Düsseldorf. Um das Sicherheitsempfinden in der Altstadt zu erhöhen, bringt die Stadt Düsseldorf nun 86 neue Leuchten am Rheinufer an. Was die Politik sagt.

Bereits vor einigen Wochen vermelden die Streetworker der Düsseldorfer Altstadt: Die Altstadt sei sicherer geworden (NRZ berichtete). Die Streetworker sind Teil des Projekts Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt (SiDI), das noch bis Ende diesen Monats läuft. Neben der Sozialarbeit, der Waffenverbotszone und der neuen Gemeinsamen Anlaufstelle am Rathausufer 8, zählt auch eine Neuordnung der Beleuchtung in der Altstadt zum Maßnahmenkatalog des Projektes.

Die Kriminalität in Düsseldorf ist nach offiziellen Zahlen der Polizei 2022 gestiegen. Letztes Jahr kam es zu 71.173 Straftaten im Stadtgebiet. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 64.525. Die meisten Delikte fallen dabei in die Zuständigkeit der Polizeidirektion Mitte, die für die Altstadt zuständig ist. Hier kam es 2022 zu 23.194 Straftaten.

Was getan wird

Durch eine bessere Beleuchtung soll die Altstadt nun zu einem sichereren Ort werden. Dazu werden die sogenannten Kugelleuchten am Altstadtufer durch moderne LED-Leuchtköpfe ersetzt, deren „Beleuchtungsstärke im Bedarfsfall erhöht“ werden könne, wie die Stadt mitteilte. „Dafür werden 86 Masten saniert, gestrichen und von der Netzgesellschaft mit neuen Leuchtköpfen versehen.“ Geplant sei, alle Leuchten in „etwa zwei Wochen“ ausgetauscht zu haben.

Bereits im Juli waren die Leuchten am Alten Hafen und am Johannes-Rau-Platz ausgetauscht worden. Der Leiter der Polizeiinspektion Mitte, Thorsten Fleiß, verwies auf positive Erfahrungen, die mit den neuen Leuchten bereits gemacht worden seien und betonte, dass die Verbesserung der Beleuchtung ein „wichtiger Baustein für die Sicherheit“ sei. Mit der neuen Beleuchtung hole man nun „die Täter aus der Anonymität heraus“, meint der Polizist. Außerdem gelte: „Dadurch, dass wir in der Lage sind, in gefahrenträchtigen Situationen die Beleuchtung zu erhöhen, schaffen wir ein stärkeres Sicherheitsgefühl“. Ein Sprecher der Polizei hob dabei auch den Präventionscharakter der Beleuchtung hervor.

Leuchtennummern sollen Noteinsätze besser Koordinieren

Eine Neuerung sei auch, dass die Masten mit Nummern ausgestattet sind, die Betroffene beim Notruf nennen können -- ähnlich dem Autobahnkilometer im Falle einer Panne. So können die Ordnungskräfte bei Notfällen schneller vor Ort sein. Angesteuert werden die Laternen über ein onlinebasiertes System der Netzgesellschaft Düsseldorf. Die einzelnen Beamten haben also keine Fernbedingung, mit der sie die Leuchten selbst dimmen oder heller stellen könnten: „Das wird zentral in der Polizeidirektion Mitte gemacht“, so Fleiß . Die Maximalstufe sei dabei etwa doppelt so hell wie die normale Beleuchtung.

Was die Politik sagt

Martin Volkenrath (SPD), Mitglied des Ordnungs- und Verkehrsausschusses (OVA), sagt: „Licht ist ein guter Berater in der Kriminalprävention.“ Der Sozialdemokrat gibt aber auch zu bedenken: „Licht ist kein Zaubermittel. Es muss Bestandteil eines Gesamtkonzepts sein.“ Das bestehe zwar im Projekt SiDI – dennoch: „Gerade beim Posten Sozialarbeit ist deutlich mehr möglich, aber auch nötig.“

Pablo Voss, der Vorsitzende des Jugendrates der Stadt, ist überzeugt, dass die neuen Leuchten „für ein höheres Sicherheitsgefühl sorgen“ werden. Es sei ein sehr gutes Konzept, das vor allem den Vorteil habe, komplett ohne repressive Maßnahmen auszukommen. Eine zu starke Polizeipräsenz könne sich schließlich auch negativ auf das Sicherheitsempfinden auswirken.

Thomas Nicolin (FDP), Mitglied der Bezirksvertretung 9, hingegen hebt die Bedeutung einer „weiterhin hohen Präsenz der Ordnungskräfte“ hervor. Das Beleuchtungskonzept sei zwar gut, allerdings sei es auch „nur ein kleiner Baustein“. Besonderes Lob entfiel auf die Arbeit der Altstadt-Streetworker. OB Keller hatte ja bereits erklärt, dass die Streetworker auch nach Ablauf des Projekts SiDI weiter arbeiten würden. Auch Nicolin forderte nun, dass das Angebot weiter ausgebaut werden sollte.

Auch Anja Vorspel (Linke), Mitglied des OVA, plädiert ebenfalls für eine Ausweitung der Sozialarbeit in der Altstadt. Das Ordnungskonzept sollte sich sogar „hauptsächlich auf Streetworker“ stützen. Doch das Lichtkonzept sei durchaus ein vielversprechender Ansatz: „Dimmbare LED-Leuchten sind eine gute Sache.“

Licht gegen Kriminalitätsangst

Eine Studie des Schweizer Beleuchtungsexperten David Kretzer betont den Zusammenhang zwischen öffentlicher Beleuchtung und Kriminalitätsangst der Menschen. Ob eine gute Beleuchtung auch Einfluss auf die tatsächliche Kriminalität habe, ließe sich nicht belegen. Dennoch: „Kriminalitätsangst ist ein nicht zu unterschätzender Effekt mit potenziell weitreichenden Konsequenzen für eine Gesellschaft“, schreibt Kretzer. Es gebe Studien, die dafür argumentieren würden, „dass die negativen Folgen von Kriminalitätsangst sogar größer sein können als die von Kriminalität selbst“.

Doch Beleuchtung allein sei nicht die Lösung: „Einen Ort, der bereits tagsüber als unsicher empfunden wird, kann Beleuchtung in der Stadt nicht als sicher erscheinen lassen“, so Kretzer.