Düsseldorf. .
Zuerst war nur ein Fuß zu sehen, dann schob sich langsam die Trage über die Dachkante, um in die Tiefe abgeseilt zu werden: Auf der Trage - in gut 180 Metern Höhe - lag angeschnallt, gesichert und gut gelaunt Feuerwehrdezernentin Helga Stulgies.
Begleitet von einem Kollegen der Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr ließ sich Stulgies am Freitag vom höchsten Gebäude der Stadt „retten“. Ein Vergnügen mit ernstem Hintergrund.
Training
auf Zeit
Zwei bis drei mal im Jahr nutzen die rund 40 Beamten, die zur Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr gehören, die Gelegenheit an dem insgesamt 240 Meter hohen Turm ihre Abseil-Künste zu trainieren. Denn Training und Erfahrung gehören zu den wichtigsten Elementen ihrer Arbeit. „Hier muss jeder Handgriff sitzen“, erklärt Jörg Janssen, Leiter der Höhenretter. „Dabei muss es gleichzeitig sehr schnell aber auch sehr sicher zu gehen. Aus diesem Grund trainieren wir auch immer wieder auf Zeit.“
Seit die spezielle Einheit 2001 gegründet wurde, werden die kletternden Feuerwehrmänner - Frauen sind noch nicht dabei - für besondere Rettungseinsätze aus Höhen und in Tiefen eingesetzt. Seit ihren Anfängen haben sie bereits bei 500 solcher Einsätze erfolgreich geholfen: verwirrte Personen geborgen, Brände in Industrieschächten gelöscht oder bei Unwetter Reparaturen an Mobilfunkanlagen oder Datenstrom-Antennen durchgeführt.
Weit über die Hälfte der deutschen Berufsfeuerwehren verfügen heute über solche Spezialtruppen. Die rund 40 Männer aus Düsseldorf sind aber die besten im ganzen Land. Das bewiesen sie in vergangenen Jahren bei den bundesweiten Vergleichswettbewerben. Dort gewannen sie drei Mal, zweimal belegten sie den zweiten Platz. Am 13. November wollen sie ihren Titel verteidigen. Dabei geht es ihnen aber nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern um eine weitere Gelegenheit ihre Fähigkeiten zu trainieren. „Hier lernen wir neue Techniken, um noch schneller zu werden“, so Janssen.
Stationiert sind die Düsseldorfer Höhenretter auf der Münsterstraße. Zu Einsätzen fahren immer fünf Männer. Ausgebildet sind sie gleichzeitig als Feuerwehrmänner und Rettungsassistenten - „für den Fall, dass direkt vor Ort eine ärztliche Versorgung notwendig ist“, erklärt Janssen.
Ihre Ausbildung umfasst einen zweiwöchigen Grundlehrgang, im Jahr müssen außerdem 72 Pflichtübungsstunden abgeleistet werden. „In unseren Ferien fahren wir außerdem oft zusammen in die Berge oder andere Klettergebiete“, erklärt der Chef. Für viele ist ihr Beruf eine Passion.
Helga Stulgies hatte nach gut einer halben Stunde wieder festen Boden unter den Füßen. Sie strahlte über das ganze Gesicht: „Es war hervorragend. Wenn man nicht in Not ist, dann ist das eine unglaubliche Erfahrung.“ Am liebsten würde sie es gleich wieder machen, „immerhin haben wir hier die beste Truppe Deutschlands“, lobt die mutige Dezernentin „ihre“ Mannschaft.