Düsseldorf. In der Düsseldorfer Johanneskirche gab es jetzt eine besondere Aktion: Auf Nachgeborene warten dort Zeugnisse.

Eine Botschaft in die ferne Zukunft will der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf mit der Johanneskirche senden. Und zwar hoch oben, in der Turmspitze: Die im Rahmen der „Revitalisierung“ des Gebäudes vom Turm geholte Kupferkugel bietet nämlich genügend Platz, um eine Zeitkapsel unterzubringen. Eigentlich hatte der Kirchenkreis erwartet, dort bereits eine alte Zeitkapsel vorzufinden, erklärte Superintendent Heinrich Fucks. Doch: Von der Kapsel fehlte jede Spur. „Diese Botschaft in die Zukunft ist nicht angekommen“, so der Superintendent.

„Das kann uns nicht passieren“, versicherte er den Vertretern von Kirche, Gemeinde, der an der Sanierung beteiligten Gewerke und der Öffentlichkeit, die zur Kapselbestückung in der Johanneskirche erschienen waren. Selbst, wenn die neue Zeitkapsel unter unerklärlichen Gründen verschwinden sollte: Im Internet bleibt vieles dokumentiert, was das Leben und die Arbeit in der Johanneskirche heute ausmacht, merkte Fucks an. „Was einmal im Internet ist, kriegt man auch nicht mehr weg.“ Auf eine gut gefüllte Zeitkapsel verzichten Kirchenkreis und Gemeinde trotzdem nicht. Wenn die glänzende Turmspitze im Advent wieder auf dem Kirchturm befestigt wird, soll diese ihre Botschaft lange verwahren. Wie lange, das ist auch den zukünftigen Adressaten überlassen: „Ob in 120, 100 oder 80 Jahren“, so Gert Ulrich Brinkmann, Pfarrer der Innenstadtkirche.

Immer mal wieder kleinere Renovierungen

Immer mal wieder wurden an dem vor rund 142 Jahren geweihten Gotteshaus kleine Renovierungen vorgenommen, zuerst 1905 und natürlich nach dem Zweiten Weltkrieg waren auch große Arbeiten nötig. 2008 gab es zuletzt große Umbaumaßnahmen an den Innenräumen. 2018 war dann bei einer Bestandsaufnahme mithilfe eines Krans klar geworden, dass viele kleinere Schäden an der Bekleidung und ein größerer Sturmschaden korrigiert werden müssen.

Das passiert im Rahmen einer denkmalgerechten Sanierung des Sakralgebäudes. Im September 2023 wurde die Kirche für die Außenarbeiten, darunter die Erneuerung des Kupferdachs, komplett eingerüstet. Schon in den nächsten Wochen soll jetzt damit angefangen werden, das Gerüst Stück für Stück abzubauen, um den Düsseldorfern den Blick auf ihre Innenstadtkirche freizugeben, kündigte Superintendent Heinrich Fucks an. Ein Ende der Arbeiten insgesamt, den Umbau der Innenräume mit eingeschlossen, ist für den April 2025 geplant. Rund zwölf Millionen Euro soll die „Revitalisierung“ insgesamt kosten. Informationen über die aktuellen Arbeiten sollen auch in der Zeitkapsel für die Nachwelt erhalten bleiben.

Zeugnisse aus einer „atemlosen Zeit“

In einer Zeremonie mit gemeinsamen Gesängen und Gebeten wurde der Kupferzylinder am Donnerstag nun befüllt. Vertreter des Kirchenkreises, der Gemeinde sowie der an der Revitalisierung beteiligten Gewerke legten unter anderem Flyer, eine aktuelle Tageszeitung, Geld und eine Urkunde herein. „Das möge den Nachgeborenen einen kleinen Eindruck von unserer Zeit und unserer Arbeit in der Kirche geben“, erklärte Brinkmann. Keine leichte Zeit, die dort festgehalten wird, wie Fucks in einer Ansprache anmerkte: „Wir haben Jahre hinter uns – und sind immer noch in Jahren – die einen atemlos machen.“ Corona, die Inflation, die Kriege im Nahen Osten und der Ukraine nannte der Geistliche, aber auch die Klimakrise. Die Kirche, in der Menschen „zusammen kommen vor Gott“ charakterisierte er dabei als einen „Anker in der Ewigkeit für unsere Zeit“. Fucks dankte allen, „die mit Verstand und Hand dieses Haus in Schuss setzen“.

Kapsel wurde noch an Ort und Stelle zugeschweißt

Das Befüllen der Zeitkapsel gestaltete sich gar nicht so leicht: Schon nach der ersten „Fuhre“ Zeitzeugnisse mussten die damit Beauftragten ganz schön basteln, um alles in dem glänzenden Kupfergefäß unterzubringen. „Beim nächsten Mal können wir’s besser“, scherzte Brinkmann. Am Ende wurde die Kapsel an Ort und Stelle zugeschweißt – wann das nächste Mal jemand ihren Inhalt erblickt, ist ungewiss.

Die NRZ wird in ferner Zukunft über die Öffnung der Kapsel sicherlich berichten.