Düsseldorf. Einen Blick in die Werkstatt von Düsseldorfs berühmtem Wagenbauer Jacques Tilly durften NRZ-Leser werfen. Welche Anekdoten Tilly ihnen erzählte.

Jacques Tillys Karikaturen-Wagen gehen jedes Jahr um die Welt. Wie sie entstehen, das bekommen dagegen nicht so viele Leute zu sehen. Besonders, wenn Karnevalswagen im Bau sind, herrscht in der Wagenhalle in Düsseldorf-Bilk nämlich Geheimhaltung. 22 langjährige NRZ-Leser bekamen am Donnerstag, 14. März, dennoch einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen - geführt vom berühmten Wagenbauer (60) selbst.

Arbeiten für Karneval 2025 in den Startlöchern

In dem früheren Rheinbahn-Hallenkomplex am Düsseldorfer Merowingerplatz arbeitet der Satiriker seit 1994. „Das sollte eigentlich nur provisorisch sein.“ 30 Jahre später kann er auf hunderte Wagen zurückblicken, die hier entstanden sind. Einige, vom diesjährigen Karneval, konnten die Besucher bestaunen und fotografieren. Nach dem Karneval herrschte im Wagenbaubetrieb einen Monat lang Pause. Schon am Freitag sollte es dann allerdings weitergehen – mit einem ersten Karnevalswagen für 2025.

Astrid Kroos (63) nahm ihren Sohn zur Wagenhallen-Tour mit. „Ich habe mich sehr darauf gefreut! Den Düsseldorfer Karneval verfolgen wir schon, seit wir 1989 nach Düsseldorf gezogen sind.“ Die gebürtige Monheimerin ist ein richtiger Tilly-Fan: „Ich habe sehr gehofft, dass er selbst heute dabei ist, da habe ich gar nicht mit gerechnet!“ Seine lockere, freundliche Art, seinen Gästen die Wagen und Bauweise zu erklären gefiel ihr sehr. Dass das auch auf alle anderen Besucher zutraf, ließen eine entspannte Stimmung und viele Lacher erahnen.

So gab der Wagenbauer einen Einblick in die Leichtbauweise, bei denen mit Pappmaché auf Drahtgittern modelliert wird. „Eigentlich ist es dieselbe Technik wie noch 1983“, gab Tilly zu. „Vor K.I. haben wir keine Angst. Das zu bauen schaffen die nicht!“ Denen, die sich selbst daran versuchen wollen, bietet er Wochenend-Workshops an: Für 420 Euro Teilnahmekosten können Interessierte etwa am 7. und 8. September lernen, eigene kleineren Figuren zu bauen. Die Ergebnisse nehmen sie natürlich mit nach Hause. Auch einen Rundgang gibt es dabei. In der Düsseldorfer Nacht der Museen (27. April) wird die Halle in diesem Jahr dagegen wegen des zuletzt zu großen Aufwands geschlossen bleiben.

Karikaturen und Anekdoten aus 40 Jahren als Wagenbauer

Auch das Ehepaar Petra und Jürgen Ternieden zeigte sich von Tillys Tour begeistert. „Man sieht hier überall was Interessantes“, staunte Petra Ternieden, Jahrgang 1964, die den Düsseldorfer Karneval seit Kindertagen verfolgt. Sie selbst betätigt sich ebenfalls kreativ. Ein eigenes Werk, das auf einem Kalenderbild Tillys basiert, brachte sie kurzerhand mit – der Wagenbauer signierte es gerne.

Zum Abschluss des Abends präsentierte Tilly einen Vortrag mit Fotos und Anekdoten aus seinen Jahrzehnten beim Düsseldorfer Karneval – stets gespickt mit seinem unverkennbar scharfen Humor. Mit einem Bild des vierjährigen Jacques am Rosenmontag ging es los – frech verkleidet mit Teufelshörnchen. Die „rebellische, anarchische Seite“ des Karnevals habe ihn immer begeistert, sagte er. Eindeutig begeistert zeigten sich an diesem Abend auch die Besucher. Und auch Tilly selbst hatte Spaß, betonte er: „Dass es so viel Interesse gibt, ist für mich auch eine Form der Belohnung.“