Scherben bringen Glück. Aber nicht Altweiber. Damit sich nicht wieder hunderte Narren an Splittern zerbrochener Bier- und Schnapsflaschen verletzen, erheben seit gestern fast alle Altstadt-Getränkeverkäufer einen Euro Extra-Pfand auf jede Flasche
Scherben bringen Glück. Aber nicht Altweiber. Damit sich nicht wieder - wie vergangenes Jahr - hunderte Narren an Splittern zerbrochener Bier- und Schnapsflaschen verletzen, erheben seit gestern fast alle Altstadt-Getränkeverkäufer einen Euro Extra-Pfand auf jede verkaufte Flasche. Initiator Dirk Schaper von der Altstadtgemeinschaft kann zwar nicht verhindern, dass es trotzdem auf der Bolker Straße und vor dem Rathaus-Vorplatz knirscht und splittert, weil mit steigendem Alkoholpegel immer mehr Flaschen auf dem Pflaster zerplatzen. Aber: Eine erste Einschätzung am Abend zeigt doch, dass es diesmal insgesamt weniger Glasbruch gibt.Und auch weniger Verletzte. Bis 18.30 Uhr melden die Sanitätsstellen in der Altstadt rund 25 Verletzte mit Schnittwunden. „Das ist deutlich weniger als letztes Mal”, so Hartmut Gohla, Sprecher der Johanniter-Unfallhilfe. Ein Teilerfolg also. Zu einem endgültigen Urteil wird die Altstadtgemeinschaft erst kommen, wenn alle Zahlen der Müllmänner und der Sanitäter vorliegen. Schaper: „Ich freue mich jedenfalls, dass 18 Verkäufer mitmachen. Allein heute früh sind noch mal vier dazugekommen.” Karlheinz Bergers verlässt sich lieber auf seine Schuhe. Die haben besonders dicke Sohlen. Und das ist gut so. Der Mann geht über Scherben. Keine Flasche hält ihn auf - weder eine zersplitterte noch eine betrunkene. Auch wenn die Altstadt fest in der Hand der Narren ist. Narrenfreiheit gibt es trotzdem nicht. Und so machen sich Berger und seine Kollegen vom Ordnungsamt auf die Pirsch nach jugendlichen Trinkern und Wildpinklern, wollen Streithähne auseinanderhalten und stets zur Stelle sein, wo Hilfe benötigt wird.
Diesmal haben die 80 städtischen Ordnungshüter weniger als vor einem Jahr zu tun. Die ersten Zahlen um 18 Uhr: lediglich zwei Schlägereien. 38 Jugendliche werden beim Alkoholtrinken ertappt. Die Feuerwehr registriert nur 20 Rettungstransporte, die Sanitäter leisten 70 Mal Hilfe. Die Polizei meldet: „Keine besonderen Vorkommnisse.” Abwarten, die Nacht ist noch lang.
Bergers nutzt den Tag. Mit zwei Mitarbeitern bildet er ein Dreier-Team. Die Streife kontrolliert pausenlos junge Leute und lässt sich ihre Ausweise zeigen. Sind so viele 18-Jährige, die noch wie 15 aussehen. Ihnen kann er das Trinken nicht verbieten. „Passt auf Euch auf”, gibt der Ordnungshüter den Mädchen und Jungen immer wieder auf den Weg. Andere passen nicht auf. Sie bemerken zu spät, dass die Ordnungsmacht schon hinter ihnen steht, während sie an der Häuserwand urinieren. Ob an der Zollstraße, am Alten Hafen oder in einer anderen Seitengasse jenseits der Bolker Straße: überall Wildpinkler.
Und immer dieselben Kommentare: „Ist doch Karneval”, „Wo soll ich denn sonst hin?”, „Machen Sie doch mal eine Ausnahme!” Macht Karlheinz Bergers nicht. Der Verstoß kostet 35 Euro - basta. Die Zahlungsaufforderung kommt per Post. „Nehmen Sie es sportlich und halten Sie sich künftig an die Regeln”, rät er den einen oder anderen, der sich über die Höhe des Verwarnungsgeldes ärgert. Er setzt auf Einsicht: „Die Anwohner beschweren sich doch zu Recht über den Gestank vor ihrer Haustür.”