Düsseldorf/Neuss. Nach 13 Jahren Krieg und dem Erdbeben im Februar ist die Lage in Nordsyrien weiterhin katastrophal. Aus Düsseldorf und Neuss gibt es nun Hilfe.

Angesichts der katastrophalen humanitären und wirtschaftlichen Lage in Nordsyrien sei die Hilfe und das, was er selbst ausrichten könne, nur „ein kleiner Tropfen im Ozean“. Dennoch zeigt sich der syrische Pfarrer Abouna Habib dankbar über die Hilfe, die er zuletzt und auch künftig von den Düsseldorfer Organisationen „Stay“ und „Fiftyfifty“ erhalte.

Nach den schweren Erdbeben im Februar in der türkisch-syrischen Grenzregion ist die Lage in der Krisenregion weiterhin desolat, denn nicht nur die schweren Erschütterungen haben in der Stadt Latakia in Nordsyrien, in der Habib Pfarrer einer Gemeinde ist, Spuren hinterlassen: „Nach 13 Jahren Krieg und dem Erdbeben hat sich die Lage in Latakia noch weiter verschlechtert“, berichtet er.

Schlimme Zustände in der nordsyrischen Stadt Latakia

Viele Kinder und alte Menschen seien krank, viele Regionen haben keine Elektrizität. „Wir haben phasenweise nur dreißig Minuten Strom pro Tag“, so der Pfarrer. Politische Lösungen, um die desolate Lage vor Ort zu verbessern, gebe es bislang ebenfalls nicht, sagt Abouna Habib. Daher sei jede Hilfe, die er derzeit bekommen kann, auch sehr wichtig.

So sieht es auch Johannes Dörrenbächer vom Düsseldorfer Straßenmagazin „Fiftyfifty“. Vor 15 Jahren hat er in Syrien ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, mit Kollegen Oliver Ongaro war er vor einigen Wochen wieder in Latakia, um Geldspenden zu überbringen und konnte sich ein Bild von den schlimmen Zuständen machen. „Viele Menschen trauen sich aufgrund der Erdbebenschäden nicht mehr in ihre Häuser und schlafen lieber auf der Straße, dabei gibt es aufgrund der hohen Binnenmigration eh kaum noch Wohnraum.“

Über die Solidarität aus Düsseldorf freute sich Dörrenbächer sehr, auch wenn er keine Summe nennen wollte, die nach Latakia gebracht worden ist. Dennoch wollten Fiftyfifty und die Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative „Stay“ schauen, was außer Spenden noch möglich ist, um die Lage in der Krisenregion zumindest etwas zu verbessern. „Die Stromversorgung vor Ort ist weiterhin schlecht, deswegen haben wir überlegt, eine Solaranlage dort hinzubringen.“ Bei der auf Photovoltaik-Anlagen spezialisierte Firma Rheinland Solar mit Sitz in Neuss kam die Idee jedenfalls gut an. „Wir waren sofort bereit zu helfen“, erklärt Andrea Klimek von dem Solarenergieunternehmen.

Solaranlage soll auf das Flachdach des Gemeindehauses

Geplant sei nun, eine Solaranlage auf das Flachdach des Gemeindehauses in Latakia zu installieren, damit Abouna Habib und seine Gemeinde – weitestgehend bestehend aus durch den Krieg und das Erdbeben traumatisierten Kinder und deren Eltern – vor Ort autark mit Strom versorgt werden können. Der Vorteil des Standortes erscheint offensichtlich: „In Syrien scheint ja weitaus häufiger die Sonne als beispielsweise in Deutschland. Das Gute an dem geplanten Batteriesystem der Anlage ist, dass sie eine eigene Ladestartfunktion hat“, weiß Klimek.

Wann die Solaranlage die nordsyrische Stadt erreichen wird, steht indes noch nicht fest. Per Container sollen die Bauteile in den Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut geschifft und von dort aus per Lkw nach Nordsyrien gebracht werden. Sofern dann das Land nicht auch noch von dem eskalierten Nahost-Konlikt betroffen sein wird: „Einige Spedition haben auf jeden Fall schon abgewunken“, verrät Oliver Ongaro. „Der Krieg ist uns in der Planung dazwischen gekommen“, erklärt dazu Johannes Dörrenbächer.

Hilfe kam auch von SPD-Bundestagsabgeordnete Zanda Martens

Mit Hilfe von der Düsseldorfer Bundestagsabgeordneten Zanda Martens (SPD) konnten zumindest die gesammelten Geldspenden nach Latakia gebracht werden, denn die Politikerin setzte ein offizielles Schreiben mit dem Bundesadler auf, damit die Spendeboten ohne Probleme durch die Grenz- und Krisenregion kommen konnten. „Auch wenn es, wie Habib sagte, nur ein kleiner Tropfen im Ozean ist, habe ich das Mindeste getan, was ich als MdB tun konnte.“

Michael Lukas von Stay hofft durch die direkte Hilfe vor Ort auf nachhaltige Wirkung und Nachahmer, vor allem in Hinblick zur Bekämpfung von Fluchtursachen: „Wir hoffen, dass das Symbolcharakter hat.“

Und Andrea Klimek von Rheinland Solar stellt klar: „Durch die PV-Systeme schafft man vor Ort auch wieder eine Selbstbestimmung für die Menschen vor Ort. Die Solaranlage schafft Potenzial für Aufbauendes.“ Wenn es nach ihr geht, sollen die insgesamt 36 Panele am besten eher heute als morgen nach Syrien gebracht werden. „Von uns aus kann es losgehen.“

Weitere Informationen zur Arbeit von Stay, der Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative gibt es unter stay-duesseldorf.de. Spenden nimmt Stay unter der IBAN DE 51 4306 0967 4008 4085 00 entgegen.