Düsseldorf. Düsseldorf will 2035 klimaneutral sein. Weil dazu alle ins Boot geholt werden müssen, hat die Stadt ein neues Förderprogramm. Ein Ortsbesuch.

Einen eigenen Beitrag zur Energiewende leisten: Das konnten bisher vor allem Menschen stemmen, die auch das nötige Kleingeld haben. In Düsseldorf aber gibt es seit 20. März diesen Jahres ein Programm, das auch Menschen mit geringerem Einkommen in die Lage versetzt, ihren Teil beizutragen. Und Strom zu sparen.

So etwa Svetlana Schöning, die zwischen Wehrhahn und Worringer Platz wohnt. Die alleinerziehende Mutter lebt mit ihren zwei Kindern und Hund Bella im vierten Stock eines Mietshauses. Schöning ist seit kurzem stolze Besitzerin einer Balkonsolaranlage, die Experten der Caritas eingebaut und an das Stromnetz angeschlossen haben. Die Solarmodule lassen sich mit einer App koppeln, sodass Schöning genau nachvollziehen kann, wie viel Strom sie einspart. So richtig klappe die Registrierung des Smartphones zwar noch nicht, wie sie augenzwinkernd verrät, aber das werde schon noch hinhauen.

Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören zusammen

Bereits im März hatte die Stadt beschlossen, in Kooperation mit der Bürgerstiftung Düsseldorf, der Postcode-Lotterie und der Caritas ein Programm auf die Beine zu stellen, das „Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit“ zusammenbringen solle, wie Jochen Kral, Beigeordneter für Mobilität und Umwelt, im einladenden Wohnzimmer von Svetlana Schöning erläuterte. Düsselpass-Inhaber können sich bei der Stadt um die Förderung einer Balkonsolaranlage bemühen.

Zunächst muss aber eine Beratung durch die Fachleute des Energiesparservices der Caritas erfolgen. Das Team des Sozialverbandes eruiert, was in der jeweiligen Wohnung machbar ist, hilft bei der Antragsstellung. Schöning jedenfalls war zufrieden mit dem Einsatz des sozialen Trägers. Sie habe sich über den gesamten Prozess von der Erstberatung bis zur Installation wohlgefühlt. Auf ihrem Balkon hängt nun ein Solarmodul, das das Potenzial habe, etwa 200 Kilowattstunden Strom einzusparen, wie Roland Pareik vom Energiesparservice der Caritas erläutert. Nimmt man den Arbeitspreis der Grundversorgung Strom der Düsseldorfer Stadtwerke von 38,43 Cent je Kilowattstunde als Grundlage, wären das an die 80 Euro Einsparung pro Jahr.

Großes Interesse an dem Programm, aber auch lange Wartezeiten

Doch Pareik gibt auch zu, dass das Programm noch ganz am Anfang stehe. Tatsächlich ist Svetlana Schöning die erste Düsseldorferin, die von dem Programm profitieren kann. Laut Pareik gebe es momentan etwa hundert Interessenten, bei etwa der Hälfte aber liege noch immer keine Reaktion des Vermieters vor. Genau das sei nämlich das Problem mit den Balkonkraftwerken: Das letzte Wort habe der Hauseigentümer. Bei Schöning indes war das das geringste Problem. Ihr Vermieter zeigte sich sehr aufgeschlossen und ist nun seinerseits neugierig auf erste Ergebnisse, wie Schöning berichtet. Als sie von dem Programm hörte, hat sie sich mit der Caritas in Verbindung gesetzt. Ein wenig gedauert habe es dann aber schon – immerhin ein halbes Jahr.

Roland Pareik weist darauf hin, dass das Programm für alle Beteiligten neu gewesen sei. Man habe viel in Erfahrung bringen müssen. So könne man allein aufgrund des Sturmschutzes nicht einfach schwere Solarpanels an Balkone hängen. Selbst wenn das Panel, das Schönings Balkon ziert, auf neuestem Stand der Technik sei und nur noch fünf Kilo wiege, müsse alles den Vorschriften entsprechend angebracht sein. Nun aber sei der Lernprozess soweit gediehen, dass man von den Erfahrungen profitieren könne. Der Strom-Fachmann schätzt, dass in diesem Jahr noch „zehn bis fünfzehn“ Balkonkraftwerke die Arbeit aufnehmen werden.

Das Herz des Projekts: Keine Eigenleistung

Das Solarpanel von Schöning habe 500 Euro gekostet. Nicht eingerechnet natürlich die Arbeitszeit aus Beratung und Installation. Kern des Projekts ist aber, wie Sabine Tüllmann, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Düsseldorf erläuterte, dass die Menschen nicht in Vorleistung gehen müssten. Gerade Menschen mit geringem Einkommen könnten sich eine Eigenleistung schlichtweg nicht leisten.

Svetlana Schöning jedenfalls ist froh. Es sei aber auch naheliegend gewesen: „Mein Balkon bekommt so viel Sonne ab – das schreit nach einer Solaranlage.“ Einen Beitrag zur Energiewende zu leisten ist ihr wichtig. Besonders aber freut sie der Zuspruch ihrer Kinder im „Abiturientenalter“. Die beiden fänden es einfach cool. Wegen der Umwelt natürlich, aber auch wegen der Initiative selbst. „Und wenn sie Mama in ihrem Alter als cool bezeichnen, dann heißt das auch was“, lacht Schöning.

Ein Förderprogramm der Stadt

Die Stadt Düsseldorf will bis 2035 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen auch die privaten Haushalte mitziehen. Nach Angaben der Stadt hätten die Privaten einen Anteil von einem Drittel am gesamten Energieverbrauch.

Neben Förderprogrammen von Bund und Land, hat auch die Stadt einiges auf die Wege gebracht. So zum Beispiel das Programm, das Düsselpass-Inhaber zur Solaranlage auf dem Balkon verhelfen soll. Eine Anlage koste laut Stadt inklusive Montage etwa 1000 Euro. Bei optimaler Ausrichtung könne sie etwa 400 Kilowattstunden Strom produzieren.