Düsseldorf. Der Nahost-Konflikt führt auch zu mehr Antisemitismus in Düsseldorf. Die Polizei bewacht jüdische Einrichtungen nun mit mehr Einsatzkräften.
Seit dem 7. Oktober blickt alle Welt in den Nahen Osten. Nach dem die radikalislamische Hamas die israelische Bevölkerung angegriffen hat, gleicht die Situation in der Krisenregion einem Pulverfass. Hierzulande kam es in den Tagen nach den Angriffen der Hamas zu pro-palästinensischen Demonstrationen und Kundgebungen.
In Berlin wurden die Angriffe teilweise von Teilnehmenden gefeiert, auch in Düsseldorf gab es am Samstag eine Pro-Palästina-Demonstration, bei der rund 800 Menschen mitmachten. Insgesamt blieb es nach Angaben der Düsseldorfer Polizei dabei friedlich, vereinzelt sollen jedoch anti-israelische Aussagen wie „Kindermörder Israel“ oder „From the River to the Sea, Palastine will be free“ während der Veranstaltung, die vom Hauptbahnhof zum Oberbilker Markt führte, skandiert worden sein.
Seit den Angriffen der Hamas gilt vor allen jüdischen Einrichtungen im Stadtgebiet wie der Synagoge am Paul-Spiegel-Platz eine erhöhte Sicherheitsstufe, wie eine Sprecherin der Polizei Düsseldorf auf Nachfrage erklärt: „Wir passen unsere Maßnahmen immer an die aktuelle Lage an. Es ist schon immer so gewesen, dass wir Dauerposten an jüdischen Einrichtungen in Düsseldorf haben. Diese Kräftelage haben wir nun noch einmal verstärkt.“
Israel-Flaggen abgerissen
Zwei Tage nach den Terrorangriffen auf Israel, bei denen laut mehrerer Medienberichten 1400 Menschen getötet wurden, sind an der Feuerwache in Flingern an der Behrensstraße antisemitische Schmierereien an einer Außenfassade entdeckt worden. Diese seien laut Stadt jedoch umgehend wieder entfernt worden (NRZ berichtete).
Danach verzeichnete die Polizei „ein halbes Dutzend weitere antisemitische Straftaten in der Stadt“, wie die Polizeisprecherin weiter erklärte. In den meisten Fällen wurden dabei israelische Fahnen von Einrichtungen abgerissen und geklaut.
Wie blank die Nerven in der jüdischen Gemeinde in der Landeshauptstadt angesichts der derzeitigen Situation liegen, zeigte die kurze Stellungnahme des Schulleiters einer jüdischen Schule in Düsseldorf, der sich zu der Thematik am Mittwoch auf Anfrage nicht äußern will. Aus Angst, dass die Schule ein mögliches Anschlagsziel von Antisemiten werden könnte, verwies er auf die Jüdische Gemeinde Düsseldorf.
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Die Antwort auf die Frage, ob die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf – mit rund 7000 Menschen die drittgrößte in Deutschland – Angst vor einem möglichen Anschlag auf ihr Zentrum oder weiteren Einrichtungen haben, beantwortete Zeev Reichard. „Wir wären naiv, wenn wir davon ausgehen würden, dass hier nichts passieren kann“, sagte der Sprecher der jüdischen Gemeinde Düsseldorfs. „Es gibt aber dann keinen Alltag mehr, wenn man sich nicht mehr traut, in die Gemeinde zu fahren, den Gottesdienst zu besuchen und unseren Glauben zu leben.“ Jeder Einzelne für sich müsse aufmerksamer sein als vorher, weil die Gefahr noch realer sei als zuvor. „Zudem vertrauen wir der Polizei, dass sie uns gut beschützt“, sagt Reichard.
Kundgebung am Mittwochabend vor der Düsseldorfer Synagoge
Die Solidarität im Stadtgebiet mit der jüdischen Bevölkerung in Israel ist jedenfalls groß: „Wir versichern der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf unsere Solidarität. Wir stehen zum Existenzrecht Israels und an der Seite des Staates Israel“, teilt der Düsseldorfer Appell (DA) mit. Die vergangenen Tage haben gezeigt, wie tief verwurzelt der Antisemitismus in den Gesellschaften in der Welt verankert sei. Daher kämpfe das Bündnis „weiter gegen Antisemitismus in unserer Gesellschaft, weltweit und in Düsseldorf“, heißt es weiter in der Stellungnahme.
Auch die Stadt Düsseldorf stellt sich an die Seite Israels. Einen Tag (8. Oktober) nach den Attacken auf die israelische Zivilbevölkerung wurde aus Solidarität vor dem Rathaus die israelische Flagge gehisst. Zudem nahmen Stadtpolitiker an einer Kundgebung vor dem Landtag teil, bei der Oberbürgermeister Stephan Keller klar stellte, dass die Landeshauptstadt „unverrückbar an der Seite Israels und unserer israelischen Freundinnen und Freunde hier bei uns in Düsseldorf“ stehe. Laut erst kürzlich veröffentlichten Zahlen von IT.NRW lebten Ende des vergangenen Jahres 410 Israelis in Düsseldorf – und damit NRW-weit die meisten von den insgesamt 2050 israelischen Staatsbürgern.
Auch der Düsseldorfer Kreisverband der FDP zeigt sich solidarisch mit Israel: „Wir stehen an der Seite unsere israelischen Freunde“, teilte die Vorsitzende des Kreisverbandes, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dazu schon vor Wochenfrist mit. Die Düsseldorferin bekommt planmäßig am 26. Oktober von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf die Josef-Neuberger-Medaille verliehen. Die Auszeichnung bekommt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses für ihr Engagement gegen Antisemitismus sowohl auf kommunaler als auch auf Bundesebene.
An diesem Mittwochabend findet unterdessen um 18 Uhr eine Solidaritätskundgebung für Israel vor der Synagoge am Paul-Spiegel-Platz statt, bei der unter anderem auch OB Keller, Vertreter der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft anwesend sein werden.