Düsseldorf. Wer Kater Moritz kennt, weiß, wie sehr er sich gestern Morgen gegen diese Katzenwäsche gesträubt haben muss. Half nichts, Frauchen ignorierte das Fauchen, diese rußverschmierten Pfoten mussten geschrubbt werden.

„Wer weiß, was das für ein Zeug ist“, sagt Hildegard Düsing-Krems und hat schon wieder viel von ihrer Fassung, um die sie am Abend zuvor fast gebracht wurde. „Da brennt die Hütte“, entfuhr es der 52-Jährigen, als sie am Dienstag um kurz nach 20 Uhr von der Ronsdorfer Straße Richtung Heimat, Richtung Gerresheim fuhr. Je näher sie ihrem Reihenhaus auf der Heckteichstraße kam, um so dichter wurde der Rauch, der hunderten Menschen im Osten der Stadt sprichwörtlich den Atem nahm: Großalarm, ein Reifenlager an der Heyestraße brannte in voller Ausdehnung.</p><p>Das hat nicht nur Hildegard Düsing-Krems die ganze Nacht gekostet, in der sie eine Telefonkette zu über 100 Nachbarn knüpfte, das hat auch Feuerwehreinsatz-Leiter Hans Jochen Hermes und seine über 90 Kollegen Kraft und Nervenstärke abverlangt. Erst gestern Morgen, nach der zweiten Brandnachschau um 11 Uhr „war der Einsatz für uns beendet, verletzt wurde zum Glück niemand, jetzt konnte die Kriminalpolizei übernehmen“, sagt Hermes.

Was zuvor geschah, beschreiben die Retter so, „eine gigantische Rauchsäule zog sich von Gerresheim über Vennhausen und Eller bis in den Süden von Hellerhof.“ Ab 20.30 Uhr fuhren Sonderfahrzeuge die Viertel ab, warnten über Lautsprecher, sich nicht im Freien aufzuhalten, Türen und Fenster geschlossen zu halten. „Es war ein widerlicher Gestank, ich bekam kaum noch Luft“, beschreibt Düsing-Krems.

Dennoch, „die Straßen waren noch voll mit Schaulustigen“, beschreibt die 52-Jährige. Erst nach wiederholten Lautsprecher-Ansagen leerte sich der Asphalt, die Retter konnten arbeiten und Düsing-Krems klingelte um 21.30 Uhr ihren 80-jährigen Nachbarn aus dem Bett. „Der hatte gar nichts mitbekommen und noch die Terrassentür sperrangelweit auf“, schildert die engagierte Gerresheimerin und fragt, „wo war eigentlich das Sirenensystem, das die Stadt vor Jahren vorgestellt hat? Wir hier haben jedenfalls nichts gehört.“

Konnten die Gerresheimer auch nicht, „wir haben den Alarm nicht ausgelöst, weil der Brand dafür dann doch zu klein war und wir nicht die halbe Stadt in Unruhe versetzten wollten“, so der Feuerwehrsprecher. Man habe die Lage schnell im Griff gehabt, schließlich konnte noch in der Nacht, gegen 23.30 Uhr, Entwarnung gegeben werden: Keine Gefahr mehr für Mensch und Tier, der Rauch sei, das hätten mehrere Messungen ergeben, unbedenklich. Dann erst rollte auch der Verkehr wieder, bis kurz nach 24 Uhr waren der S- und Straßenbahnverkehr gesperrt.

Viel Aufregung und Arbeit, dessen Ursachen nicht an einem technischen Defekt festzumachen sind: „Die Reifen haben sich nicht selbst angezündet“, formulierte es Polizeisprecher Andre Hartwich gestern Mittag. Es komme nur fahrlässige oder aber vorsätzliche Brandlegung in Frage. Und was Feuer fing - der Schaden hält sich mit 20 000 Euro in überschaubaren Grenzen - sei in erster Linie Kautschuk gewesen, die dadurch frei gesetzten gesundheitsgefährdenden Kohlenwasserstoffe hielten sich in sehr geringer Konzentration, so Umweltamtsleiter Werner Görtz, der aber mahnte: Wer verrußte Autos und Gartenmöbel abwäscht, „sollte Handschuhe tragen, das machen Hausfrauen auch, um keine Allergie zu provozieren.“ Gründlich abspülen gelte auch für alles aus dem Garten - und eben für Tiere wie Kater Moritz, als Freigänger hatte er nur Dienstagnacht Hausarrest.