Düsseldorf. . Der Hausarzt Michael Sonneck ist Vorsitzender des „Eurovision Club Germany“. Um das große Ereignis vorzubereiten, macht er seine Praxis für zwei Wochen zu - und packt Fan-Tüten mit Party-Perücken, Programmheften und Fremdenführern.
An der Eingangstür zur Aachener 164 steht geschrieben: „Praxis für 14 Tage geschlossen. Wegen Urlaub.“ Von drinnen sind trotzdem ein Stimmengewirr und hektisches Hantieren zu hören. Denn „Doktor Contest“ macht Ferien der besonderen Art.
Michael Sonneck hat die Behandlungs- und Wartezimmer in eine ESC-Geschäftsstelle verwandelt. Schließlich ist der Hausarzt als Vorsitzender des „Eurovision Club Germany“ (ECG) mit knapp 800 Mitgliedern quasi auch ein Gastgeber für den kontinentalen, modernen Minne-Wettstreits in der Arena.
Zwei Wochen Urlaub für den Contest
Zimmerbuchungen und Akkreditierungen koordinieren, Kontakt zu den ausländischen Fanclubs knüpfen und pflegen sowie Ansprechpartner vermitteln: „Das sind für mich momentan spaßig-stressige 16-Stunden-Tage“, sagt der Mediziner schmunzelnd.
Als Wencke Myhre 1968 für Deutschland „Ein Hoch auf die Liebe“ durchs Mikro hauchte, saß der elfjährige Michael Sonneck zum ersten Mal beim Song Contest gebannt vor dem Bildschirm. Schlager aus verschiedensten Nationen und die spannende Kürung des Siegertitels: Das zog ihn in den ESC-Bann. Zunächst vor der Glotze. Doch seit dem Jahr 2000 ist er ununterbrochen live in den Konzertsälen und Stadien in den vordersten Reihen dabei. Der Mediziner nimmt sich dafür immer zwei Wochen Urlaub, um den Contest und das ganze Drumherum in vollen Zügen zu genießen.
Diesmal geht es arbeitsreicher zu. Gestern hieß das Motto: „Tüten packen für die Lena-Anhänger“. Gemeinsam mit einigen Fan-Club-Vorstandsmitgliedern waren Tausende kleinerer und größerer Pakete zu schnüren. Für die 317 glücklichen ECG-Schlagerfreunde, die den Zuschlag für die begehrten Tickets bekommen haben, wurden jeweils drei Karten (für die beiden Semi-Finals und den großen Showdown am Samstag) in Couverts gesteckt. Und für die Fan-Clubs aus ganz Europa gibt’s Gratis-Präsente als Willkommens-Gruß. 2000 Rucksäcke füllten Sonneck und Co. mit Party-Perücken, Programmheften, Fremdenführern und Merchandising-Artikeln der Sponsoren.
Die Hauptarbeit ist erledigt
"Damit ist unsere Hauptarbeit erledigt, ab jetzt ist mehr Zeit fürs Genießen da“, hofft der Hausarzt. Gestern Nachmittag zog es ihn erstmals in die Arena, wo er die Generalprobe fürs erste Halbfinale erleben durfte.
„Dort ist alles im grünen Bereich, der Aufwand gigantisch“, urteilt derweil Erwin Wiesen, zweiter Vize-Präsident des Fan-Clubs. Auch der 40-jährige Förster aus der Eifel befindet sich seit Jahrzehnten auf Schlager-Pirsch: „Nahezu alle Teilnehmer sind sich einig: Mit den riesigen LED-Wänden und der ausgeklügelten Technik präsentiert das Fernsehen hier das bislang am professionellsten gestaltete ESC-Finale überhaupt“, lobt der Sonneck-Mitstreiter.
ESC-Logos in der ganzen Stadt
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Und sieht auch sonst die Düsseldorfer als gute Gastgeber. „Auf Plakaten, Bannern und Fahnen: In der ganzen Stadt ist das ESC-Logo zu finden. Zudem sind die Wege in die Altstadt und zur Arena bestens gekennzeichnet und ausgeschildert. Auch das reichhaltige Rahmenprogramm bietet den Gästen und den Düsseldorfern viel Auswahl“, frohlockt der Förster.´
Neben dem Finale fiebert er sich mit Sonneck einem Punkt im Rahmenprogramm entgegen, den der Fan-Club mitorganisiert hat. Am Freitag heißt es um 19.30 Uhr vom Rheinufer aus: Leinen los! Auf dem „EuroBoat“ steigt eine dreistündige Musik-Feierlichkeit, unter anderem mit der Gruppe „Wind“, die Deutschland auch einmal beim ESC vertreten hat. Für die Schiff-Tour gibt es noch einige Restkarten zu 25 Euro, die im Quartier Boheme an der Ratinger Straße (Öffnungszeiten: 11 bis 18 Uhr) gekauft werden können.