Düsseldorf. Die Arbeiten am neuen U-Bahnhof Graf-Adolf-Platz sind weit vorangeschritten.

Verkehrte Welt? Mit einem gigantischen Kraftakt wurde die neue U-Bahn-Tunnelöhre unter der City vom S-Bahnhof Bilk bis zur Benrather Straße gebaut und der Schienenstrang für die Diesel-Loks verlegt. Und jetzt? Die Gleise sind wieder weg. Und die Röhre, durch die in nicht mal vier Jahren die silbernen modernen U-Bahnen rauschen sollen, wird unter dem Graf-Adolf-Platz mit Kies verfüllt. „Das muss so sein“, „das ist nach Plan“, versichern die Projektleiter Gerd Wittkötter (Stadt) und Benno Ferriére. (Bilfinger Berger). Beim U-Bahnbau muss auch mal die Wiederholungstaste gedrückt werden.

Tatsächlich hat sich dieses Verfahren bewährt und ist unterm Strich auch deutlich günstiger: Die Tunnelbohrmaschine fertigte die Röhre in einem Arbeitsgang - praktisch in einem Stück ohne Unterbrechung. Im Bereich der U-Bahnhöfe muss die nur 9,50 Meter breite Röhre aber nachträglich wieder abgerissen werden, wird so die Tunneleinfahrt und -ausfahrt an den Haltepunkten geschaffen, kommen dazwischen zu einem späteren Zeitpunkt die 125 Meter langen Bahnsteige.

Sicherheit hat
absoluten Vorrang

Doch einen Hohlkörper im Untergrund kann man nicht so einfach beseitigen. Auf die Röhre lastet ein starker Druck. Sie muss zuerst durch ein nicht mal 1,50 Meter großes Loch verfüllt werden, um Druckunterschiede auszugleichen und ungewollte Erdbewegungen zu vermeiden. Also erst den Kies rein und dann wieder raus - und zwar zeitgleich mit dem dem Gesamtaushub im U-Bahnhof Graf-Adolf-Platz. Allein dort werden 54 000 Tonnen Boden herausgeholt. Meter für Meter. Zusätzliche Anker sorgen für die nötige Festigkeit an den Schlitzwänden.

Gerd Wittkötter steht gerade 15 Meter in der Tiefe, mittendrin im „U-Bahnhof Graf-Adolf-Platz“, in einer der größten unterirdischen Baustellen. Hier sind die Arbeiten am weitesten vorangeschritten. Im Herbst ist der Aushub fertig, Ein Jahr später der Rohbau. Dann kann das neue Gleisbett auf der neuen Sohle errichtet werden.

Der Projektleiter zeigt auf eine Stütze, die eine enorme Last trägt - aber später nicht mehr benötigt wird. Und er zeigt auf die fast 40 Meter tiefen Schlitzwände, die jetzt dem Außendruck standhalten müssen, später aber völlig überflüssig sein werden. Der künftige Baukörper verfügt dann über eine eigene äußerst stabile Hülle, so dass die Schlitzwände samt Anker eigentlich entfernt werden könnten. Aber der riesige Bauschrott bleibt in der Erde, denn bis heute, so Wittkötter, gibt es kein Verfahren, mit dem Schlitzwände wieder herausgezogen werden.

Von den Bahnhöfen der Wehrhahnlinie wird der am Graf-Adolf-Platz zuerst fertiggestellt. Sobald die meisten Arbeiter dort abziehen, sind die Künstler am Zug, setzen ihre eigenen Akzente und Farbtupfer, so dass der Fahrgast über einen bunten Linienstrom von der Oberfläche zum Bahnsteig geführt wird. Aber das ist eine andere Geschichte.