Düsseldorf. .

Ein 46-jähriger Familienvater hat gestanden, in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Sexualdelikte in Deutschland, den Niederlanden und Belgien begangen zu haben. Der Mann habe von etwa 1000 Fällen gesprochen, sagte der Chefermittler der Polizei Krefeld, Reinhard Freuen, am Dienstag (20. Juli) in Düsseldorf. Er habe in den Vernehmungen eine „Lebensbeichte“ abgelegt.

Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Düsseldorf legte die Polizei Einzelheiten zur Anklage gegen einen der mutmaßlich schlimmsten Sexualverbrecher Deutschlands vor. Demnach soll der Schlosser aus Ahrweiler in der Eifel in den letzten beiden Jahrzehnten bis zu 1000 Sexualdelikte, darunter 20 Vergewaltigungen, begangen haben. Zum Motiv sagten die Ermittler, der zweifache Familienvater habe ein massiv gestörtes Verhältnis zu Frauen.

Laut Staatsanwaltschaft hat der Mann gestanden, neun Vergewaltigungen in Deutschland und elf in Belgien begangen zu haben. Dabei war er jeweils maskiert in Wohnungen oder Büros eingebrochen und hatte Frauen überfallen.

In den mehr als 900 übrigen Fällen will er mit der „Mitleidsmasche“ Frauen dazu gebracht haben, ihn sexuell zu befriedigen. „Er hat angegeben, sich als Behinderter ohne Arme ausgegeben zu haben“, sagte Staatsanwalt Johannes Mocken. „Er hat nach eigenen Angaben eine Vielzahl von Frauen dazu gebracht, ihn zu befriedigen.“ Da dies freiwillig geschehen sei, seien diese Taten auch nicht strafbar.

„Das hat er gewusst, er hat sich deshalb in seinen Vernehmungen auch damit gebrüstet“, sagte Freuen. Die Aussagen des Mannes habe man auf 590 Seiten zusammengefasst, er habe quasi eine Lebensbeichte abgelegt. Der zweifache Familienvater habe angegeben, er selbst habe als Legastheniker eine Lese- und Schreibschwäche und fühle sich deshalb zurückgesetzt. Er habe es beruflich im Leben nicht weit gebracht, Frauen würden ohnehin ständig bevorzugt. Er habe es sich deshalb zum Ziel gesetzt, sich vor allem hochintelligente Frauen zu unterwerfen. „Als Opfer hat er deshalb vor allem Studentinnen oder Ärztinnen ausgewählt“, sagte Freuen.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat Anklage in neun Fällen erhoben. Dabei handelt es sich jeweils um Vergewaltigungen, die der Mann in Düsseldorf, Aachen, Krefeld, Bonn und Köln begangen hat. Alle neun Taten hat er gestanden. Eingeräumt hat er ebenfalls elf weitere Vergewaltigungen in Belgien. Ob er im Anschluss an den Prozess in Deutschland noch nach Belgien ausgeliefert wird, ist noch offen.

Sowohl die Familie des Mannes als auch Freunde, Arbeitskollegen oder Bekannte hatten von dem Doppelleben nichts geahnt. „Er hat 20 Jahre lang mit niemandem über seine Taten gesprochen“, sagte Mocken. „Wir gehen davon aus, dass er nahezu seine gesamte Freizeit dazu genutzt hat, um teilweise Hunderte Kilometer durch die Gegend zu fahren und nach potenziellen Opfern zu suchen. Der Fall ist sehr außergewöhnlich, wenn nicht gar einmalig.“

Bei einer Verurteilung drohen dem mutmaßlichen Serienvergewaltiger bis zu 15 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung. Der Prozess soll noch in diesem Jahr beginnen. (ddp)