Düsseldorf. Im Theatermuseum Düsseldorf zeigt eine neue Ausstellung, wie vielfältig die Rheinkirmes ist. Dabei werden vor allem private Erinnerungen gezeigt.

In gut drei Wochen geht es auf den Oberkasseler Rheinwiesen wieder los: Am 14. Juli eröffnet die Rheinkirmes. Welche herausragende kulturelle Bedeutung das bunte Treiben, möchte die neue Ausstellung im Theatermuseum erkunden. Unter dem Motto „Miteinander Rheinkirmes“ haben Sascha Förster und Anne Blankenberg gestern zur Vorabschau geladen. Mit dabei war auch einer der teilnehmenden Künstler: Theaterregisseur und Fotograf Faraz Baghaei, der für seinen Beitrag Schaustellerinnen und Schausteller porträtierte, um so „den Arbeitenden eine Bühne zu geben“.

„Hochgradig partizipative“ Schau

Doch bei der Ausstellung geht es nicht nur um die Schausteller. Blankenberg erläuterte, der Ansatz sei „hochgradig partizipativ“. Ziel war „keine Archivausstellung, sondern eine Ausstellung mit Menschen für Menschen“. Deswegen sind die Besucher dazu aufgerufen, ihr Ausstellungserlebnis aktiv mitzugestalten. „Die Besucher können sich selbst einbringen, ihre Rheinkirmes-Favoriten benennen oder über ihre Lieblingsbegleitung abstimmen.“ Auch die gezeigten Gegenstände verdanken sich großteils privatem Engagement.

Auch Kirmes ist Theater

Museumsleiter Förster erläuterte den Gedanken dahinter. Die Kirmes sei auch eine Theaterform. Hier präsentierten sich Menschen, kämen zusammen. In besonderem Maße gelte dies für die queere Community in Düsseldorf, die sich mit dem Pink Monday auf der Kirmes „ohne queer-washing“ über die Jahre die größte Veranstaltung der Community in Düsseldorf erarbeitet habe. Der Legende nach verdanke sich der Pink Monday den Gästen des Nähkörbchens, die aus dessen blauen Montag kurzerhand einen pinken gemacht hätten. „Aber so wirklich weiß es keiner“, wie Förster hinzufügt.

Doch ganz ohne Hinweis auf klassisches Theater geht es im Theatermuseum nicht. So erfahren die Besucher zum Beispiel von einer Inszenierung von 1909, in der das Schauspielhaus die Kirmes auf die Bühne brachte. Ein echtes Highlight und „das bei weitem wertvollste Exponat“, wie Blankenberg ergänzt, ist eine Illustration von 1585, die den erste Nachweis eines Rheinfeuerwerks in Düsseldorf darstellt.

Faszinosum Feuerwerk

Im gleichen Raum gibt es auch eine Videopräsentation, die versucht, den besonderen Zauber des Feuerwerks einzufangen. Im Video werden Aufnahmen eines privaten Filmers aus den 60er Jahren mit zeitgenössischen Clips der Rollercoaster Studios gemischt. Die amerikanischen Filmemacher besuchen europäische Volksfeste und präsentieren sie einem amerikanischen Publikum. „Es geht darum, unseren eigenen Blick mit einem Blick von außen zu vergleichen“, erläutert Blankenberg.

Doch auch wenn die Ausstellung immer wieder den historischen Blick bemüht, dient sie doch „nicht zur Dokumentation vergangener Rheinkirmessen und der Schützengeschichte in Düsseldorf“. Die gezeigten Stücke „sind vielmehr Erinnerungsobjekte individueller Geschichten“.

Ob der Mandelbeutel oder der zerschossene Holzvogel vom Vogelschießen, die Exponate zeichnen sich neben ihrer Vielseitigkeit vor allem durch ihre Geschichten aus. Die Ausstellung erkundet, welche Gruppen das Erlebnis Rheinkirmes tatsächlich zu dem machen, was es ist. Dragqueens, Schausteller, Tagesbesucher: Alle kommen in dieser Ausstellung vor, die nach dem Willen der Verantwortlichen, dynamisch bleiben soll.

Zwischen „billigem Parfum“ und Mitmachbildern

Eine Besonderheit der Ausstellung ist die Kooperation mit Künstlern. Zum einen ist da die Arbeit Baghaeis, dessen Porträts zwischen Dokumentation und Inszenierung oszillieren. Für die akustische Untermalung sorgt das Duo Gulliver Delarge. Ihr extra für die Ausstellung geschriebenes Stück „billiges Parfüm“ wartet am Ende des Rundgangs und lädt dazu ein, das Gesehene zu rekapitulieren.

Schließlich lädt Miriam Möller-Wielands Wandbild wieder zum Mitmachen ein. Hier können Besucher ihre persönlichen Lieblingsorte der Kirmes markieren.