Düsseldorf. In diesem Jahr steigen vier neue Unternehmen in den Glasfaserausbau in Düsseldorf ein. Verbraucher sollten sich gut informieren, raten Experten.
Der aktuelle Stand des Glasfaserausbaus in Düsseldorf liest sich nicht gerade beeindruckend: Nur etwa 18 Prozent der Düsseldorfer hatten (mit Stand Sommer 2023) die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss zu bekommen. In anderen Städten sieht das bereits besser aus: So liegt etwa die Quote in Köln laut dem dortigen kommunalen Netzbetreiber bei mehr als 70 Prozent.
Doch in diesem Jahr soll der Ausbau in Düsseldorf richtig durchstarten. Die Verbraucherzentrale NRW rückte das Thema deswegen zum Weltverbrauchertag in den Mittelpunkt. Dabei ging es auch darum, worauf Bürger achten müssen, wenn sich ihnen in den kommenden Monaten die Möglichkeit eines Anschlusses bietet. Auch der „Gigabit-Koordinator“ der Stadt, Martin Lutz, war zu diesem Anlass Gast in der Düsseldorfer Beratungsstelle der Verbraucherzentrale an der Immermannstraße.
Ausbau soll 2024 Fahrt aufnehmen
Zuerst einmal wichtig: In Düsseldorf läuft der Glasfaserausbau komplett privatwirtschaftlich, erklärte Lutz. „Das war eine politische Entscheidung“. Das ist nicht überall so: In Köln gibt es etwa ein kommunales Unternehmen, das seit vielen Jahren „peu à peu“ den Ausbau vornimmt. Dies sei auch ein Grund für den großen Unterschied in der Glasfaserabdeckung zwischen den beiden Rheinmetropolen. Doch nach den Zielen der Stadt soll es in den nächsten Jahren kräftig vorangehen: So will Düsseldorf bis 2025 mindestens 50 Prozent aller Haushalte und Unternehmen an das Glasfasernetz anschließen, bis 2030 dann 100 Prozent.
Bisher bot allein die Telekom – seit 2021 – den Glasfaserausbau in der Landeshauptstadt an. So hat sich die Abdeckung in Düsseldorf seit 2021 immerhin mehr als verdreifacht: Damals lag sie nur bei fünf Prozent. Die Telekom will bis 2025 13 Stadtteile abdecken, erklärte Lutz. In Düsseltal sei das bereits abgeschlossen, in Flingern Nord praktisch auch, in Flingern Süd in naher Zukunft. Als Nächstes folgen Bilk und Oberbilk, danach Eller und Wersten, berichtete Lutz.
Das Ziel der Landeshauptstadt, nach dem alle 50 Stadtteile mit Glasfaseranschlüssen versorgt werden sollen, wird nicht allein durch die Telekom erreicht, räumte er ein. Doch Fahrt aufnehmen soll der Ausbau schon in diesem Jahr: Mit Düsselfibre, Westconnect , OXG und Netdüsseldorf kommen gerade vier weitere Unternehmen hinzu, die in Zukunft die zeitgemäßen Datenkabel in Düsseldorf verlegen. Eine Miteigentümerin von Netdüsseldorf ist seit Dezember 2023 die Stadt Düsseldorf selbst.
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Verbraucherzentrale kritisiert: Wenig Markttransparenz
Doch die Markttransparenz für die Bürger vor Ort lässt noch zu wünschen übrig, bemerken die Verbraucherschützer. Warum die Stadt damit aktuell nicht helfen könne, erklärte der Gigabitkoordinator: „Wir haben als Stadt das Problem, dass wir im Moment keine Gesamtübersicht bieten können“. Welche Anbieter an ihrem Wohnort infrage kommen, erfahren Bürger deswegen aktuell nur mittels einiger Recherche – der konkreten Nachfrage bei den fünf Unternehmen oder bei der Stadt. „Das ist ein Ausbau im Wettbewerb“, erklärte Lutz. So wollen die einzelnen Unternehmen vermeiden, dass ihre Mitbewerber durch diese Informationen Vorteile verschaffen könnten, also gezielt an bestimmten Orten ausbaut, bevor es die Konkurrenz tut.
Die Stadt stehe aktuell vor zwei Aufgaben, berichtet Lutz: „Einmal geht es darum, die Unternehmen ans Bauen zu bekommen. Zweitens versuchen wir zu erreichen, dass die Unternehmen, die bei uns aktiv sind, miteinander kooperieren.“ So wäre es über eine „Open-Access“-Vereinbarung möglich, dass Anbieter gegen ein Entgelt die Kabel anderer Netzbetreiber nutzen. Laut Informationen der Verbraucherzentrale, die dazu mit der Stadt und den fünf Unternehmen gesprochen habe, soll eine solche Abmachung in naher Zukunft zustande kommen, erklärte Dreyer.
Verbraucherschützer raten von Vertragsabschlüssen an der Wohnungstür ab
Für viele Düsseldorfer könnte sich bei der Glasfaser-Versorgung aber ein weiteres Problem ergeben: „So viel ich weiß, hat Düsseldorf eine Mieterquote von etwa 80 Prozent“, betonte Sebastian Dreyer. Über den Anschluss entscheidet der Hauseigentümer. Lehnt der Vermieter also ab, müssen Mieter auf den Glasfaseranschluss verzichten. Dreyer rät deswegen, nach Benachrichtigung durch die Anbieter, im Haus herumzufragen, ob die Nachbarn ebenfalls einen Glasfaser-Anschluss wollen. Danach könne man sich gesammelt an den Vermieter wenden.
Grundsätzlich raten die Verbraucherschützer: „Wer die Möglichkeit hat, einen Glasfaseranschluss ins Haus legen zu lassen, sollte dies tun“, so Dreyer. Gleichzeitig rät er jedoch zur genauen Prüfung – besonders bei Vertragsangeboten an der Haustür. „Lassen Sie sich Personal- sowie Firmenausweis des Vertreters zeigen und die Unterlagen geben. Seriöse Vertreter haben eine Visitenkarte dabei und sie können sich später noch melden.“
Dann sei es etwa wichtig, genau zu überprüfen, welche Art von Glasfaseranschluss angeboten wird: Nur ein Glasfaseranschluss bis in die Wohnung („Fiber to the home“) sei ein echter Glasfaseranschluss. Daneben gebe es aber auch Anschlüsse, bei denen die Glasfaserkabel nur bis an den Straßenrand oder in den Keller gehen, der Restweg in die Wohnung aber über andere Kabel stattfinde. Besonders von ersterer Variante, die heute Standard sei, rät er ab. Auch weist er auf eine bisher komplizierte rechtliche Situation bei den Vertragsschlüssen hin. Grundsätzlich biete sich zur Abklärung vor einer Vertragsunterzeichnung eine Beratung der Verbraucherzentrale an. Informationsgespräche gibt es dort kostenlos, ausführlichere Beratungen gegen ein kleines Entgelt. Doch auch, wenn ein Vertrag bereits unterschrieben ist, der Ausbau aber lange Zeit nicht passiert, kann sich ein Gespräch lohnen.
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