Düsseldorf. Am Donnerstag, 15. Februar, tritt Stargeiger Daniel Hope in der Düsseldorfer Tonhalle auf. Vorab beantwortete er unsere Fragen.
Daniel Hope gilt nicht nur als Stargeiger, sondern auch als Master-Entertainer: Er spielt mit brillanter Technik, zupackend und doch mit britischer Noblesse. Und er moderiert Konzerte als Musik-Talkmaster, mit Pfiff, Witz und Routine. Derzeit ist er gerade im Tanztaumel und steht am 15. Februar mal wieder auf der Tonhallen-Bühne. Zusammen mit „seinem“ Züricher Kammerorchester geht er auf Reisen durch nahezu 600 Jahre Tanz-Geschichte. Parallel zu seiner Tournee ist gerade sein neues Doppelalbum „Dance!“ erschienen. Wir sprachen mit Daniel Hope.
Mr. Hope, beim Hören Ihrer neuen CD möchte man tanzen. Warum bringen Sie in unserer Zeit das Doppelalbum mit der Aufforderung zum Tanz „Dance!“ heraus? Darf das Publikum denn beim Livekonzert auch tanzen?
Daniel Hope: Das Projekt beschäftigt mich seit 20 Jahren. Es ist gereift und gewachsen. Nach der Pandemie hatte sich das Publikum verändert. Es schien emotionaler zu sein und wollte sich mehr als zuvor ausdrücken. Tanz verbindet die Menschheit, und ich fühlte, dass die Suche nach freudiger Einheit vielleicht aktueller denn je ist. Das Düsseldorfer Publikum ist erfahren und neugierig. Ich hoffe, dass wir sie zum Tanzen inspirieren, sei es innerlich oder äußerlich!
Schostakowitschs Ohrwurm-Walzer aus der Jazz-Suite, Tschaikowskis „Schwanensee“-Pas-de-deux etc. Nach welchem Muster haben Sie die Tänze ausgewählt?
Ich habe mich entschlossen, als Anfangspunkt den Tristano aus dem 14. Jahrhundert zu setzen. Es ist eines der ersten Tanzstücke, die überhaupt notiert wurden. Von da aus habe ich versucht, die Entwicklung zu zeigen. Vom gesellschaftlichen Zwang der Hoftänze, von den Komponisten, die zunächst gezwungen waren, Tanzmusik zu spielen, bis hin zum Amüsement und zur Unterhaltung, die es im 18. und 19. Jahrhundert gab. Am Ende was es wie ein Mosaik. Man fängt mit einem Stück an, versucht ein anderes drumherum zu bauen, Verbindungen zu finden, einen Klang zu treffen, man entwickelt eine Dramaturgie. Zwei Jahre habe ich für die Erstellung der Tracklist gebraucht.
Gibt es einige, die Ihnen besonders am Herze liegen?
Erwin Schulhoffs „Tarantella“, Wojciech Kilars „Orawa“, Florence Prices „Ticklin Toes“ – die Liste ist lang und sehr abwechslungsreich. Jeder dieser Komponisten hat eine einzigartige Stimme, und es ist spannend zu sehen, wie sie diese für das Genre „Tanz“ einsetzen.
Sie haben gerade Ihren 50. Geburtstag gefeiert. Haben Sie auch getanzt?
Auf meiner Geburtstagsparty habe ich tatsächlich viel getanzt! Ich kann nicht behaupten, dass ich ein besonders guter Tänzer bin, aber ich tanze mit großer Begeisterung. Es gibt mir das Gefühl der Freiheit und des Ausdrucks.
In Ihrer neuen Arte-Dokumentation geht es um Südafrika – das Land, in dem Sie aufgewachsen sind. Was bedeutet Ihnen das Land heute?
Ich wurde zwar in Südafrika geboren, bin aber nicht dort aufgewachsen. Mein neuer Film ist eine Reise zu meinen Wurzeln, um mehr über dieses schöne, turbulente Land zu erfahren und zu versuchen, seine Geschichte durch seine Musik zu erzählen. Ich bin fasziniert von dem Land, und ich bin auch mit meinem Vater dorthin zurückgekehrt. Aufgrund seiner politischen Überzeugungen und seiner Haltung gegen die Brutalität des Apartheid-Regimes waren wir gezwungen, unser Heimatland damals zu verlassen.
Welche Gefühle hat Daniel Hope (mit seinen jüdischen Wurzeln), wenn er Nachrichten sieht vom Gaza-Krieg zwischen Israel und der militant terroristischen Hamas?
Ich bin äußerst besorgt über die Zunahme des Antisemitismus. Der irische Journalist und Staatsmann Conor Cruise O’Brien bemerkte einmal: „Antisemitismus ist ein leichter Schläfer“. Leider scheint dieser in den vergangenen Monaten mehr und mehr aufgewacht zu sein. Aber ich bin ebenso besorgt über die zunehmenden Konflikte zwischen den Nationen, das Abschlachten unschuldiger Zivilisten auf der ganzen Welt und dem offensichtlichen Mangel an entschlossenem Handeln seitens der Entscheidungsträger der Welt. Auch für sie ist es an der Zeit, aufzuwachen.
Donnerstag, 15. Februar, 20 Uhr, Tonhalle, Ehrenhof 1, 40479 Düsseldorf; Restkarten verfügbar. CD: Daniel Hope – „Dance“. Deutsche Grammophon. www.tonhalle.de