Düsseldorf. .

Auch wenn er in diesem Rahmen nicht zeitgemäß erschien. Der gute alte Bertolt Brecht durfte dann doch nicht fehlen. Das Radiosystem, urteilte der Dichter und Dramatiker in den 60er Jahren, werde erst dann Kommunikationssystem, wenn jeder Hörer selber senden kann.

Wie auch immer. Die Zukunft hat er jedenfalls klug vorausgeahnt, gab Museumschef Werner Lippert gestern im NRW-Forum zu bedenken. Heute darf jeder öffentlich senden, schreiben, kommentieren, kritisieren. Meinungen fließen ungehemmt und ungefiltert in die multimediale Welt hinein. Und so ist das NRW-Forum dem Zeitgeist zumindest hart auf den Fersen, wenn es seine neue Ausstellung von den Besuchern selbst gestalten lässt. Genauer gesagt von Usern der Internet-Plattformen YouTube und Co., die ihren Lieblingsbands selbst gedrehte Videos widmen. 50 davon bündelt das Museum jetzt unter dem Titel „Internet killed the Video Star“ in einer Internet-Ausstellung.

Das Fernsehen und MTV haben ausgedient, heute dreht jeder eigene Beiträge und stellt sie ins Netz. Plattformen wie YouTube, Video.com und MyVideo erfreuen sich wachsender Beliebtheit und werden von geschäftstüchtigen Popstars auch gepflegt und bedient. Längst rufen Musikgrößen wie Madonna, Björk und Lady Gaga Fans in Wettbewerben dazu auf, Videos einzustellen. Die Formen sind vielfältig. Es entstehen Live-Konzertmitschnitte, Hommagen, Persiflagen, Parodien, aber auch durchaus kritische Beiträge über den Lieblingsstar oder die Lieblingsband.

Bis in alle
Ewigkeit

Rund 50 Spots, jeder rund drei Minuten kurz, zeigt das NRW-Forum nun unter Stichworten wie „Slideshow“, „Stop Motion“ oder „Fan Video“. Man bewegt sich dabei horizontal durch Raum und Zeit, Animationsfilme sind ebenso zu sehen wie Schnipsel aus TV-Programmen. Ein (Internet-)Raum widmet sich der Band Radiohead, internette Profis, die zwar noch Musikvideos produzieren, diese jedoch ausschließlich im Netz veröffentlichen. Ein anderer ist für Facebook-Kommentare reserviert. Die Auswahl trafen Lippert und Mitarbeiter – auch künftig sind Musikfans aufgerufen, Beiträge beizusteuern. So wird die Ausstellung im Laufe der Zeit immer größer werden. Aktuell dauert es rund zwei Stunden, bis man am PC, Laptop oder IPod alles gesehen hat.

Eins haben alle Spots gemeinsam. Sie wurden von und für Fans und Laien gedreht und eingestellt. „Ein Phänomen“, kommentiert Lippert. Vor rund zehn Jahren präsentierte das NRW-Forum noch eine Musikvideo-Ausstellung auf rund 100 Monitoren im Museum, heute beschränkt es sich aufs Netz.

„Eine Dokumentation und Aufbereitung“ nennt Lippert das Projekt. Die Zukunft des Ausstellungsbetriebs sieht er darin jedoch nicht. „Alles was optisch und haptisch erfahrbar ist, muss man auch nach wie vor physisch zeigen.“

Dabei ist der virtuelle Rundgang eine unendliche Geschichte. Theoretisch läuft er für immer und ewig und ist weltweit zu sehen - und das bei minimalen Kosten. YouTube-Beiträge fließen automatisch ins virtuelle Museum ein.

www.nrw-forum.de/videostar