Düsseldorf. Bädergesellschaft sieht Freibäder als für den Sommer ausreichend. SPD kämpft weiter um die Öffnung. Debatte um Personal und Investitionsvolumen.

Erstmalig nach sieben Jahren stehen mit dem Strandbad Lörick, dem Freibad Rheinbad, dem Allwetterbad in Flingern und dem renovierten Freibad in Benrath in der Sommersaison alle vier Freibäder für die Bürgerinnen und Bürger Düsseldorfs zur Verfügung. Somit gibt es – auch durch die Neubauten wie dem Rheinblick 741 – trotz Energiekrise und Arbeitskräftemangel mehr Bäder als vor der Corona-Krise. Inhaltlich war das die Antwort der Stadtverwaltung in der Sportausschuss-Sitzung am Mittwochnachmittag auf die Nachfrage der SPD, warum Hallenbäder und Saunen in Düsseldorf diesen Sommer geschlossen werden müssen. Zufrieden war Martin Volkenrath (SPD) mit dieser Antwort von Christoph Schlupkothen von der Bädergesellschaft nicht. Denn es hatte mehrfach Proteste gegeben, warum Hallenbäder in dieser Zeit schließen müssen, obwohl es angeblich genügend Personal geben würde und sich auch die Energie-Situation entschärft habe.

Emotionales Thema

„Mir ist bewusst, dass es sich in dieser Frage um ein emotionales Thema handelt“, sagte der SPD-Politiker, der zu einer Versachlichung des Themas aufrief. „Da es offensichtlich kein energiepolitisches Problem und auch letztlich nicht an den Finanzen scheitert, muss es also doch am mangelnden Personal liegen.“ Es ginge doch nicht an, dass man in Düsseldorf 100 Millionen Euro in Schwimmbäder investiert, um ein größeres Angebot zu haben und dann dafür ältere Bäder zeitweise schließt und das Angebot verknappt. „Wir wollten doch zusätzliche Möglichkeiten mit unseren Investitionen schaffen“, erklärte Volkenrath. „Was mich betrübt ist, dass erklärt wird, es sei eigentlich ausreichendes Personal vorhanden und trotzdem auf dem Rücken der Kinder und der Gesundheit der Menschen in Düsseldorf Bäder geschlossen werden.“

Das heißt für den SPD-Politiker, dass nur deshalb genug Personal vorhanden sei, weil die anderen Bäder geschlossen werden. „Ich kenne genügend Menschen in Düsseldorf, die sich das nicht gefallen lassen wollen.“ Darauf antwortete der Geschäftsführer der Bädergesellschaft, der offensichtlich mit seinen Ausführungen auch die Auffassung der Mehrheitskoalition von CDU und Grünen traf, dass von Volkenrath das falsche Bild gezeichnet würde. „Wir haben alle Bäder so wie geplant geöffnet und haben sogar ein besseres Niveau als 2019“, sagte Schlupkothen. „Wir wollen gut und besser durchkommen durch dieses Jahr, und wir haben genügend Personal für die Freibadsaison.“

Baumaßnahmen in der Münster-Therme

Es bleibt aus Sicht der Bädergesellschaft also dabei, dass zu Beispiel die Münster-Therme geschlossen wird, wenn die Freibad-Saison startet. Dabei wäre es aus Volkenraths Sicht ein Leichtes, genügend Kräfte zu aktivieren, die den Dienst als Aushilfskräfte für den Bereich der Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer übernehmen könnten – wenn es dann doch keine Kosten- und Energiefrage darstellt.

Im Rahmen der Wirtschaftsplanung ist Ende vergangenen Jahres beschlossen worden, drei Hallenbäder in Düsseldorf während der Freibadsaison zu schließen. Doch dieser Beschluss wurde damals unter ganz anderen energiepolitischen und personellen Fragestellungen getroffen. Nun wird das Personal für die Freibäder frei, wie die Bädergesellschaft argumentierte. Mit der Eröffnung des Rheinbades für die Freibad-Saison wird die Münster-Therme planmäßig geschlossen – auch um dort geplante Baumaßnahmen durchzuführen.

Keine kurzfristigen Bäderschließungen während der Saison

Was aus Sicht der SPD dabei nicht beachtet wird: Dieses Bad wird von Behinderten, chronisch Kranken und älteren Menschen genutzt, um fit zu bleiben. Diese Personen werden sicherlich dafür nicht ins Rheinbad wechseln.

Immerhin konnte Schlupkothen versprechen, dass es keine kurzfristigen Bäderschließungen während der Saison geben wird, da ausreichend Personal – jedenfalls für die geplanten „Maßnahmen“ vorhanden sei. „Für verlässlich geöffnete Bäder wird ausreichend fest angestelltes Personal mit mindestens 20 Stunden benötigt“, heißt von der Bädergesellschaft. „Mitarbeiter mit weniger Wochenstunden könnten allenfalls zur Vertretung eingesetzt werden.“ Ehrenamtliche Rettungsschwimmer würden dafür ohnehin nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.

Kernaufgabe Schwimmunterricht

CDU-Ratsherr und Sportausschuss-Vorsitzender Stefan Wiedon kann die ganze, „von der SPD forcierte“ Aufregung nicht verstehen. „Wenn wir solche Themen im Ausschuss beraten und klären müssen, dann bräuchten wir keine Bädergesellschaft“, sagt er am Rande der Sitzung am Mittwoch.

Die Vermutung der SPD, dass die großen Investitionen für den Badebetrieb in Düsseldorf ein Widerspruch darstellen, wenn man dann doch Bäder schließen muss, beantwortete die Bädergesellschaft mit dem Hinweis, dass im Jahr 2022 so viele Kinder wie in keinem Jahr zuvor Schwimmunterricht erhalten haben, was auch 2023 Kernaufgabe in den Bädern bleiben soll.