Düsseldorf. Ein neues Mehrwegsystem reduzierte den Müll um etliche Tonnen – trotz diesmal fast vier Millionen Besuchern.

Nachhaltigkeit war bei der diesjährigen Rheinkirmes ein Schwerpunkt, das hatten die St. Sebastianus-Schützen im Vorfeld angekündigt. Wie die Veranstalter am Sonntag, dem letzten Kirmestag, verkündeten, hat eine Maßnahme besonders durchgeschlagen: Das einheitliche Mehrwegsystem statt Plastikbecher und Pappteller. Keine Ausnahmen ließen die Schützen bei den betreffenden Schaustellern zu. Und das hat sich gelohnt: Bis zum Feuerwerks-Freitag kamen nach Zahlen der Awista auf der Kirmes rund 46 Tonnen Müll zusammen, in den Vorjahren waren es über den ganzen Kirmeszeitraum noch mehr als 100 Tonnen. „Der Platz war so sauber, wie nie zuvor“, so Kirmes-Architekt Thomas König.

50.000 Mehrwegbecher waren im Einsatz

Dieser Erfolg sei auch den Besuchern und den rund 60 am Mehrwegsystem teilnehmenden Schaustellern zu verdanken, so König. Zum Anfang der Kirmes mussten die Veranstalter zwar zehn Schausteller abmahnen, doch alle zeigten Einsicht, und nach wenigen Tagen hatte sich die Neuerung komplett eingespielt. 30.000 Schalen und 50.000 Becher waren für die Mehrweglösung im Einsatz. „Manche sind auch auf festes Geschirr umgestiegen“, so König. Das bedeute für das Event auch eine Qualitätssteigerung, die Besucherinnen und Besucher zu schätzen wissen.

Apropos Besucher: Rund vier Millionen von ihnen waren in diesem Jahr auf der Rheinkirmes. „Fast jeder Tag war besser besucht als im Vorjahr“, berichtet König. Das habe auch an weniger Hitzetagen gelegen, meint er. Sehr viele Besucher sind mit der Rheinbahn gekommen: „Die Bahnen waren picke-packe-voll“, sagte Heike Schuster, Sprecherin des Verkehrsunternehmens. Bahnen zum Luegplatz, direkt bei der Kirmes, fuhren im Zwei-Minuten-Takt. „Das ist das Maximum, das möglich ist“, erklärte Schuster. Um das zu ermöglichen, setzte die Rheinbahn zusätzlich Mitarbeitende als Fahrer ein, die sonst etwa in der Verwaltung tätig sind, aber fahren können. Rund 500 Fahrer übernahmen in den Kirmeswochen die An- und Abfahrt. Dabei seien letztere so reibungslos verlaufen wie noch nie, berichtete Schuster, so habe es ihr ein Rheinbahn-Kollege bestätigt, der schon 30 Jahre für den Rheinkirmes-Verkehr zuständig ist.

Trotz der gestiegenen Besucherzahl blieb die Rheinkirmes wie immer sehr friedlich. „Wir sind mit die sicherste Großveranstaltung in Deutschland“, so Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte. 24 Körperverletzungen kamen bis zum letzten Kirmeswochenende zur Anzeige, im vergangenen Jahr waren es noch 31 – bei weniger Besuchern. Das sei trotz der zehntägigen Veranstaltungsdauer vergleichbar mit einem Wochenende in der Altstadt, so Fleiß.

Bundesweites Interesse

Selbst beim Freitagsfeuerwerk blieb es ruhig: „Wir mussten an diesem Abend niemanden mit unserem ‘Fahrgeschäft’ auf die Wache bringen“, erklärte der Beamte lachend. Grund dafür sei auch die vermehrte frühe Ansprache möglicher „Gefährder“, die auf der Erfahrung der Beamten basiere. Entsprechende Menschen wurden frühzeitig angesprochen und gewarnt, bei weiterem Fehlverhalten dann vom Platz verwiesen. Mehr als 200 Platzverweise gab es so, rund 100 mehr als auf der Rheinkirmes 2022. Die Zahlen von medizinisch durch Sanitäter behandelten Menschen blieben im Rahmen des Vorjahres, so ein Feuerwehrsprecher. 366 Menschen seien im fest dafür eingerichteten Bereich behandelt worden, 232 durch die mobilen Teams.

Nicht nur Düsseldorf und Umgebung schauten in diesem Jahr auf die so erfolgreiche Rheinkirmes, erklärte Thomas König. In der ganzen Bundesrepublik habe besonders das ressourcenschonende Mehrwegsystem Aufsehen bei Großveranstaltern erregt, einige Nachfragen seien diesbezüglich reingekommen. „In Deutschland wird sich das durchsetzen“, da ist er sich sicher.