Düsseldorf. Die Fernsehsitzung aus Düsseldorf konnte sich im Vergleich zu den Vorjahren sehen lassen. Nur Markus Krebs erwies sich erneut als Fehlbesetzung.

„Beste Unterhaltung aus Düsseldorf“, versprach Stefan Kleinehr Samstagabend (10. Februar) zu Beginn der Fernsehsitzung „Düsseldorf Helau“. Was der WDR im Dritten bot, konnte sich im Vergleich zu den vergangenen Jahre sehen lassen. Bisher kam die Stimmung im Saal wegen liebloser Kameraführung und miserablen Kürzungen nur schlecht herüber, die Sendungen wirkten wie frisch aus dem Häcksler. Ein Grund, warum sich das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) mit den Präsidenten der Düsseldorfer Karnevalsvereine und dem WDR darauf einigte, die Sitzung nicht mehr als zweistündige Aufzeichnung im Ersten zu zeigen, sondern lediglich im dritten Programm, dafür aber drei Stunden lang. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig.

Wie gewohnt äußerst souverän führte Stefan Kleinehr durch die Sitzung – nach 15 Jahren zum letzten Mal. Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Fernsehsitzungen aus Köln oder Manz: Kleinehr moderiert stehend auf der Bühne, sieht sich als Moderator und nicht als Sitzungspräsident.

Programm ein Armutszeugnis für Düsseldorf

Auch beim Programm hebt sich Düsseldorf von anderen Sitzungen ab: Statt klassische Karnevalsnummern setzt man bei den Wortbeiträgen auf Comedians, die das ganze Jahr über mit eigenen Programmen unterwegs sind. Das hält zwar Nicht-Düsseldorfer und weniger karnevalsaffine Zuschauer vor den Bildschirmen, lässt aber Lokalkolorit bei den Beiträgen vermissen. Weil Düsseldorf nichts an Rednerinnen und Redner zu bieten hat, mussten wieder Redner aus Bonn (Volker Weininger), Köln (Dave Davis), Nettetal (Achnes Kasulke), Duisburg (Markus Krebs) oder Alsfeld (Jürgen B. Hausmann) geholt werden. Ein Armutszeugnis. Einen Abend vorher gab‘s bei „Mainz bleibt Mainz“ hochkarätige Eigengewächse zu sehen.

Jürgen B. Hausmann, der bei seinen Solo-Programmen den Zuschauern die Lachtränen in die Augen trieb, war am Samstag äußert schwach und kam als Eisbrecher auch beim Düsseldorfer Saal-Publikum nicht an. Fraglich, warum Stefan Kleinehr ihm eine Zugabe abverlangte. Putzfrau Achnes Kasulke, schon in einer Kölner Sitzung mit gleicher Nummer zu sehen, punktete, ebenfalls wie Volker Weininger als angetrunkener Sitzungspräsident mit seinem bösem Humor.

Markus Krebs als Tiefpunkt der Sitzung

Tiefpunkt der Düsseldorfer Sitzung war wie seit vielen Jahren der oft als „Kult-Comedian“ bezeichnete Markus Krebs. Mit äußerst flachen und billigen Witzchen versuchte er vergeblich, dem Publikum Lacher zu entlocken. Das CC muss sich fragen lassen, warum Krebs seit Jahren seine Bühne bekommt. Und auch, was diese primitive Proll-Nummer aus dem Ruhrgebiet beim Karneval in Düsseldorf zu suchen hat.

Höhepunkt: Jürgen Hilger als „Fimmänchen“. Er nahm mit klassischer Büttenrede in Reimform den Ex-OB und heutigem „Wagen-Knecht“ Thomas Geisel sowie Bürgermeister Josef Hinkel aufs Korn. Mucksmäuschen still wurde es, als Hilger in auch die Kriege in der Ukraine und Israel thematisierte. Obwohl es den Zuhörern eiskalt den Rücken herunterlief, hat er bewiesen, dass auch ernste Themen erwähnt werden können und erwähnt werden müssen. Klasse gemacht.

Publikumslieblinge von der KG Regenbogen vom WDR rausgeschnitten

Und dann waren da noch die musikalischen Darbietungen. Zum einen waren von den Gruppen anders als in den Vorjahren auch mal zwei Nummern und damit ein breiteres Spektrum zu hören. Zum anderen wurden, und das macht das CC bei den TV-Sitzungen seit Jahren richtig, Gruppen aus Düsseldorf auf die Bühne geholt. Egal ob die Klassiker Alt Schuss, Rhythmus-Sportgruppe oder Wimmer-Band, die als Neulinge erstmals dabei waren: Nicht nur Köln kann gute Musik! Und das, obwohl die Nummer der Publikumslieblinge von der KG Regenbogen vom WDR rausgeschnitten wurden.

Höhepunkt waren die Swinging Funfares. Sie begeisterten die 800 Gäste in der Stadthalle und die Fernsehzuschauer in aller Welt zunächst mit „Düsseldorfer nächte“, dann mit ihrer Hymne „Do bes uns Heemat“. Das war für Düsseldorfer, die Karneval nur im Fernseher erleben können, Gänsehautgefühl pur...

Düsseldorf hat mit dieser Sitzung wieder einmal gezeigt, dass es Karneval kann, auch wenn es noch Steigerungen gibt bei den Büttenreden. Und der WDR hat mit seiner XXL-Aufzeichnung bewiesen, dass er auch Karnevalssitzungen aus Düsseldorf übertragen kann.

Die Fernsehsitzung wurde am 4. Januar in der Stadthalle mit etwa 800 Gästen aufgezeichnet. Für Stefan Kleinehr vom Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) war es nach 15 Jahren die letzte Sitzung als Moderator. Er wurde nach der Aufzeichnung vom CC und Abordnungen der Karnevalsvereine mit einer Torte, Rosen und Luftballons verabschiedet.