Düsseldorf. Der grüne Pfeil für Radfahrer ist kein Freifahrtschein - Rechtsabbieger müssen trotzdem bei Rotlicht noch (kurz) anhalten.
Das Verkehrszeichen „721“ der Straßenverkehrsordnung kennen zumindest viel Autofahrer noch nicht. In Düsseldorf könnte sich das schnell ändern, denn das 100. Schild mit dem grünen Pfeil für rechtsabbiegende Fahrradfahrer wurde am Mittwoch an der Kreuzung Königsallee/Bahnstraße angebracht. Es sollen im Stadtgebiet mindestens 100 weitere „Grünpfeile“ an Ampel-Kreuzungen angebracht werden, nachdem in einem Pilotprojekt in deutschen Großstädten der Nutzen dieser Schilder nachgewiesen werden konnte. Inzwischen ist die Straßenverkehrsordnung geändert worden und gibt den Radfahrerenden die Möglichkeit, auch bei Rotlicht ohne längere Wartezeit abbiegen zu können.
Simon Höhner von der Verkehrswacht macht allerdings darauf aufmerksam, dass Radfahrer trotzdem erst anhalten müssen, um sicher zu sein, keinen anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden. „Wer direkt durchfährt, begeht einen Rotlichtverstoß“, machte Höhner unmissverständlich deutlich.
Düsseldorf hat 650 Kreuzungen mit Ampelanlagen
Verkehrsdezernent Jochen Kral ist froh, dass Düsseldorf die erste Großstadt ist, die den Grünpfeil nicht nur ausprobiert, sondern das Verkehrszeichen flächendeckend einführt. „Wir hatten mehr als 1000 Optionen für das Anbringen dieser Pfeile und haben uns jetzt auf etwas mehr als 200 Standorte festgelegt. Bis Ende 2023 soll an allen geeigneten signalisierten Rechtsabbiege-Möglichkeiten mit Ampelanlage der Fahrrad-Grünpfeil installiert sein“, sagt Kral. Die Herangehensweise sei klar: Der Analyse auf dem Plan folgt der Ortstermin, um zu sehen, welche Möglichkeiten an den in Frage kommenden Kreuzungen bestehe.
Heribert Schäfer ist sicher, dass sich die Wartezeiten an den Ampeln mit Grünpfeilen stark verkürzen werden. Düsseldorf hat 650 Kreuzungen mit Ampelanlagen, somit kommt auf 1.000 Einwohner eine Kreuzung mit Lichtzeichenanlage. „Wir haben sehr genau geprüft, wo diese Zeichen anzubringen sind und alle Kriterien erfüllt sind, die ansonsten einen Einsatz ausschließen würden“, sagte der Mann des Amtes für Verkehrsmanagement, der mit seinem Team bereits die Möglichkeiten der Grünpfeile für Geradeausfahrten für Radfahrer an T-Kreuzungen analysiert.
„Radwegeausbau geht zu langsam voran“
„Wir finden, dass der Grünpfeil ein guter Beitrag dafür ist, dass der Radverkehr innerhalb der Stadt beschleunigt wird“, meint indes Matthias Arkenstette vom ADFC. Das Mitglied der Kleinen Kommission Radverkehr und beratendes Mitglied im Verkehrsausschuss führt weiter aus: „Zudem legalisiert der Grünpfeil die leider bisher beobachtete Praxis, dass Radfahrer einfach so abbiegen, ohne sich um das Licht zu kümmern, das die Ampel zeigt.“ Der ADFC hatte mit dazu beigetragen, dass das Verkehrszeichen 721 in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen wird. „Es ist sehr positiv, dass die Verwaltung dieses Projekt so schnell aufgegriffen und umgesetzt hat“, sagt Arkenstette.
Die grundsätzliche Kritik des ADFC an den Maßnahmen der Stadt für den Fahrradverkehr bleibt allerdings bestehen. „Es geht uns einfach viel zu langsam mit dem Umsetzen der baulichen Maßnahmen“, sagt Arkenstette. Vor allem bei der Umsetzung des Radhauptnetzes sieht der Allgemeine Deutsche Fahrradclub kaum Fortschritte. Auch die Radleitrouten müssten endlich mal beschlossen werden. „Es dauert einfach unendlich lange in Düsseldorf, was in dieser Hinsicht leider typisch für die Stadt ist.“ Dem ADFC fehlt „der erkennbare Drive“, also damit der unbedingte Wille, Düsseldorf zu einer Fahrradstadt zu machen. Es gehe dabei nicht nur um die angestrebte Klimaneutralität sondern auch darum, Düsseldorf als Fahrradstadt sicherer zu machen.
Verkehrsdezernent lobt die kontinuierliche Arbeit für den Ausbau des Radverkehr
Dass die vorgestellte Aktion der Grünpfeile nur ein Deckmäntelchen sei, um den Verzug bei den anderen Projekten zu überdecken, weist Jochen Kral weit von sich. „Es passiert auf allen Ebenen etwas. Natürlich wünschen wir uns alle, dass es schneller geht“, sagt der Verkehrsdezernent. „Es geht nicht nur um das Tempo der einzelnen Maßnahmen. Es ist wichtig, dass wir kontinuierlich an unseren Zielen arbeiten, die Stadt für Fahrradfahrer attraktiver zu machen.“ So müsse es auch ein Ziel sein, die Sensibilität aller Verkehrsteilnehmer untereinander zu erhöhen. Das gilt gerade für das Verhältnis zwischen Autofahrern und Radfahrern.