Düsseldorf. .

Fast drei Wochen nach dem Doppelmord in Düsseldorf, sind noch längst nicht alle Spuren ausgewertet. Die Polizei hält sich zurzeit sich mit Informationen für die Öffentlichkeit zurück, denn sie will die Ermittlungen nicht gefährden.

Die Türen in der zweiten Etage des Polizeipräsidiums in Düsseldorf, hinter denen sich 30 Ermittler der Mordkommission „Altenbrück“ die Köpfe zerbrechen, bleiben zu. Nichts soll nach außen dringen. Cheffahnder Udo Moll lässt sich nicht in die Karten schauen. Die Spekulationen in den Medien über das mögliche Motiv des mysteriösen Doppelmordes in Düsseldorf-Hassels - von Verstrickungen in die Yoga-Szene bis zu Gerüchten über eine Beziehungstat - nimmt er zur Kenntnis, kommentieren tut er sie nicht. Warum auch? Der Zeitpunkt, die Ermittlungen in eine bestimmte Richtung zu konzentrieren, käme viel zu früh. Zu groß wäre dann die Gefahr, auf eine möglicherweise falsche Fährte zu setzen. Denn heute, fast drei Wochen nach den tödlichen Schüssen, sind noch längst nicht alle Spuren ausgewertet.

Solange diese äußerst aufwendige Arbeit nicht abgeschlossen ist, können keine eindeutigen Schlüsse gezogen werden, darf der Kreis der möglichen Verdächtigen nicht zu eng gezogen werden. Es ist eine Sisyphus-Arbeit, ein unglaublich kompliziertes Puzzle.

Ein Tatort und seine besonderen Umstände

Das liegt in diesem Fall auch an den besonderen Umständen. Der Ort des Dramas: zwei zusammengelegte Wohnungen in der ersten Etage der Altenbrückstraße 43. Auf diesen hundert Quadratmetern hinterließen am 17. Juni nicht nur die beiden Täter und die dreiköpfige Familie ihre Spuren, sondern auch viele andere Personen, die dorthin alarmiert worden waren: Polizisten und Notfallseelsorger, die die unter Schock stehende Eleonore S. (81) betreuten, Sanitäter und Notärzte, die sofort mit den Wiederbelebungsversuchen begannen. Der Ehemann Helmut (82) starb noch vor Ort, seine 39-jährige Tochter Mara wenig später im Krankenhaus.

Zurück blieb ein durcheinander gebrachter Tatort, wo viele viel angefasst hatten. Allein, um festzustellen, dass es keinerlei Aufbruchspuren gab, brauchte man drei Tage.

Verhindern lässt sich so etwas nicht. Die Menschenrettung und die Versorgung der Opfer hat immer Vorrang vor der Sicherung des Tatortes.

Das wussten die Experten der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle (KTU). Ebenso, dass es lange dauern würde, bis sie penibel jedes Härchen, jeden Fingerabdruck, jedes Teilchen endlich gesichert und mit einer Nummer versehen haben: insgesamt 237 Spuren!

Die müssen mit genetischem Material aller bekannten Personen, ebenso der Retter und der Polizisten, die vor Ort waren, abgeglichen werden. Denn nur so lässt sich das „fremde Material“ heraussieben, das möglicherweise den beiden Mördern zugeordnet werden kann.

„Wir sagen nichts...“

„Wir sind mit der Tatortarbeit noch nicht fertig“, erklärte Polizeisprecher André Hartwich. Zwar gab es am vergangenen Freitag erste Ergebnisse aus dem Labor des Landeskriminalamtes, aber auch die bleiben vorerst geheim. Staatsanwalt Andreas Stüve: „Wir sagen zum gegenwärtigen Zeitraum nichts.“ Der Deckel bleibt auf dem Topf, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Auch über die Familie, die seit über 30 Jahren zurückgezogen in Hassels lebte, werden keine Einzelheiten bekannt.

Die Mordkommission wird sich wohl erst dann erneut an die Öffentlichkeit wenden, wenn sie die Täter ermittelt hat oder mit einer neuen heißen Spur den Fahndungsdruck erhöhen will. Bisher kamen 50 konkrete Hinweise aus der Bevölkerung. Mit Hilfe eines Zeugen konnte bereits ein Phantombild eines Verdächtigen angefertigt werden.