Düsseldorf. Experten rechnen nicht mit einem Chaos wie im vergangenen Jahr. Gewerkschafter kritisiert „Flickschusterei“ bei der Problemlösung.

In einer Woche geht es vom Flughafen Düsseldorf aus für viele Urlauber in die Herbstferien – 147 Ziele in 44 Ländern sind im Angebot. Etwa 1,1 Millionen Flugreisende erwartet der Airport für die gesamten Herbstferien, rund 8400 Starts und Landungen. Die Zahl der Fluggäste entspricht einem Anstieg von zehn Prozent im verglich zum Vorjahresherbst, erklärt Flughafensprecher Süleyman Ucar. Doch obwohl in den Coronajahren deutlich weniger geflogen wurde, sind die Szenen, die sich etwa im Sommer 2022 ereigneten, im Gedächtnis geblieben. Lange Wartezeiten versucht der Airport in diesem Jahr zu vermeiden.

„Off-Block“-Maßnahmen werden weitergeführt

An den Erfolg der Sommerferien diesen Jahres will der Flughafen auch in den kommenden Ferien anschließen. „Wir sind insgesamt gut vorbereitet“, erklärt Flughafensprecher Ulcar. Die „Off-Block“ Maßnahmen, die Anfang des Jahres eingeführt wurden – dazu gehört etwa der Service DUSgateway, über den sich Reisende online ein festes Zeitfenster zur Sicherheitskontrolle buchen können – werden weitergeführt und sollen auch in den Herbstferien für kurze Wartezeiten sorgen.

In der Vergangenheit war immer wieder ein Personalmangel Grund zur Sorge aber auch tatsächlich langer Schlangen. Die Sicherheitskontrollen sowie die Bodenabfertigung werden am Flughafen Düsseldorf von beauftragten privaten Dienstleistern übernommen. Seine „Partner“ unterstützt der Flughafen mit Personal, wenn dies durch externe Umstände nötig wird, erklärt Ucar. Die Personalplanung finde eng orientiert an den Kapazitäten statt, unvorhergesehene Ereignisse könnten allerdings immer eintreten, räumt er ein. Diese könnten in Einzelfällen zu Verzögerungen für Fluggäste führen.

„Ich glaube, der Flughafen hat sehr viel dafür getan, die Probleme zu beheben“, sagt SPD-Bundestagsabgeordnete Zanda Martens, die auch im Aufsichtsrat des Flughafens sitzt. Sie lobt etwa die erfolgreichen Off-Block-Maßnahmen. Sie rechne nicht mit langen Wartezeiten im Herbst. Auf lange Sicht sei sie allerdings der Meinung, dass Personalproblemen bei der Luftsicherheit am besten dadurch begegnet werde, dass diese Aufgaben wieder in staatliche Hand kommen. So könnten attraktive Arbeitsbedingungen geboten werden, die dabei helfen würden, ausreichend neues Personal zu gewinnen. Den Erfolg eines solchen Modell könne man etwa am Flughafen München sehen.

Verdi: Personalmangel besteht weiter

Auch Verdi-Gewerkschafter Özay Tarim erwartet keine chaotischen Zustände in den Herbstferien. Wie es auch aktuell der Fall sei, werde es wohl nur punktuell zu langen Wartezeiten kommen, sagt er. Dass Bilder wie im Jahr 2022 ausbleiben, liege aber stark daran, dass die Schätzungen des Airports zum Fluggastaufkommen nicht eingetreten sind: „Die Prognose war, dass 2023 ganze 34 Prozent mehr Fluggäste als im Vorjahr vom Flughafen Düsseldorf fliegen würden. Real sind wir aber nur bei einem plus von zehn Prozent.“ Wäre die ursprüngliche Schätzung eingetreten, würden sich die Szenen des vergangenen Jahres wiederholen, sagt Tarim.

Die Problemlösung des Flughafens sei „Flickschusterei“, so der Gewerkschafter. „Man rettet die Phase, aber man löst das Problem nicht.“ Ein Grundproblem der letzten Jahre bestehe weiter: Zu wenig Personal. Um das „Loch zu stopfen“ seien aktuell viele Menschen aus Leiharbeit im Einsatz, bei den Sicherheitskontrollen dazu etwa auch noch Azubis, die noch in der Ausbildung zum Luftsicherheitsassistenten sind. Außerdem habe das Land zusätzlich zum eigentlich beauftragten Sicherheitsdienstleister zwei weitere Unternehmen beauftragt, durch ihre Kräfte Abhilfe zu schaffen. Auch Flughafenpersonal springt unterstützend ein. Zur Gewinnung neuen Personals habe es in diesem Jahr am Flughafen eine Jobbörse gegeben, berichtet Tarim: „Das ist gut. Aber bisher gab es keine spürbare Einstellungwelle.“ Die Beschäftigten blickten derweil mit „Respekt“ auf die Herbstferien, sagt er. Sozusagen „hinter den Kulissen“ sei die Belastung weiterhin hoch.

Anwohner erwarten zusätzlichen Fluglärm

Besonderen Stress bedeuten die Herbstferien aber auch für Anwohner in Flughafennähe. „Etwa 150 bis 200 Flüge landen monatlich nach 23 Uhr am Flughafen“, erklärt Christoph Lange von Bürgerverein „Bürger gegen Fluglärm“. Im Schnitt seien es täglich also 5 bis 7. „Wir gehen davon aus, dass es während der Herbstferien in der Spitze mehr sein werden.“ Eigentlich dürfen ab 23 Uhr nur in Ausnahmefällen Flugzeuge landen. Mehr als 860.000 Menschen wohnen nach Schätzung des Vereins in Düsseldorf und umliegenden Städten im Bereich der Einflugschneise. Der Bürgerverein fordert den Landesverkehrsminister Oliver Krischer deswegen auf, bestehende Ausnahmeregeln für Ankünfte nach 23 Uhr aufzuheben. In Notfällen könnte weiterhin später gelandet werden – allerdings müssten Ausnahmen dann von der Flugsicherung genehmigt werden.