Düsseldorf. .

Mit dem neuen Stück „Der zweite Schlag“, das im FFT-Juta in Düsseldorf aufgeführt wurde, waren die Jugendlichen von Kabawil ganz nah dran am Thema Gewalt und an der Erkenntis: Die Einteilung in „Täter“ und „Opfer“ ist nicht so schlüssig.

„Der zweite Schlag“, sagt einer der Darsteller von Kabawil, „ist der wichtigste von allen, danach bin ich oben oder unten, aber ich war noch nie unten, ich kenne das gar nicht, ich kann mir das auch gar nicht vorstellen...“ Dieser finale Hieb bildet den Titel des neuen Stücks des Vereins Kabawil, der sich zum Ziel gesetzt hat, Jugendlichen über die Kulturarbeit neue Perspektiven für das Leben zu eröffnen. In „Der zweite Schlag“, das im FFT-Juta in Düsseldorf aufgeführt wurde geht es um Gewalt. Ein brisantes und aktuelles Thema.

Packende Raps

Michael Müller hat einen Text zu diesem Thema geschrieben, inspiriert hat ihn eine Gewaltszene in der U-Bahn, sechs Jugendliche, ein Erwachsener. Die jungen Männer und Frauen, die auf der Bühne agieren, sind im Stück schon einen Schritt weiter. Sie sind in einem Erziehungscamp gelandet. Klar und deutlich das Bühnenbild:eine offene Fläche, Boxsäcke im Hintergrund, Matten an den Rändern. Tüten stehen vor den Kids. Die beiden Leiter (Maeva Maria Ferstl und Bastian Sierich) üben ein strenges Regiment, weg mit Schmuck und Handys, raus aus den Designerklamotten, rein in die uniformen T-Shirts und Jogging-Hosen in den Tüten.

Ein Drama bahnt sich an

Von hier an entwickelt sich eine packende Performance, in der sich emotionale Einzelgespräche, mit der jungen Mutter, dem Brandstifter, mit vitalen Tanzszenen abwechseln, in denen die Jugendlichen zum Teil Spektakuläres leisten. Und man bekommt mehr als eine Ahnung davon, dass die Einteilung in „Täter“ und „Opfer“ nicht so schlüssig ist. Denn der Schläger aus dem Eingangszitat, der sich oben wähnt, ist ja in Wirklichkeit unten, und wer Gewalt ausübt, hat zuvor Gewalt erlitten. Ein Drama bahnt sich an, als sich die Tochter der Campleiter in einen der Straftäter verliebt. Am Ende geschieht nichts Schreckliches, aber auf ein Happy End wird auch verzichtet.

Das Stück, in Zusammenarbeit mit dem FFT und dem Zakk produziert, verzichtet bewusst auf pädagogische Beweisführung. So bleiben die Raps im Kopf, die Gesangseinlagen und die gelungenen Moves des Ensembles, das vor Energie nur so vibriert.