An der Rheinkniebrücke nagt der Rost, jetzt bekommt sie ein neues Kleid für 1,65 Millionen Euro: dann wird sie 100 Jahre alt.

Also, bitte, Sie sind nicht schwindelfrei und räumliche Enge aktiviert Platzangst? Dann sollten Sie leider Abstand nehmen von dem Job als Brücken-Anstreicher: Die Arbeiter, die bis zum Sommer in zwei Jahren die mit 40 Jahren jetzt auch nicht mehr junge Rheinkniebrücke nicht nur aufhübschen, sondern quasi so verjüngen, dass sie gut und gerne noch einmal so alt wird, sind frei von Furcht. Müssen sie auch, denn was sie da an den beiden tragenden Pfeilern vollbringen, die im Fachjargon kurz Pylone getitelt werden, beweist: Mut. In einer Kabine, die für vier Männer schon eng wird, arbeiten sie sich aus 114 Meter Höhe Stück für Stück Richtung Wasserspiegel.

Und wer jetzt meint, das wäre mal eben ganz flott mit ein paar Eimern Farbe passiert, liegt so etwas von falsch: Um die Träger von ihren fiesen Zersetzungen (Korrosion) zu befreien, wird zunächst die alte Farbschicht mit einem Sandstrahler abgetragen, der praktischerweise in einem Arbeitsgang Roststellen abplatzen lässt. Dann geht's an die Feinabstimmung: eine Grundierung aus Zinkphosphat, zwei Mal Eisenoxyd darüber und erst dann kommt Farbe in einem ansprechenden Beigeton drauf. „Das dauert”, beschreibt Ingo Pähler, Abteilungsleiter Brücken-, Tunnel- und Stahlbau. Außerdem sei das Zeitfenster trotz dem anvisierten Ziel Sommer 2011 „sehr eng. Entweder ist es zu kalt, zu nass oder zu warm. Bei permanentem Regen oder tagelanger Sonneneinstrahlung müssen wir die Arbeiten unterbrechen”.

Auch, weil sonst weder Farbe noch Grundierung halten würden, der mit jetzt 1,65 Millionen Euro teure Korrosionsschutz nicht nur für die Katz', sondern um etliche Euros teurer würde. „Wir haben genau kalkuliert”, betont Andrea Blome, Chefin im Amt für Verkehrsmanagement. Um nicht „aus der Not heraus handeln zu müssen” und die Standsicherheit erst gar nicht zu gefährden, werden die Brücken alle drei Jahre general-überprüft. Kleinere Schäden werden unmittelbar ausgebessert, nach etwa vier Jahrzehnten steht eine Rund-Erneuerung auf dem Programm - wobei den Löwenanteil dabei mit Zwei-Dritteln das technische Gerät verschlingt.

Ähnlich wie schon bei der Oberkasseler Brücke, die 2007 ein neues Korrosionsschutz-Kleid aufgepinselt bekam, wurden jetzt 88 Tonnen Stahl für zwei jeweils 100 Meter hohe Gerüste verbaut: Eins steht bereits an der Oberstromseite, dort wird bis zum Herbst gearbeitet, danach ist die Unterstromseite an der Reihe und zum Schluss die Wasserzone. „So wird sie 100 Jahre alt”, ist Andrea Blome sicher, die schon die nächste lebensverlängernde Kosmetik für die letzte der drei großen Rheinquerungen plant: Mit 52 Jahren ist an der Theodor-Heuss-Brücke auch nicht mehr alles so, als dass man sagen könnte, die hat sich aber gut gehalten. Die Planungen für 2012 haben begonnen, allerdings, lassen Sie es sich gesagt sein, auch die Jobs sind schon vergeben.