Düsseldorf. .
Sie sind schnell, geschickt und vor allem: Sie sind gut organisiert. Speziell an den Bahnhöfen und am Flughafen treiben Taschendiebe ihr Unwesen, und fast immer stecken professionelle Banden hinter den Diebstählen. Deren Zahl ist in den letzten Jahren stark angestiegen.
Professionelle Banden
„5740 Fälle konnten wir 2010 im gesamten Stadtgebiet verzeichnen“, sagt Polizei-Sprecher Wolfgang Wierich. Ein Jahr zuvor waren es noch 3307. Die allermeisten Diebstähle passieren am Hauptbahnhof, fünf bis sechs Mal am Tag schlagen die Verbrecher hier zu. Und es sind so gut wie nie Einzeltäter, weiß Melanie Mörsch von der Bundespolizei. „Die Diebe agieren in organisierten Gruppen von bis zu sechs Personen“. Jedes Mitglied hat eine Spezialaufgabe: Der Aufpasser „scannt“ die Umgebung nach „Störern“ wie Zivilpolizisten. Der Verdecker schirmt den eigentlichen Täter, der sein Opfer bestiehlt, vor Blicken ab – etwa mit Hilfe eines großen Rucksacks. Eine Übernahmeperson schließlich nimmt die Beute sofort in Empfang und verschwindet in der Menge. „Der ganze Vorgang dauert nicht länger als eine Minute“, so Mörsch. Meist bemerke das Opfer den eigentlichen Diebstahl gar nicht – erst, wenn beim nächsten Bezahlvorgang das Portemonnaie plötzlich fehlt. Aber dann ist es meist schon zu spät. Und selbst wenn der Beklaute die Tat sofort bemerkt: Dem Dieb kann oft nichts nachgewiesen werden. Denn die Beute, und damit das Hauptbeweisstück, hat längst die Übernahmeperson. Mit unter fünf Prozent ist die Aufklärungsquote entsprechend gering.
Werden die Diebe doch einmal überführt, drohen ihnen vor Gericht je nach Fall bis zu fünf Jahre Haft, weiß Stefan Coners, Richter am Amtsgericht. „Bei Ersttätern bleibt es allerdings meist bei Geldstrafen“. Ein einheitliches Täterprofil sei übrigens schwer auszumachen, so Coners. Doch seien die Diebe nach seiner Erfahrung im Vergleich zu anderen Delikten häufig Frauen. Eine Einschätzung, die aber mit Vorsicht zu genießen sei.
Die Polizei steuert derweil dem organisierten Klau entgegen. Es gebe verstärkt „spezielle Einsatzmaßnahmen“, so Mörsch; Einzelheiten gibt die Behörde aus taktischen Gründen nicht Preis. Aber Tipps: Häufig stellen die Diebe ein künstliches Gedränge her, um näher an die Opfer zu gelangen. Wer plötzlich in einer sonst leeren Umgebung von allen Seiten bedrängt wird, sollte aufmerksam werden, so Mörsch. Am Bahnhof könne das zum Beispiel beim Einsteigen in Züge oder auf der Rolltreppe passieren. Ansonsten gilt: Wertsachen eng am Körper tragen, Portemonnaies in verschließbaren, möglichst innenliegenden Taschen transportieren. Melanie Mörsch: „Die Diebe sollen es so schwer wie möglich haben“.