Düsseldorf. Die Vorsitzende des Seniorenrates fordert mehr Digital-Hilfe für die Ältesten. In der Landeshauptstadt gibt es dafür bereits viele Angebote.

Wo Kommunikation im digitalen Raum passiert, werden viele Leute bisher nicht erreicht: 17 Prozent der Menschen zwischen 65 und 75 Jahren in Deutschland waren noch nie im Internet, ergab eine aktuelle Studie des Statistischen Bundesamtes. „Die Digitalisierung ist für Senioren eine Chance, aber birgt auch Risiken“, erklärt dazu Sebastian Dreyer von der Verbraucherzentrale Düsseldorf. Neue Möglichkeiten biete sie besonders denjenigen, deren Mobilität eingeschränkt ist. Risiken gibt es auch einige – zum Beispiel, wenn Online-Einkäufe getätigt werden, warnt er. Begegnen können ältere Düsseldorfer diesen auch durch Mithilfe der Unterstützungs- und Beratungsangebote, die es etwa in den insgesamt 32 Zentren Plus der Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände gibt.

Eins-zu-eins Beratung in Zentren Plus

Zehn der Zentren, etwa die in Benrath, Gerresheim und Kaiserswerth, betreibt die Diakonie Düsseldorf. „Wir haben in allen unseren Zentren Plus niedrigschwellige Angebote zur Digitalisierung, die sich an erwachsene höheren Alters richten“, sagt Margit Risthaus, die die Zentren Plus der Diakonie koordiniert. Einige der Angebote finden in Gruppen statt, es gebe aber mittlerweile fast an jedem Standort auch Einzeltermine, bei denen sich junge „Trainer“ Zeit nehmen, um mit Senioren genau über ihre Fragen und Bedenken sowie über ihre Geräte zu sprechen.

Auch die meisten Zentren Plus der anderen Träger bieten Kurse sowie Eins-zu-eins-Termine an. Letztere gibt es etwa in den vier Anlaufstellen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK): „Die Nachfrage ist wirklich sehr groß“, berichtet Katharina Lang, die die offene Seniorenarbeit beim DRK leitet. Und wer einmal den richtigen Umgang mit Videokonferenzen gelernt hat, kann auch von Zuhause aus an vielen Angeboten der Zentren Plus im Hybridformat (digital und vor Ort) teilnehmen. Menschen, die etwa nach einer Verletzung zu Hause bleiben müssen, könnten so vor der Einsamkeit bewahrt werden, so Lang.

Auch die Verbraucherzentrale bietet Kurse in den Zentren Plus an, etwa zu den Themen Online-Shopping und dem „digitalen Nachlass“. An Wirtschaft und öffentliche Einrichtungen richtet Sebastian Dreyer indes einen Appell: „Wichtige analoge Dienstleistungen sollten so lange aufrecht erhalten werden, bis die Unterstützungsangebote für alle Menschen so weit sind, dass jeder digital kann.“

Seniorenratsvorsitzende Ulrike Schneider sieht bei der digitalen Teilhabe von älteren Düsseldorfern noch große Probleme: „Es muss in Düsseldorf mehr für die Hochaltrigen getan werden und die, die sich die entsprechenden Geräte gar nicht leisten können“, fordert sie. Gerade darüber, dass viele Senioren auf digitale Endgeräte aufgrund der hohen Kosten verzichten, werde kaum geredet. Dies betreffe aber auch in Düsseldorf viele Menschen. Dagegen könnte sie sich ein Angebot vorstellen, über das Senioren mit geliehenen Gebrauchtgeräten ausgestattet werden – und erinnert sich an die Initiative des Seniorenrates, als während der Corona-Lockdowns Tablets für Menschen in Altersheimen organisiert wurden. Auch zusätzliche Programme mit jüngeren Menschen, die etwa in Zentren Plus oder Gemeinderäumen gegen eine kleine Entlohnung Senioren mit ihren digitalen Geräten helfen, kann sie sich vorstellen.

Dass in dieser Hinsicht was passieren müsse, sei auch aus demokratischer Sicht wichtig, meint Ulrike Schneider: „Der Seniorenrat wird im März neu gewählt. Dazu hat mich kürzlich eine Frau angesprochen, die kandidieren will, aber mir sagte, dass sie noch gar nicht ‘digitalisiert’ sei.“ Ein großes Problem, denn Kommunikation im Seniorenrat und besonders mit der Stadtverwaltung findet größtenteils per E-Mail statt. Einladungen zu Sitzungen gehen nicht mehr per Post raus. Praktisch ein Ausschluss von Menschen ohne Internetzugang, urteilt Schneider. Über dieses Problem habe sie schon das Amt für Soziales und Jugend informiert, führt die Vorsitzende des Seniorenrates weiter aus.

Stadtsparkasse setzt „mobile Filialen“ ein

Sorge um die Ausgrenzung von Senioren gab es in den vergangenen Jahren auch beim Rückbau von Bankfilialen. So hat etwa die Stadtsparkasse Düsseldorf seit 2017 die Anzahl von 47 auf 32 Filialen reduziert. Daneben gibt es weiterhin noch 29 SB-Filialen und mehr als 150 Geldautomaten im Stadtgebiet, betont Stadtsparkassen-Sprecher Volker Schleede. Um für möglichst viele Kunden auch weiterhin vor Ort da zu sein, hat die Bank mittlerweile zwei „mobile Filialen“. Die zwei roten Transporter mit Sparkasse-Logo bieten alle Möglichkeiten, die es auch in den Filialen gibt – inklusive Ansprechpartnern und natürlich auch Geldautomaten. Montags bis Donnerstags sind diese Gefährte unterwegs, jeweils zweieinhalb Stunden vor- und nachmittags an festen Haltestelle in insgesamt 15 Stadtteilen. „Es gibt auch Rampen, mit denen auch Kunden im Rollstuhl sehr gut in den wagen kommen“, sagt Schleede.

Auch der Bankservice per Telefon biete eine Alternative, die mittlerweile viele Senioren nutzen, berichtet er. Am Telefon hat man dabei einen echten, menschlichen Ansprechpartner und kann ebenfalls alle Bankgeschäfte wie in einer Sparkassen-Filiale verrichten, so Schleede weiter.

Zwei mal jährlich trifft sich die Stadtsparkasse mit Vertretern des Seniorenrates. „Daraus ging eine Initiative hervor, die gerade in der Vorbereitung ist“, verrät der Sparkassen-Sprecher. Man wolle mit Angeboten, die Senioren die Nutzung von Online-Banking und Co. nahezubringen, in die Breite gehen. Dazu nehme die Stadtsparkasse aktuell Kontakt mit den Zentren Plus auf, in denen, so die Hoffnung, entsprechende Schulungen mit Unterstützung der Bank stattfinden könnten.