Düsseldorf. Düsseldorf: Tausend Kinder unter drei Jahren bekommen keinen Kita-Platz. Düsseldorfer Bündnis stellt Forderungen an den CDU-Oberbürgermeister.
Das Düsseldorfer Bündnis schlug am Montag im DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße Alarm. Der Grund: Die „weiterhin besorgniserregende Situation“ in den Düsseldorfer Kitas. Dass in diesem Jahr bis zu 1000 Kinder unter drei Jahren keinen Kita-Platz bekommen könnten, war bereits bekannt (NRZ berichtete). Dies nahm das Bündnis, ein Zusammenschluss unterschiedlicher Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften, zum Anlass, Forderungen an Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) zu stellen.
„Es fehlen mindestens 300 Fachkräfte“
Einer Verdi-Studie zufolge fehlen bundesweit etwa 173.000 Kita-Fachkräfte. In Düsseldorf sind nach Angaben der Stadt derzeit 138 Stellen unbesetzt. Allerdings sei der tatsächliche Bedarf immer noch höher, wie Uwe Foullong vom Bündnis erläutert. Wollte man den empfohlenen Personalschlüssel von Eins zu Drei erreichen, fehlten in Düsseldorf „mindestens 300 Fachkräfte“.
Dabei könne man die Stadt nicht der Untätigkeit bezichtigen. So plane die Verwaltung, die angebotenen Kita-Plätze auf 29.000 zu erhöhen, was eine Steigerung um 100 Plätze bedeuten würde. Nur, so Foullong, wenn es trotzdem nicht gelingen wird, 1000 Kindern ein Betreuungsangebot zu machen, seien auch hohe Ambitionen nutzlos: „Gut gemeint heißt nicht gut gemacht.“
Unterversorgung kein neues Thema
Die Unterversorgung ist dabei kein neues Problem: Bereits im vorangegangenen Kita-Jahr seien 900 Kinder unter drei Jahren leer ausgegangen. Seit dem 1. März 2021 habe die Stadt die Anzahl der Plätze um 781 Stück erhöhen können. Von diesen sind 174 für Kinder unter drei Jahren. Es sind aber genau diese Ü3-Plätze, in denen der Mangel herrscht. Laut Thomas Klein vom Jugendamt liegt die Abdeckung mit Ü3-Plätzen bei 50,5 Prozent. Geplant seien aber 56 Prozent, wobei es in einigen Stadtteilen sogar einen Bedarf von 60 Prozent gäbe. Aus Sicht des Jugendamtes ist indes klar: „Der Ausbau des Betreuungsangebotes wird fortgesetzt, bis eine vollstände Bedarfsdeckung erreicht ist.“
„Wir sind auf dem Weg zu Verwahranstalten“
Silke Steingräber von der Gewerkschaft Verdi gab allerdings zu bedenken, dass zwischen einer bloßen Betreuung und dem gesetzlich festgeschriebenen Bildungsauftrag zu unterscheiden sei. „Die Arbeitsbedingungen sind durch den Mangel geprägt.“ So müssten immer mehr Kitas ihre Öffnungszeiten einschränken, um überhaupt angemessene pädagogische Arbeit mit den Kindern zu verrichten. „Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung“, so Steingräber weiter. Durch den Mangel an Fachpersonal seien die Kitas laut der Gewerkschafterin jedoch „auf dem Weg zu Verwahranstalten“.
Dies belaste die pädagogischen Fachkräfte zusätzlich, weil sie den Anspruch haben, Kinder nicht nur zu beaufsichtigen, so Steingräber weiter. Tatsächlich aber müssten sich die Fachkräfte „auf die Grundbedürfnisse der Kinder fokussieren“. Raum für Bildung bleibe da nicht. Es brauche daher kleinere Gruppen und mehr Personal. Dazu sind massive Investitionen in die Ausbildung nötig.
Was braucht es?
Foullong beziffert den Betrag, der in Düsseldorf eingesetzt werden müsste, auf 35 Millionen Euro. Angesichts der Diskussionen um den Haushalt sei das natürlich ein nicht unerhebliche Betrag. Daher schlägt das Bündnis vor, die Gewerbesteuer in der Stadt zu erhöhen. Der Hebesatz in der Landeshauptstadt liege momentan bei 440. In Köln liege er bei 475, in Essen bei 480, in Dortmund bei 485. Da sei noch Luft nach oben. Außerdem fordert das Bündnis vom OB, er solle eine Bundesratsinitiative anregen, um die Vermögenssteuer wieder einzuführen und Ausnahmen von der Erbschaftssteuer bei Millionären abzuschaffen. Eine weitere Möglichkeit liege darin, klimaschädliche Subventionen seitens der Stadt abzuschaffen. Das Bündnis plant nun, sich die städtischen Subventionen einmal genauer anzuschauen um Einsparpotenziale auszumachen.