Düsseldorf. Nach dem verheerenden Brand in einem Hotel in Düsseldorf-Wersten nahm die Polizei jetzt einen jungen Düsseldorfer fest. Er selbst wohnte in einem der Zimmer und ließ sich aus den Flammen retten. Seine auffälligen Brandverletzungen an beiden Unterarmen machten ihn verdächtig.
Es ist kaum eine Woche her, da schrie der 18-Jährige, der nun festgenommen wurde, noch um sein Leben: Als sich die Flammen in der Nacht von Ostermontag auf Dienstag durch das kleine Hotel „Lindentor“ fraßen, stand der junge Düsseldorfer mitten drin in dem brennenden Eckbau an der Werstener Dorfstraße. Er gehörte zu den drei schwerverletzten Menschen, die zu viel Rauch geschluckt hatten und später auf der Intensivstation des Uni-Klinikums behandelt werden mussten. Mehr noch: Obwohl bei dem 18-Jährigen zudem schmerzhafte Brandverletzungen an beiden Unterarmen medizinisch versorgt werden mussten, verließ er bereits im Laufe des 6. April wieder das Krankenhaus. Auch ein Indiz für die Ermittler, die jetzt glauben, dass sie in dem jungen Mann den Brandstifter gefunden haben.
Florian N., so kürzen die Polizisten um Kriminaloberkommissar Steffen Franke seinen Namen ab, wurde am vergangenen Samstag (10. April) in Bilk mitten auf der Straße festgenommen. Bereits einen Tag später strengte Staatsanwalt Andreas Stüve einen Haftbefehl gegen ihn an - mit einer ganzen Reihe von Vorwürfen: Versuchter Mord, mit dem Zusatz Heimtücke und dem Merkmal gemeingefährliche Mittel - mit Letzterem sind die Brandbeschleuniger gemeint, mit denen der 18-Jährige zuvor hantiert haben soll. Weiter geht es noch mit besonders schwerer Brandstiftung, die zu den schwersten Delikten in diesem Bereich gehört.
Er verstrickte sich in Widersprüche
Das sind Anschuldigungen, zu denen Florian N. nun in seinen Vernehmungen befragt wird - und er redet tatsächlich. Allerdings, so formuliert es Stüve juristisch korrekt, „hat er eine umfassende bestreitende Aussage gemacht“.
Auf die Spur des 18-Jährigen brachten die Ermittler zuvor auch Rettungskräfte der Feuerwehr, die die auffälligen Brandverletzungen an seinen Armen bemerkt hatten. Als ihn die Polizei dann am vergangenen Dienstag im Klinikum nicht mehr antraf, klingelten sie an der Adresse, die in seinen Krankenakten vermerkt war - „und standen vor seiner Mutter, die uns sehr deutlich zu verstehen gab, dass sie den Aufenthaltsort ihres Sohnes nicht bekannt geben wird“, sagt Kriminaloberkommissar Franke. Was folgte, war ein intensives Abklopfen und Beobachten des Umfeldes von Florian N., das die zehn Sonderermittler schließlich zu ihm führte. Und: Er verstrickte sich in Widersprüche, woher seine Verletzungen stammten.
Mal soll es heiße Luft, dann eine Stichflamme, schließlich beißender Rauch gewesen sein, mit dem er auf seiner Flucht durch das brennende Hotel in Kontakt gekommen sein soll. Gewissheit brachte schließlich die Diagnose eines hinzugezogenen Gerichtsmediziners - und der bescheinigte, dass „diese Art der Verletzungen nur durch offenes Feuer verursacht werden können“, zitiert der Staatsanwalt.
Beweise, aber noch kein Motiv
Drückende Beweise, bislang aber noch kein Motiv, was Florian N. angetrieben haben könnte. Allerdings wissen die Ermittler jetzt mehr zu seiner Vorgeschichte: Das notorische Schwänzen der Hauptschule brachte ihn schließlich auf eine Schule für schwer erziehbare Kinder - eine Laufbahn, die er erfolglos abbrach. Immer mal wieder kam er mit dem Gesetz in Konflikt, „wir kannten ihn, allerdings waren das nur kleinere Delikte“, beschreibt Franke. Schwierigkeiten in der Familie, so der offizielle Sprachgebrauch, zogen den 18-Jährigen schließlich in das kleine „Lindentor“, wo er bereits von Dezember 2009 bis zum Februar diesen Jahres Dauergast der türkisch stämmigen Pächterfamilie war. Am 29. März mietete er sich wieder in den Eckbau ein - und ließ sich dort dann am frühen Morgen des 6. April aus den Flammen retten.
Weder mit dem Pächter (42) des Hotels noch mit dessen Frau (35) oder deren Kindern (21, 19 und 11) habe es nachweisbare Streitigkeiten gegeben und: die Hotelrechnung von Florian N. ging auf das Konto seiner Eltern. „Wir arbeiten mit Hochdruck weiter“, versichert Andreas Stüve und sagt noch, dass die anderen beiden Verletzten (der Pächter und ein Gast) inzwischen das Krankenhaus verlassen konnten. Das Hotel indes ist weiter unbewohnbar.