Düsseldorf..

Big Brother macht sich in Düsseldorf immer breiter. Vor allem die Deutsche Bahn und die Rheinbahn planen, weitere Überwachungskameras zu installieren. Zwar existiert keine Statistik, aber die Zahl der Kameras geht sicherlich in die Tausende.

Videokameras sind überall in Düsseldorf installiert: in Bahnhöfen, in Zügen, in Bädern, in Kaufhäusern, sogar im Herzen der Altstadt und auch vor einigen Schulgebäuden - etwa am Rather Kreuzweg. Vor allem die Deutsche Bahn und die Rheinbahn planen den weiteren Ausbau. Befürworter verweisen darauf, dass viele Fahrgäste das wollen, Kritiker wehren sich gegen eine Überwachung.

Der Landesbeauftragte für Datenschutz achtet darauf, dass Persönlichkeitsrechte gewahrt werden und setzt Maßstäbe. „Orte der Kommunikation“ wie Schulhöfe und Cafés sind tabu, betont Sprecherin Bettina Gayk. So hatte auch die frühere Forderung des CDU-Abgeordneten Olaf Lehne keine Chance, die gesamte Bolkerstraße ins Visier zu nehmen. Die Kameras hätten die Terrassen-Gäste beim Plaudern aufgezeichnet.

Daten in der „Black Box“

Die Polizei hat mit ihren Kameras ausschließlich den Bolker Stern im Blick. Seit fünf Jahren werden die Bilder direkt in die nahe gelegene Wache gesendet. Der Bolker Stern ist nach wie vor ein Brennpunkt. Das Präsidium spricht trotzdem von einem Erfolg: „Wir können zwar den ersten Schlag bei einer Prügelei nicht verhindern, aber wir verhindern, dass auf den am Boden Liegenden weiter eingetreten wird und Schlimmeres geschieht. Unsere Kräfte in weniger als 45 Sekunden vor Ort sind“, erklärt Polizeisprecher Andreas Czogalla.

Generell, so fordert es der Datenschutz, sollten Aufzeichnungen spätestens nach zwei Arbeitstagen gelöscht werden. Befürwortet wird eine „Black Box“, in der die Festplatte vor unberechtigtem Zugriff gesichert ist. Als „privatsphärenfreundlich“ lobt Bettina Gayk das Projekt der Rheinbahn, an den Haltestellen erst bei einem konkreten Verdacht oder nach einem Notruf die Aufnahmetaste zu drücken. Ansonsten muss der gelegentliche Blick des Disponenten auf die Monitore in der Leitstelle reichen.

317 Kameras an 41 Haltepunkten

Die Rheinbahn verfügt über 317 Kameras an 41 Haltepunkten. Im April werden sechs Haltestellen auf der Strecke der Linie 712 aufgerüstet. In Zukunft sollen 80 Prozent der über 700 Busse und Bahnen mit Kameras ausgestattet sein. Schon jetzt heißt es in 120 Bussen und 58 Stadt- und U-Bahnen: Kamera läuft! „Das erhöht das Sicherheitsgefühl. Unsere Kameras sollen auch abschrecken“, betont Sprecherin Heike Schuster. Ob sich Vandalen davon beeindrucken lassen, „müssen wir noch beobachten“.

Immerhin: Die Rheinbahn kommt denjenigen Fahrgästen entgegen, die sich im Bus oder in der Bahn nicht aufzeichnen lassen wollen. Für sie wurden mit Aufklebern gekennzeichnete „videobeobachtungsfreie Zonen“ ausgewiesen. Heike Schuster: „Dorthin reicht der Blick der Kameras nicht.“

Ein Verfechter der Videoüberwachung ist DB-Bahnhofsmanager Jörg Seelmeyer. „Am S-Bahnhof Hellerhof nahmen die Zerstörungen um 50 Prozent ab, seitdem wir dort Kameras einsetzen. Und die Fahrgäste fühlen sich sicherer.“Bisher werden nur sieben der 25 S-Bahn-Haltestellen überwacht. Jedes Jahr sollen zwei hinzu kommen.

Allein 70 Kameras am Hauptbahnhof

Mit 70 Kameras nimmt der der Hauptbahnhof einen Spitzenplatz in Düsseldorf ein. Selbst auf Einrichtungen, in denen man es nicht gleich vermutet, wird ein waches Auge geworfen: Die Bädergesellschaft hat 107 Kameras in acht Bädern. Die sind u.a. auf Kassen und Wertschließfächer gerichtet, aber auch auf Außenbecken (z.B. Münstertherme und Düsselstrand), damit sofort Hilfe da ist, wenn es einem Badegast plötzlich schlecht geht.

In einem spektakulären Fall setzt die Polizei ganz gezielt auf die Videoüberwachung. So hofft die Mordkommission, dass die Killer, die am 17. Juni einen früheren Regierungsbaudirektor und seine Tochter in Hassels erschossen, auf dem Fluchtweg quer durch die Republik von einer der vielen Autobahnraststätten-Kameras aufgenommen wurden. Die Auswertung läuft noch.

Und: Die Polizei konnte den schweren Unfall auf der Huschberger Straße (30.11.2010), bei dem ein 30-jähriger Mann überfahren wurde, nur mit Hilfe von zwei Kameras rekonstruieren, die an einem Privatgebäude befestigt waren.