Düsseldorf. Beim Schützenumzug am Sonntag werden in Düsseldorf etwa 70 Pferde im Einsatz sein. Tierschützer kritisieren dies – und kündigen Protest an.
Bereits seit einigen Jahren muss der St.-Sebastianus-Schützenverein als Ausrichter der Düsseldorfer Rheinkirmes Kritik für den Einsatz von Pferden bei den Umzügen einstecken. Am kommenden Sonntag, 16. Juli, werden bei der Parade im Hofgarten 70 Tiere im Einsatz sein. Die Tierschutzorganisation Peta hat für den Tag für 15 Uhr eine Demonstration angekündigt, zu der die Polizei rund 15 Aktivisten erwartet, wahrscheinlich werden sich einige Privatpersonen anschließen.
Harsche Kritik von Peta
Peta kritisiert die Verantwortlichen scharf und wirft der Stadt sowie den Organisatoren vor, leichtfertig Besucher und Tiere zu gefährden. Die Tierrechtsorganisation fordert zum Schutz von Mensch und Tier, Pferde bei sämtlichen Umzügen zu verbieten. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Stephan Keller wies Peta nochmals auf die Risiken und das Tierleid hin.
Michael Zieren, seit knapp einem Jahr Chef des Schützenvereins, hat mitgeteilt, dass die Einsatzzeiten der Tiere verkürzt werden. „Bei der Investitur am Samstag werden die Tiere nicht mehr zum Rathaus reiten und dort eine Stunde stehen, sie sind schon am Burgplatz raus“, erklärt Zieren. Außerdem wird es auch für den großen Umzug am Sonntag eine Änderung geben: „Im Hofgarten ist mit den Pferden Ende, sie werden dort verladen und in die Ställe zurückgebracht – statt wie früher im Hofgarten zu verweilen, um dann weiter zu marschieren.“
Einsatz „nicht mehr zeitgemäß“
Trotz der geringeren Belastung für die Tiere stößt das Vorgehen der Schützen nicht auf viel Gegenliebe. Der Düsseldorfer Andreas Vogt hat angekündigt, sich dem Protest von Peta anzuschließen: „Während andere Vereine und Städte aus Gründen des Tierschutzes und -wohls auf den Einsatz von Pferden verzichten, gehen die Traditionalisten in Düsseldorf leider einen anderen Weg. Am kommenden Sonntag müssen wieder 70 Pferde bei heißen Temperaturen zur Belustigung der Gäste und Zuschauer beim Schützenumzug in Düsseldorf mitlaufen. Kein Pferd macht das freiwillig“, echauffiert sich Vogt. „Eine innige Beziehung zwischen Reiter und Pferd besteht nicht, denn es handelt sich um Leihpferde. Mittlerweile gibt es zumindest eine Schutzverordnung des Landes NRW zum Wohl der Tiere.“
Andere Vereine würden ein Zeichen setzen, dass der Einsatz von Tieren nicht mehr zeitgemäß und man für Alternativen offen sei, so Vogt weiter. Im vergangenen Jahr sorgte der Tod eines Pferdes bei dem Umzug für Aufsehen. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz jedoch eingestellt.
Peta hatte Strafanzeige gegen den Halter des Pferdes erstattet. Der Vorwurf: Das Tier sei gezwungen worden, bei dem Umzug mitzulaufen, obwohl es nicht in der Verfassung dazu gewesen sein soll. Das Verfahren wurde beendet, denn der Paragraf des Tierschutzgesetzes bezieht sich auf das vorsätzliche Verletzen oder Töten eines Tieres. Dies sei in diesem Fall nicht nachweisbar gewesen, sagt eine Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.
Vorbesitzerin erhob Vorwürfe
Der 19 Jahre alte Wallach aus einem Ratinger Stall war beim Umzug der Schützen auf der Königsallee zusammengebrochen und gestorben. Die Obduktion ergab, dass das Tier an Herzschwäche starb. Ein Herzfehler in Verbindung mit der körperlichen Belastung könne zum Zusammenbruch geführt haben, hieß es vom Düsseldorfer Veterinäramt.
Auch die Vorbesitzerin erhob schwere Vorwürfe: Ihr zufolge war vereinbart worden, dass das Pferd niemals auf Festumzügen eingesetzt werden solle, da es aufgrund seines schwachen Nervenkostüms und seines Charakters unter keinen Umständen dafür geeignet sei.
Über die Zukunft von Pferden im Brauchtum habe man durchaus diskutiert, sagt Sabine Ilbertz, Vorsitzende der St.-Sebastianus-Reitervereinigung. Nach dem Vorfall habe man alle Mitglieder einberufen, um zu beraten, ob weiterhin Tiere eingesetzt werden sollten. Man habe sich aber schließlich für eine Parade mit Pferden entschieden. „Unfälle können passieren, das hatte nichts mit dem Schützenfest zu tun. Auch für die Reiter war das mehr als tragisch“, sagt Ilbertz. (bpa/veke)