Düsseldorf. Stadtrat-Ausschuss fordert zu diesem Thema einen eigenen Planungsbereich beim Jugendamt.

Bei der Jugendkriminalität in der Landeshauptstadt gab es bei einem schwerwiegenden Delikt einen sprunghaften Anstieg zu verzeichnen. Um welche Tat es dabei geht, schockiert: „Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten“. Die Polizei erfasst dazu seit 2020 eigenständige Daten. Von damals zwei Delikten stieg die Zahl auf 42 im Jahr 2021 und ganze 72 im Jahr 2022. Gerade bei den zwölf bis 13-Jährigen gab es demnach mehr solcher Straftaten zu verzeichnen. Das war auf Basis einer Informationsvorlage zur Entwicklung der Jugendkriminalität in Düsseldorf Thema im städtischen Jugendhilfeausschuss. Jugendamtsleiter Stephan Glaremin will auf Anregung aus verschiedenen Fraktionen nun prüfen, ob das Thema Kinder- und Jugendkriminalität als eigenständiger Teilbereich in die Jugendhilfe-Planung aufgenommen wird.

„Nachholeffekt“ nach Corona-Jahren

Ratsfrau und Jugendhilfeausschuss-Vorsitzende Ursula Holtmann-Schnieder (SPD) ordnet den zahlenmäßigen Anstieg ein: „Wenn eine Person ein entsprechendes, kinderpornografisches Bild in einer Whatsappgruppe hochlädt, sind alle in dieser Gruppe Täterinnen und Täter.“ Denn dann wird das Bild auch auf den Smartphones der Gruppenmitglieder abgespeichert. Diese Regelung sei neu, zuvor erfüllte nur derjenige den Straftatbestand, der ein Bild selbst aktiv verbreitete oder anforderte. Dadurch tauchten jetzt eben auch mehr Menschen in der Statistik auf, als zuvor. Im einzelnen Verfahren ergebe sich dann, wenn entsprechende Bildempfänger ohne eigene Schuld seien, erklärt sie.

Auch der Anstieg weiterer Delikte in der Jugendkriminalität, der aus den Zahlen des Jugendamtes und der Polizei hervorgeht, sei nicht so alarmierend, wie es auf den ersten Blick scheine. „Es gibt keinen dramatischen Anstieg“, sagt Holtmann-Schnieder. Denn: Über die Corona-Pandemie sei die Zahl vieler Delikte zurückgegangen, die sich jetzt wieder an den Vor-Corona-Stand anpassen. Trotz diesem „Nachholeffekt“ bleibe die Jugendkriminalität insgesamt unter dem Stand von 2019, wie in der Informationsvorlage des Jugendhilfeausschusses klargestellt wird.

Viele Präventionsangebote

Trotzdem sei es richtig, weiter Präventionsarbeit zu leisten, und die auch auf den Prüfstand zu stellen – wie gut funktionieren bisherige Angebote und wo gibt es zusätzlichen Bedarf? Die Sozialdemokratin und andere Mitglieder des Ausschusses seien deswegen dafür, dass das Thema Kinder- und Jugendkriminalität ein eigenständiger Teilbereich in der Jugendhilfe-Planung des Jugendamtes wird. „Es gab einen positiven Trend vor der Pandemie, die Zahlen waren bei der Jugendkriminalität rückläufig.“ An diesen Trend solle angeschlossen werden. In einem eigenständigen Bereich in der Planung sollen Zahlen zur Kinder- und Jugendkriminalität – die bisher an unterschiedlichen Stellen schon vorliegen – sowie bestehende Präventionsprogramme und solche der Arbeit mit Tätern zusammengetragen werden. Geplant werden könne dann auch mit örtlichen Schwerpunkten. Erfolge, Veränderungsbedarf und Lücken könnten festgestellt und adressiert werden, erklärt Holtmann-Schnieder.

Programme zur Jugendkriminalität, die etwa über Schulen oder Jugendkulturzentren angeboten werden, gibt es einige. Speziell für Jugendliche, die im Kontext sozialer Medien sexuell übergriffig werden – wozu auch das Thema Kinderpornografie zählt – bieten die Jugendhilfe im Strafverfahren und das Amt für Schule und Bildung mit dem Kursangebot „#limit“. Dort lernen Teilnehmer in 21 Trainingsstunden nicht nur, welche Straftatbestände es im Zusammenhang mit der Internetnutzung gibt, sondern setzen sich auch mit den Folgen für Opfer solcher Handlungen auseinander.