Düsseldorf. Laut IHK habe die Düsseldorfer Hotellerie das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Dennoch ist die Lage nicht überall im Gastgewerbe erfreulich.
Die Hotelbranche in Düsseldorf scheint sich nach neuesten Zahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu erholen. Laut Marion Hörsken, Geschäftsführerin Branchenbetreuung der IHK, seien die Übernachtungszahlen „in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 gestiegen und waren 4,5 Prozent höher als im Rekordjahr 2019“. Laut IHK sei das „Vor-Corona-Niveau nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen“ worden.
Im ersten Halbjahr 2023 sei die Zimmerauslastung bei über der Hälfte der Hotels im Stadtgebiet gestiegen. Konstatiert werden muss aber auch, dass ein Drittel der Betriebe mit sinkenden Auslastungen zu kämpfen hat. Das schlägt sich in der durchschnittlichen Zimmerauslastung nieder, die mit knapp 61,2 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt von 63,5 Prozent seit 2006 liegt.
Einschnitt Pandemie
Wie massiv die Coronapandemie ins Hotelgewerbe eingegriffen hat, verdeutlichen öffentliche Zahlen der Stadt von 2019 und 2020 im Vergleich: Demnach gab es 2019 noch 218 Betriebe, die insgesamt 27.947 Betten anboten. 2020 waren es dann nur noch 159 Betriebe mit lediglich 22.028 Betten. Allerdings hatte sich der Markt bereits 2021 wieder konsolidiert. Da waren es bereits wieder 204 Betriebe mit sogar 29.225 Betten.
Im ersten Halbjahr 2023 wiederum konnten die inzwischen 212 Düsseldorfer Betriebe sogar 35.703 Betten anbieten. Insgesamt kam es zwischen Januar und Juli 2023 zu fast drei Millionen Übernachtungen in der Landeshauptstadt, was ein Plus von 42,1 Prozent im Vergleich zu 2022 ausmacht.
Düsseldorfer Hotelgeschäft sei „business-lastig“
Dass dabei vor allem Geschäftsreisende für die positiven Zahlen sorgen, lässt sich ebenfalls erkennen. Den meisten Umsatz machen Hotels mit Geschäftsreisenden, in Düsseldorf sehen 68,6 Prozent der Hoteliers dort ein deutliches Umsatzplus. Beim privaten Tourismus hingegen fällt das Urteil verhalten aus, hier geben nur 47,1 Prozent der Düsseldorfer Betreiber Umsatzsteigerungen an.
Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), nennt die Düsseldorfer Hotellandschaft dementsprechend auch „business-lastig“. Er schätzt, dass 80 bis 90 Prozent aller Übernachtungen in Düsseldorf einen geschäftlichen Hintergrund haben. Das habe direkte Vorteile für die Hotels, zahlen Geschäftskunden in der Regel doch einen höheren Preis als Privatreisende. Gleichzeitig aber sei der Hotelsektor dadurch auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage abhängig. Wenn die Geschäfte ausbleiben, bleiben auch die Übernachtungen aus. Konkret schlage sich das gerade im Fernbleiben etwa asiatischer Geschäftskunden nieder. Gegenüber 2019 sind 22,5 Prozent weniger chinesische Menschen in Düsseldorfer Hotels untergekommen. Ähnlich verhält es sich bei Gästen aus den Golfstaaten oder aus Japan.
Weniger Gäste, aber mehr Übernachtungen
Aber auch wenn die Zahl der Übernachtungen gegenüber 2019 gestiegen sind, ist die Zahl ankommender Gäste um beinahe 100.000 gesunken. Der Anteil ausländischer Besucher ist dabei gegenüber 2019 um 3,8 Prozent gesunken.
Darauf verweist auch Kolaric und bringt gleich mehrere mögliche Gründe ins Spiel. „Es könnte sein, dass sich der Markt verändert hat.“ Es sei denkbar, dass potenzielle Besucher mittlerweile auf digitale Erkundung setzten statt selbst zu reisen. Möglich sei auch, dass es im Ausland eine stärkere Corona-Angst gäbe als hierzulande. Insgesamt aber teilt Kolaric den Optimismus. Allerdings sieht er nicht, dass das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht sei. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen wie Personalmangel, der Inflation und gestiegener Energiekosten spricht er von „Multikrisen“, denen sich das Düsseldorfer Hotelgewerbe gegenüber sieht. Dennoch resümiert Kolaric: „Alle Anzeichen stehen eigentlich in die Richtung, dass es wieder bergauf geht.“
Düsseldorf sei im Bereich der Hotellerie so stark aufgestellt, „biete seinen Kunden so viele Benefits“, dass eigentlich nur eine positive Entwicklung bevorstehen könne. Auch die Dehoga erwartet ein baldiges Anknüpfen an die Zustände vor Corona. Und tatsächlich sei dies die Erfahrung, die man gemacht habe, so Kolaric. Abgesehen von der Pandemie seien die Übernachtungszahlen immer gestiegen. Er glaubt, dass dies auch so weitergehen könne. Wann das allerdings der Fall sein wird, will er nicht prognostizieren, das sei „ein Blick in die Glaskugel“.
Hotelier teilt Optimismus nicht
Bei Hoteliers in Düsseldorf selbst aber kommt der Optimismus nur bedingt an. Maurice Krewerth vom Hotel Ahley’s Garden in Golzheim nennt die aktuelle Lage „eher verhalten“. Den Optimismus des Branchenbarometers könne er nicht teilen. Zwar stimme es, dass die Zahlen insgesamt stiegen, dennoch hätten die kleineren Hotels davon weniger als die großen Ketten. Gestiegene Ausgaben würden sich mit einer geringeren Ausgabenfreude aufseiten der Gäste beißen. Um dem entgegenzusteuern hätten die Betreiber von Ashley’s Garden bereits das Frühstück aus dem Zimmerpreis genommen, nur um ihn stabil zu halten. Eine wirkliche Lösung sei das nicht.
Auch sei das Messegeschäft nicht mehr so stark wie früher. So hätten etwa die Übernachtungszahlen zur Drupa dramatisch abgenommen. „Früher waren wir zwei Saisons vorher ausgebucht“. Vor der nächsten Drupa, die am 28. Mai 2024 startet, sei lediglich ein gutes Drittel der 29 Zimmer im Golzheimer Hotel gebucht. Die Caravan hingegen sei zum absoluten Zugpferd mutiert, während der Andrang bei anderen Messen abgenommen habe.
Der Markt benachteilige die Kleinen
Problematisch sei aber vor allem die Marktmacht von Online-Reiseagenturen wie Booking.com, die hohe Gebühren von den Hotelbetreibern verlangen. Krewerth spricht von 19 Prozent Kommission plus Mehrwertsteuer. Durch die Marktmacht aber komme man an diesen Portalen nicht mehr vorbei.
Außerdem gebe es in Düsseldorf eine deutliche Überkapazität an Betten. Geradezu paradox sei, dass immer neue und größere Hotels gebaut würden, etwa am Hauptbahnhof oder den Stockumer Höfen: „Die Kleinen haben zu kämpfen“, so Maurice Krewerth. Und tatsächlich zeigt sich in Düsseldorf ein Trend zu immer größeren Hotels. So kamen 2019 auf ein Hotel 248 Betten. Mittlerweile sind es 311.