Düsseldorf. Rund 56.900 Beschäftigte in Düsseldorf haben keinen Berufsabschluss. Warum die NGG nun Arbeitgeber in der Landeshauptstadt in die Pflicht nimmt.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft Unternehmen in Düsseldorf dazu auf, eine „Fachkräfte-Offensive“ in ihren Betrieben zu starten. Eine Lösung des aktuellen Fachkräftemangels liege dabei besonders nah: „Eine ‚Neustart-Chance‘ für die Beschäftigten, die keine Berufsausbildung haben“, fordert Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG Düsseldorf-Wuppertal.

Um sie sollten sich Betriebe deutlich mehr kümmern. Rund 56.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftige ohne Berufsabschluss gebe es in Düsseldorf, erklärt die Gewerkschafterin in verweist auf Zahlen der Agentur für Arbeit. „Das sind gut 13 Prozent der Erwerbstätigen“, betont sie.

Arbeitsagentur fördert Weiterbildungen

„Ein schlechter Schulabschluss, eine frühe Schwangerschaft, Schwierigkeiten im alten Ausbildungsbetrieb oder in der Berufsschule – es gibt viele Gründe, warum Beschäftigte in jungen Jahren eine Ausbildung abgebrochen oder gar nicht erst begonnen haben“, macht Torun klar. Fair sei es, diesen Menschen eine zweite Chance zu geben – besonders, da in den meisten Branchen Fachkräfte händeringend gesucht werden. Dies betreffe die Lebensmittelindustrie genauso wie in Hotels, Restaurants oder Bäckereien, berichtet die NGG-Geschäftsführerin.

Torun ruft Düsseldorfer Beschäftigte ohne Berufsabschluss auf, das Thema „Nachhol-Ausbildung“ offensiv in ihrem Betrieb anzusprechen: „Wenn ein Chef sieht, dass jemand die Motivation hat, mehr aus sich zu machen und sich für das Unternehmen zu qualifizieren, kann er das kaum ablehnen.“ Es sei allerdings wichtig, dass auch die Belegschaft motivierte Beschäftigte unterstützt. „Ideal ist es, wenn es einen Betriebsrat gibt. Dann ist der nötige Rückenwind quasi garantiert“, so Torun. Die Gewerkschaft rät nun Betriebsräte und Beschäftigte, aber auch Geschäftsführungen von Unternehmen dazu, sich über Angebote der Arbeitsagentur zu informieren. Denn diese fördere viele Qualifizierungen.

Das Nachholen einer Ausbildung und trotzdem „nebenbei weiterzuarbeiten“, das sei eine Herausforderung, räumt Torun ein. In der Lebensmittelbranche – aber auch in Gastronomie und Hotellerie – lasse sich dies jedoch „relativ gut unter einen Hut bringen“. Denn hier gibt es oft saisonale Hochzeiten. Weiterbildungsmodule sollten dann möglichst in die Zeiten gelegt werden, in denen die Produktion nicht voll ausgelastet ist, rät die Gewerkschafterin.