Düsseldorf. Die Klimakrise wurde durch den Ukrainekrieg in den Hintergrund gedrängt. Für Düsseldorfer Aktivisten bleibt sie aber klar im Fokus
Vor knapp über fünf Jahren ging die Schwedin Greta Thunberg das erste Mal in ihren „Schulstreik“. Ihr Protest für eine konsequente Klimapolitik inspirierte weltweit insbesondere junge Menschen, es ihr gleich zu tun: Freitage wurden zum Protesttag von „Fridays for Future“ (FFF). Auch in Düsseldorf blieben Schulbänke dann oft leer. 2019 schien dann ganz im Zeichen der Klimabewegung zu stehen. Doch seitdem hat sich viel verändert. Grund genug, zurückzublicken.
Für einen „Schulstreik“ schon etwas zu alt
Für einige Klimaaktivisten führte der Weg von den Demos früher oder später auch in politische Organe. So etwa Lukas Fix, dessen Klima-Engagement vor rund fünf Jahren anfing. Der Biologiestudent ist seit 2020 Ratsmitglied für die Klimaliste und Fraktionsvorsitzender derer gemeinsamer Ratsfraktion mit der PARTEI. „Wir haben uns damals vor allem aus Aktiven bei Students for Future gegründet“, erklärt er. Letztere ist eine der vielen Gruppen, die sich dem Protest anschlossen, aber für einen „Schulstreik“ schon etwas zu alt waren - etwa auch „Parents for Future“ oder „Scientists for Future“.
„Faule Kompromisse“ helfen nicht
Das sei auch einer der Erfolge, die FFF erreicht hat: Altersübergreifend haben viele Menschen erkannt, dass sie das Thema Klimawandel ernst nehmen müssen, und deswegen angefangen, sich privat oder gesellschaftlich für Klimaschutz zu engagieren, sagt Fix. Seit der Kommunalwahl 2020 fällt er im Rat mit passionierten Reden auf, wann immer es um mögliche Klimamaßnahmen geht. „Wir brauchen noch mehr Menschen in der Politik, die bereit sind, Entscheidungen zu treffen, die gerade unpopulär sind – aber in fünf Jahren wichtig sein werden“, sagt der Ratsherr, „Und die nicht bereit sind, faule Kompromisse einzugehen.“ Solche Menschen gebe es aber auch bereits jetzt in den großen demokratischen Parteien, ist er sich sicher – wo sie oftmals noch nicht in der „ersten Reihe“ auftreten würden. „Denen sozusagen einen ‚Stups‘ zu geben, das sehe ich auch als eine von unseren Aufgaben“, erklärt Fix.
Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ überschwänglich benutzt
Während FFF für mehr Bewusstsein und Handlungsbereitschaft beim Thema Klimawandel gesorgt hat, seien die politischen Konsequenzen bisher hinter dem zurückgeblieben, was die Klimabewegung erwartet hatte, sagt er. „Es bleibt ein Tauziehen mit den fossilen Industrien“, erklärt Fix. Und auch Begrifflichkeiten wie etwa „Nachhaltigkeit“ würden heute von vielen Akteuren überschwänglich benutzt, die damit nicht immer das meinen, was Klimaaktivisten damit eigentlich fordern. Auch Hannah Hübecker, Sprecherin der Düsseldorfer FFF-Gruppe, kann von Enttäuschungen berichten: „Als die Stadt Düsseldorf 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat, da haben wir uns viel mehr erhofft“, erinnert sich die Medizinstudentin. Der Klimapolitik fehle trotz vieler kleiner, richtiger Maßnahmen immer noch der „rote Faden“, sagt sie. Bei den Freitagsdemos war Hübecker seit deren Beginn in Düsseldorf 2019 dabei, nach einigen Monaten des Protestes brachte sie sich auch bei deren Organisation ein. „Es war vorher nicht bekannt, dass die Jugend so viele Leute mobilisieren kann“, sagt sie.
Geringeres Medieninteresse
So viele Leute wie im Jahr 2019 kriegt FFF zwar aktuell nicht auf die Straße – das liege auch am geringeren Medieninteresse, vermutet Hübecker – doch die organisierende Gruppe in Düsseldorf sei über die Jahre konstant bei zehn bis 15 Menschen geblieben. Demos organisiert FFF weiter, wenn auch nicht mehr wöchentlich an Freitagen. Dafür gebe es mittlerweile eine Kooperation mit der Gewerkschaft Verdi, zum Thema Verkehrswende. Und neue Mitglieder im Orga-Team kommen bei FFF weiterhin aus Düsseldorfs Schülerschaft, freut sich Hübecker – erst kürzlich habe sie geholfen, den „Nachwuchs“ auf Pressesprecher-Aufgaben vorzubereiten.
Dazu gehört auch Jul Vienken. Der Schüler ist seit einem Monat ein Sprecher der Düsseldorfer FFF-Gruppe. „Es ist wichtig, dass wir uns weiterhin für Klimaschutz einsetzen“, sagt er. „Keine Partei hat bisher ein ausreichendes Klimaschutz-Programm.“ Insbesondere für Kinder und Jugendliche geht es dabei konkret um Fragen ihrer Zukunft, betont er. Am 15. September gehen die Klimaaktivisten zum globalen „Klimastreik“ wieder auf die Straße – beziehungsweise in Düsseldorf auf die Landtagswiese, wo an diesem Tag um 14 Uhr eine Kundgebung beginnt.