Düsseldorf. Nach dem Zuschlag für die WM 2027 und der Vizeweltmeisterschaft der Nationalmannschaft ist die Euphorie in Düsseldorf groß.

Mit den Invictus Games im September sowie der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr in der Arena in Stockum stehen demnächst zwei hochkarätige Sportveranstaltung in Düsseldorf an. Und seit vergangenem Freitag steht fest: Mit der Eishockey-Weltmeisterschaft in vier Jahren findet im Rather Dome ein weiteres Großevent in der Landeshauptstadt statt.

Der Zeitpunkt der Verkündung könnte kaum passender sein. Denn die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft schaffte bei der abgelaufenen WM im finnischen Tampere und der lettischen Hauptstadt Riga Historisches, sicherte sich nach einer unglücklichen 2:5-Finalniederlage gegen Kanada die Silbermedaille und damit das erste Mal Edelmetall seit 1953.

Oberbürgermeister Stephan Keller: „Düsseldorf ist dank der DEG eine Eishockey-Hochburg“

Bei der Stadt knallten am Freitag die Sektkorken, als die WM-Vergabe nach Düsseldorf (und Mannheim) durch den Eishockey-Weltverband IIHF bekanntgegeben wurde. „Als die ersten Meldungen bei uns eintrudelten, herrschte bei uns im Rathaus natürlich eine ausgelassene Stimmung“, berichtet Stadtsprecher Nils Mertens. Für die Landeshauptstadt sei der Zuschlag eine „großartige Sache“, so Mertens weiter. Und auch Oberbürgermeister Stephan Keller sprach am Tag der WM-Vergabe von „einem tollen Tag, nicht nur für Eishockeyfans“. Düsseldorf sei ja immerhin dank der Düsseldorfer EG „eine Eishockey-Hochburg“, so Keller.

Deswegen dürften sich vor allem die Fans der DEG über die Vergabe der Eishockey-WM 2027 gefreut haben. In deren „Wohnzimmer“ finden dann in vier Jahren 30 Spiele inklusive des Spiels um Platz drei sowie des Finals statt. Auch bei Hallenbetreiber und Stadttochter D.Live ist die Freude über das nächste Sportevent in der Stadt groß.

Bislang stecken Werbepläne für die WM aber noch in den Kinderschuhen, wie ein Sprecher auf Anfrage dieser Redaktion sagt: „Wir haben noch keine Konzepte entwickelt.“ Dem Vernehmen nach sollen aber in den kommenden vier Jahren kleinere Umbaumaßnahmen im Dome stattfinden, um die Halle WM-tauglich herzurichten. „An der ein oder anderen Stellen wird dafür etwas Geld in die Hand genommen“, verrät DEG-Geschäftsführer Harald Wirtz auf NRZ-Anfrage.

Hoffnung auf mehr Fans in der neuen Saison

Nach der Vize-Weltmeisterschaft und der WM-Vergabe hofft Wirtz nun darauf, dass sich die derzeitige Eishockey-Begeisterung auch bei der DEG zeigen wird: „Der großartige Erfolg der Nationalmannschaft und die WM-Vergabe nach Düsseldorf könnten Auswirkungen auf das gesamte deutsche Eishockey haben. Direkte Auswirkungen auf die DEG sehe ich auch.“

Denn durch den jüngsten Erfolg der Nationalmannschaft könnten, so glaubt Wirtz, zur neuen Saison auch mehr Fans in den Dome und in die anderen Stadien in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kommen, auch wenn die neue Spielzeit erst im September startet.

Dafür müssten aber alle Clubs in der DEL „erstmal ihre Hausaufgaben machen“, so Wirtz. „Wichtig ist, dass wir den Hype über den Sommer bringen. Das funktioniert nur, wenn wir viele Aktionen in der Sommerpause machen. Dann gehe ich davon aus, dass die Zuschauerzahlen in den Stadien steigen werden.“

DEG-Nachwuchs hat kaum noch freie Plätze

Durch die erfolgreiche WM hofft der DEG-Geschäftsführer zudem, dass sich die Euphorie rund um das DEB-Team auch auf die jüngere Generation niederschlagen wird und nun mehr Kinder und Jugendliche Lust auf den Eissport bekommen: „Wenn wir den Boom aufrechterhalten, können die vergangenen Wochen im Eishockey Auswirkungen auf die Jugendförderung haben.“

In Düsseldorfs Talentschmiede an der Brehmstraße sind die Plätze für die Eishockeyprofis von übermorgen jedenfalls schon rar gesät. Und das bereits, bevor die Nationalmannschaft Silber holte, und Düsseldorf den Zuschlag für die WM erhielt, wie DEG-Vereinspräsident Michael Staade berichtet: „Laut DEB sind wir der Standort mit den meisten Neuspielern. All unsere Jugendmannschaften sind für die neue Spielzeit so gut wie voll.“

Dennoch könne die derzeitige Aufmerksamkeit dafür genutzt werden, um neue Sponsoren und Partner zu generieren, die ihr Geld gezielt in den Nachwuchs stecken, hofft Staade. Einen großen Vorteil sieht der Präsident des Stammvereins durch die WM in vier Jahren: „Die Spielstätten werden renoviert. Wir erhalten Flexbanden, dass minimiert das Verletzungsrisiko bei den Nachwuchsspielern enorm.“

DEG-Geschäftsführer Harald Wirtz: „Hoffen, dass wir nun auch mal in der Sportschau vorkommen“

Dass der Fußball in Deutschland bei den meisten Sportfans weiterhin an erster Stelle steht, weiß auch Harald Wirtz, trotz Olympia-Silber 2018 und Vizeweltmeisterschaft 2023 für den DEB: „Wir leben leider in einer Fußball-Welt, in der andere Sportarten wie Eishockey oder auch Handball wenig Aufmerksamkeit bekommen.“ Daher plädiert der geschäftsführende Gesellschafter des Traditionsclubs künftig für mehr Präsenz in den (überregionalen) Medien. „Wir hoffen, dass wir nun auch mal in der Sportschau vorkommen werden.“

Sportreporterlegende und DEG-Fan Manfred Breuckmann hat indes Zweifel, ob die derzeitige Eishockey-Begeisterung in Deutschland nachhaltig anhalten wird. „Ich glaube, dass wird ähnlich wie beim Handball, wenn die Nationalmannschaft bei Olympia oder anderen großen Turnieren erfolgreich ist. Es gibt zwar dann einen punktuellen Hype, der ist aber nicht so verankert wie beim Fußball.“

Zwar freut sich der ehemalige WDR-Reporter über den Erfolg der Nationalmannschaft, dennoch ist er „skeptisch“, ob die Vizeweltmeisterschaft und die WM in vier Jahren für einen großen Eishockey-Boom in Deutschland sorgen wird, „gerade nach so einem Wochenende, wo im deutschen Fußball so viel passiert ist“.