Düsseldorf. .

Premiere im Tanzhaus NRW in Düsseldorf: Bei Stephanie Thiersch & Angela Melitopoulos/Mouvoir ging es in „As if (we would be)“ um Bewegung und Identität und auch um die Qualität des Nachahmens.

Der Ort auf der Bühne: ein Wartesaal im Flughafen, Sitzschalen, Abgrenzungsständer mit roten Gurten, zwei Videoleinwände zeigen einen realen Schauplatz. Die sieben Akteure: die Tänzer und Tänzerinnen von Mouvoir.

Sie kommen aus den Publikum, von außen - werden in eine Situation gebracht, die bestimmte Verhaltensmuster, bestimmte Codes einfordert. Das hat die Choreografin Stephanie Thiersch und die Videokünstlerin Angela Melitopoulos fasziniert. Zunächst gelangweilt lassen sie ihre Protagonisten im Raum stehen, sie hängen sozusagen zwischen den Seilen, die ihre Bewegungen im Zaum halten. Sie nehmen die verlegenen oder gelangweilten Posen des Wartenden ein, die Hand am Mund, den Ellenboden auf die andere Hand gestützt, und langsam kommt Bewegung in das Geschehen.

„Du bist wichtig“

Elektronische Störgeräusche durchdringen die Hintergrundmusik. Die Schritte werden schneller, bis einem der Tänzer der Kragen platzt. Mit explosiver Gewalt, reißt und tritt er die Begrenzungspfosten um, löst die Gruppe aus dem codierten Umfeld.

In den 75 Minuten von „As if (we would be)“, das im Rahmen des Temps D’Images-Festivals im Tanzhaus NRW in Düsseldorf Premiere hatte, geht es also um Bewegung und Identität und auch um die Qualität des Nachahmens, wenn die Tänzer die Gesten des Alltags in poetisch-tänzerische Abläufe ändern. Viviana Escalé und Inés Hernandez stechen hervor, letztere in einem wunderschönen Duett mit ihrem Partner, unter- und nebeneinander bewegen sie sich über den Boden.

Gegensatz zwischen dem Einzelnen und der Gruppe

Mit modernen Beschwörungsformeln der Bestätigung - „Du bist wichtig“ - geht es ab in die Disco, später wird es das Fitnessstudio sein, dessen vorgegebene Tätigkeiten in Workout- und Jogging-Choreografie umgemünzt werden. Immer wieder wird der Gegensatz zwischen dem Einzelnen und der Gruppe in Bilder umgesetzt, wenn die anderen Hernandez in die Höhe heben und in zu unmöglichen Posen zerren und biegen.

Leider gibt es auch einen Hang zum Grotesken, der sich in irrem Lachen und Grimassieren äußert, bewusstes Aufbrechen der Stimmung wahrscheinlich, aber auch ein wenig aufgesetzt. Am Ende eskaliert die Gewalt. „As if (we would be)“ ist ein ambitioniertes Stück, in dem bewegende Szenen im Gedächtnis bleiben. Langer Applaus.