Düsseldorf. Auf der Plattform Tripadvisor bewerten Menschen Düsseldorfs Sehenswürdigkeiten. Überraschend: Die Top-Attraktion liegt nicht in der Innenstadt.
Wer den Urlaub plant, muss heute keinen Reiseführer mehr kaufen. Das Internet hält eine Fülle an Reisetipps parat, die oft nicht von Tourismusexperten kuratiert, sondern von ganz normalen Urlaubern gestaltet werden. Eines der beliebtesten Tourismus-Portale ist Tripadvisor, wo Nutzerinnen und Nutzer für allerlei Attraktionen Bewertungen geben können. Welche Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet dabei am besten abschneiden – der Algorithmus dahinter ist wohl etwas komplex – wird dann in einer Art Bestenliste angezeigt. Düsseldorfs Platz eins (von 523) ist überraschend von der berühmten „längsten Theke der Welt“ ein ganzes Stück entfernt.
Classic Remise begeistert Autofans
Es ist die Classic Remise im Stadtteil Wersten, die der Altstadt das Spotlight streitig macht: „Die Classic Remise muss man als Autonarr einfach gesehen haben“, schreibt auf dem Portal etwa ein Essener, der die Höchstpunktzahl vergibt. Ein texanischer Autofan stimmt ihm zu: „Jedes Mal, wenn ich in Düsseldorf bin, besuche ich diesen Ort!“ In einem restaurierten Ringlokschuppen findet sich alles um den Oldtimer, von der Werkstatt, zum Händler bis zu Accessoires und Autoliteratur. Und, das Highlight für Besucher, eine ausgestellte Sammlung der klassischen Fahrzeuge, die viele Tripadvisor-Nutzer begeistert kommentieren – Bewertungen garnieren viele mit Fotos ihrer Lieblings-Ausstellungsstücke. „Für Auto-Fans ein Wallfahrtsort“, resümiert ein zufriedener Schreiber, der das Bild eines glänzend-roten Cabrios teilt.
„Die Classic Remise ist sowas wie ein ‘hidden Champion’ in Düsseldorf, etwas außerhalb in Wersten“, sagt Thomas Kötter, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer bei Destination Düsseldorf, der selbst das Flair dort sehr schätze. Düsseldorf begeistert auch Gäste aus dem Ausland, weiß er aus persönlicher Erfahrung. Neben dem „Innenstadt-Ensemble“ gibt er einen etwas abseits gelegenen Tipp:„Ich empfehle jedem, der nach Düsseldorf kommt, sich Kaiserswerth anzusehen. Mit der Altstadt, der Kaiserpfalz und einem Spaziergang am Rhein!“
Nach der Oldtimerausstellung schwenkt die Online-Liste dann auch auf die „üblichen Verdächtigen“ im Stadtbild. Auf den nächsten drei Plätzen stehen die Königsallee, die Rheinuferpromenade und der Rheinturm. „Man kann stundenlang laufen und will gar nicht mehr aufhören“, schreibt eine südafrikanische Besucherin über die Kö, die viele Touristen für ihr Grün und die entspannte Atmosphäre entlang des Grabens loben. Doch in den Geschäften gibt es nicht für jeden Geldbeutel etwas zu finden, bemerkt ein Besucher aus Ibbenbüren: „Aber träumen darf ja jeder Mal.“ Tatsächlich ist Düsseldorfs Prachtstraße besonders für jene einladend, die sich Luxus ohne Geldsorgen gönnen können: „Herrliche Milieustudien möglich, auch, oder gerade für Konsumkritiker. Muss man gesehen und erlebt haben, um mitreden zu können“, resümiert ein Beobachter.
Wer den Stadtkern sehen will und nicht so sehr auf diese Feinheiten bedacht ist, erklimmt am besten den Rheinturm. Die Sicht scheint auf Weltniveau mitzuspielen: „Besser als Burj Khalifa“, schreibt ein Besucher aus der Ukraine und lobt dabei den fairen Eintrittspreis. „Jede Minute in Düsseldorf fühlt sich an, als ob die Zeit nicht ausreicht“, so ein Taiwaner in seiner Rheinturm-Bewertung. „Die ganze Stadt eignet sich sehr gut zum Verweilen, aber das Flussufer ist am schönsten.“
„Wo geht’s denn hier zur längsten Theke?“
Wonach Besucher in der Touristen-Information am häufigsten fragen, verrät Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus: „Wo denn die ‘längste Theke der Welt’ sei. Wir müssen den Leuten dann sagen – und sie manchmal enttäuschen – dass damit das gesamte Angebot an Gastronomie in der Altstadt gemeint ist, und keine einzelne Theke.“ Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten gehören, erwartbar, besonders Altstadt, Kö, Rheinturm und Medienhafen, erklärt er. „Düsseldorf hat keinen Dom und keinen Eiffelturm“, sagt Friedrich. Dafür hat die Landeshauptstadt etwas anziehendes, dass es so in Europa kein zweites Mal gibt: „Little Tokyo“, das japanische Viertel um die Immermannstraße. Eine Japanfaszination ziehe viele Gäste hierher, in Familien seien es oft die Kinder, die etwa Zeit in den Läden dort verbringen wollen, um ihre liebsten japanischen Comics zu kaufen. Und auch die japanische Küche erfreue sich sehr großer Beliebtheit: „Ramen-Nudeln sind extrem angesagt“, sagt Friedrich.
„Natürlich beobachten wir Online-Bewertungsportale ständig“, erklärt er. Was sich bei Nutzern als besonders beliebt erweist, beeinflusst auch die Arbeit von Düsseldorf Tourismus – und bestätigt das, was schon geleistet wurde.
Gegen die Altstadt-Schätze kann sich wenig behaupten, das etwas außerhalb liegt. Doch das Schloss Benrath weiß Touristen wohl ebenso zu gefallen wie einst den Kurfürsten. „Das Schloss ist ein unglaublicher Ort“, schreibt eine Besucherin aus Brasilien. „Von außen fand ich das Gebäude süß und sah nicht nach viel aus, aber das Innere war sehr interessant mit vielen Geheimnissen“, schreibt ein japanischer Tourist und empfiehlt die Führungen durch das Prachtgebäude.
Wer nach dem Kö-Bummel ein Kontrastprogramm braucht, kriegt es auf der Kiefernstraße in Flingern, findet ein Mann aus dem belgischen Antwerpen. „Ich glaube nicht, dass ich es persönlich begrüßen würde, in einer von Graffiti bedeckten Wohnung zu leben, aber für uns als Besucher war es beeindruckend und wunderschön.“ Dieses andere Düsseldorf – mit Hausbesetzer-Geschichte statt Luxusläden – schafft es in der Bestenliste von Tripadvisor immerhin auf Platz 30.