Pornoqueen oder Pop-Malerin? Wenn Dolly Buster zum Pinsel greift und Größen des Stummfilms in poppigen Farben auf Leinwand bannt, erreicht der Begriff „Pop-Art“ eine neue Dimension.

Schon längst steht die gebürtige Pragerin, die, laut Internet-Lexikon, „angeblich 1969 geboren ist“, nicht mehr als Hardcore-Diva vor, sondern hinter der Kamera. Nur wenige wissen, dass die erfolgreiche Filmproduzentin in ihrem Weseler Haus nicht nur Erotikstreifen dreht, sondern auch malt. Und die Bilder jetzt auch noch ausstellt. In der Galerie Mensing, in der Sevens-Galerie. Also auf der Königsallee, wo sonst? Der Zeitpunkt war geschickt gewählt: an dem Wochenende, an dem Düsseldorfer und Kölner Galerien erstmals gemeinsam zu Vernissagen einluden. Der Andrang war groß.

Mit Acryl, Kreide-Pastell und Kohlestift geht sie ans Werk. Akte, Gesichter, mal mit mächtig geschminkten und gewölbten Schmoll-Lippen, dann mit verklärtem Blick. Manches erinnert an Pop-Art oder Comic-Art. Doch die glatten Oberflächen zerstört Dolly Buster. Raster, Farbschnipsel- und Streifen legen sich wie ein Netz über die plakativen Gesichtszüge, lösen sie beinah auf. „Strapskatze“, „Virgin Serie“, „Dollywood“, „Küss mich bevor du gehst“ oder „St. Madonna de Sade“ – die Titel ihrer Bilder sprechen für sich. Die Preise reichen von 950 bis 10.000 Euro. Malen – ein zweites Standbein? „Nein, ich stehe ganz gut auch so auf dem Boden,“ meint sie. Von der Kunst müsse sie nicht leben. „Ich will nichts daran verdienen,“ sagt die blonde Geschäftsfrau und Ex-Sexbombe mit zarter, aber fester Stimme. „Den Erlös aus dem Verkauf spende ich an mehrere Tierschutz-Organisationen.“

Als Kind habe sie schon in Prag mit dem Malen begonnen. Aber dann, als sie mit ihren Eltern nach Deutschland kam, habe sie eine Pause eingelegt. „Erst als ich aufhörte, als Akteurin in Filmen aufzutreten, hatte ich wieder Zeit dazu.“ Als Externe gastierte sie ein paar Mal an der Kunstakademie, war aber nie offiziell als Studentin eingeschrieben. Mittlerweile malt sie fünf bis 30 Bilder pro Jahr, hat schon an vielen Orten (wie auch in Duisburg) ausgestellt und verkauft. Dollys Kunst passt gut zur Schnell-Lebigkeit unserer Tage.

Warum sie gerne Stummfilmstars (wie Humphrey Borgart) konterfeit? „Deren Gesichter haben einen stärkeren Ausdruck als heutige Stars.“ Und: „Ich erzählen mit meinen Bildern Geschichten,“ erklärt sie. „Ich habe weder eine politische Botschaft, noch will ich mit der Kunst die Welt verändern.“ Was wäre, wenn die Bilder ohne ihren Namen ausgestellt würden? Dolly Buster: „Ich glaube, das käme den Bildern zugute. Denn durch meinen Namen stehen sie immer in Verbindung mit Boulevard. Und das ist schade.“ Ob Kitsch, Plakatkunst oder echte Kunst? Diese Frage möge der Betrachter für sich beantworten. Bis 19. September, bei Mensing, 2. Etage Sevens-Galerie, Königsallee. Infos: 13 65 193