Düsseldorf. Die Zahlen neuer Azubis gehen nach unten. Besonders gilt dies für die Pflege. Einige Kliniken aus Düsseldorf aber haben Erfolge zu vermelden.
In den Düsseldorfer Kliniken hat mit dem Stichtag des 1. Oktober das neue Ausbildungsjahr für angehende Pflegefachkräfte begonnen. Der Fachkräfte- und Bewerbermangel in der Pflegebranche ist in Deutschland zwar nach wie vor ein akutes Problem, aus der Landeshauptstadt gibt es aber auch gute Nachrichten.
Der Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) etwa berichtet, dass „in den VKKD-Einrichtungen jedes Jahr kontinuierlich mehr Plätze angeboten und auch besetzt“ wurden. Für dieses Jahr heißt das: Neben den 65 ausgeschriebenen Ausbildungsplätzen konnten zwei weitere besetzt werden. Werden auch noch die Auszubildenden berücksichtigt, die bereits im Frühjahr in das Arbeitsverhältnis eingetreten sind, ergeben sich für den VKKD sogar vier Stellen zusätzlich zum geplanten Kontingent.
Insgesamt beschäftigt der VKKD, zu dem das Marien Hospital in Pempelfort, das Augusta-Krankenhaus in Rath, das St. Vinzenz-Krankenhaus in Derendorf sowie das Krankenhaus Elbroich in Holthausen gehören, damit derzeit etwa 250 Pflege-Azubis.
80 Prozent der Bewerber ungeeignet
Der VKKD spricht von einem „sprunghaften Anstieg der Bewerberzahlen in den letzten Jahren“. Gleichzeitig jedoch erfüllten über 80 Prozent der Bewerber die Anforderungen nicht. Diese erscheinen auf den ersten Blick als gar nicht so hoch, gefordert werden zehn Jahre Schulbildung mit Haupt- oder Realschulabschluss. Die Zunahme der Bewerberzahlen verdanke sich aber vor allem Menschen aus dem Ausland, deren Schulabschlüsse hier oftmals nicht anerkannt würden.
Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) zählt noch weitere Gründe auf: „die fehlende gesundheitliche Fähigung, die Sprachkompetenz auf B2-Level oder der fehlende Aufenthaltstitel mit Arbeitserlaubnis“. Das Verhältnis zwischen Bewerbern und ausgeschriebener Stelle schwanke dabei. Es liege zwischen Vier zu Eins und Zehn zu Eins, teilt die Uni-Klinik mit. Das UKD hat demnach „in der Regel mehr Bewerber als Plätze“.
Auch deswegen kann das UKD ein Plus bei den Auszubildenden in den Gesundheitsberufen verzeichnen. 2022 waren es insgesamt 165, in diesem Jahr waren es bereits 186 neue Azubis. Darunter haben 68 die Ausbildung in der Pflege angetreten. Kapazitäten seien allerdings noch frei, wie eine UKD-Sprecherin mitteilte. Dennoch: Unterm Strich steht für das UKD ein Plus von beinahe zehn Prozent im Vergleich zu 2022 als es noch 63 Azubis waren.
EVK: Bereits mehr Zusagen für 2024 als noch 2023
Das Evangelische Klinikum Düsseldorf (EVK) an der Kirchfeldstraße betreibt, wie das UKD, eine eigene Pflegeschule. Dort werden derzeit insgesamt 200 Pflegefachkräfte ausgebildet, zum Ausbildungsbeginn Anfang Oktober starteten 28 neue Berufsanwärter. Eine gute Nachricht ist, dass nach Angaben des EVK bereits jetzt 37 Zusagen für 2024 erteilt werden konnten, was einer Steigerung von über 30 Prozent gleichkommt.
Während VKKD und UKD eine Steigerung der Azubis verzeichnen können, muss das EVK für dieses Jahr jedoch von einem Rückgang der besetzten Ausbildungsplätze berichten. Die seit Jahren rückläufige Tendenz sei dabei durch die Corona-Pandemie noch verstärkt worden. Um gegenzusteuern setzt das EVK künftig auf eine bessere Präsenz in den sozialen Medien und will sich zunehmend auf Ausbildungsmessen zeigen.
Wichtig sei aber auch, die Abläufe in der Schule selbst persönlicher zu gestalten, was die Attraktivität erhöhe. Dazu gehöre etwa, dass der Schulleiter für die Schüler per Whatsapp erreichbar ist. Ein Erfolg sei immerhin, dass zum ersten Oktober diesen Jahres 13 examinierte Pflegefachkräfte die Arbeit im EVK aufnehmen konnten.
Die Bezahlung als Anreiz
Das UKD setzt ebenfalls auf Maßnahmen, die Bewerberzahlen zu erhöhen. Neben einem hohen Engagement in den sozialen Netzwerken finden sich Stände des UKD auf Ausbildungsmessen und anderen Veranstaltungen. Eine Taktik, die auch der VKKD verfolgt. Und das mit Erfolg, wie die Zahlen der katholische Kliniken zeigen.
Einen nicht unerheblichen Anteil daran könnte die übertarifliche Bezahlung haben, die der VKKD bietet. Nach Abschluss der Ausbildung werden Pflegekräfte ab 1. März 2024 etwa 50.000 Euro brutto verdienen, also über 4100 Euro pro Monat. Hinzu kommen noch Sonderleistungen. Dominik Stark, Mitglied des Vorstands der zuständigen Pflegekammer NRW, betont die „höchste Priorität“, die der Gewinnung neuer Azubis zukomme. Gerade bei einer Abbrecherquote von bis zu 30 Prozent bestünde Handlungsbedarf: „Unsere Auszubildenden benötigen Perspektiven und Lösungen.“
Die Lage der Pflegeausbildung in NRW
Die Zahl der Auszubildenden der Pflegefachkraft ist bundesweit in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Zwar wurden nach Zahlen des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr bundesweit insgesamt zwar 0,8 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als noch im Jahr 2021. Der Wert ist gegenüber der Zeit vor der Pandemie aber um acht Prozent gesunken.
Im Zehnjahresvergleich ergibt sich sogar ein Minus von 14 Prozent. Für die Pflege in NRW sehen die Zahlen sogar noch schlechter aus. Zwischen 2021 und 2022 klafft eine Differenz von neun Prozent. Doch das scheint nicht für alle Ausbildungsbetriebe zu gelten, wie man in einigen Düsseldorfer Kliniken beobachten kann.
Beruf: Pflegefachkraft
Seit 1. Januar 2020 wurden die bisher gesetzlich getrennt behandelten Berufe der Altenpflege und der Krankenpflege zusammengeführt. Seitdem gibt es die generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft. Die ersten zwei Jahre sind dabei für alle Auszubildenden gleich, erst danach erfolgt gegebenenfalls eine Spezialisierung auf Altenpflege, Kinderkrankenpflege oder Gesundheitspflege. Es ist allerdings auch möglich, weiterhin den generalistischen Zweig zu verfolgen.
Der Gedanke hinter der Reform war, sämtliche Berufe in der Pflege attraktiver zu machen. Außerdem wurde geregelt, dass die Pflegeschulen keinerlei Schulgeld mehr erheben dürfen. Schließlich wurde gesetzlich verankert, dass Auszubildende Anspruch auf angemessene Bezahlung haben.