adaptiert, wie den Ratinger Hof – monatlich am Worringer Platz. Franz Zar und Nadim Vardag haben sich den Katalog zur Ausstellung „Ein anderes Klima“ in der 1988 in der Düsseldorfer Kunsthalle Positionen damaliger Wiener Künste gezeigt wurden.

Irgendwo zwischen Geiß und Ziegenbock, irgendwie mit menschlichen Zügen generiert sich das tierische Teil von kozek hörlonski. Dahinter – und unter dem Lumpenlook des Fabeltiers – verbirgt sich das Duo Peter Kozek und Thomas Hörl. Sie versprechen: „Man kann auch drauf reiten“. Das wollen sie auch tun. Über die Rheinbrücke zum KIT.