Düsseldorf. Die Handwerkskammer Düsseldorf hat ihr Frühjahrsgutachten vorgestellt. Fast die Hälfte aller Betriebe im Kammerbezirk hat noch offene Stellen.
Viele Handwerksbetriebe in Düsseldorf schauen wieder optimistischer in die Zukunft, als noch vor einem halben Jahr. Das geht nun aus dem neuen Frühjahrsgutachten der Handwerkskammer Düsseldorf hervor.
Der „Schock des Krisenjahres 2022“ sei laut HWK-Präsident Andreas Ehlert überwunden. „Die pessimistischen Erwartungen der Betriebe aus dem Herbst des vergangenen Jahres sind nicht eingetreten“, betont der Kammerpräsident. Mittlerweile sei die Lage in der Branche zumindest etwas beruhigt, so Ehlert weiter. „Die allmähliche Entspannung bei Lieferengpässen und der Inflationsdynamik kommt auch bei den Betrieben an, die nun wieder deutlich positiver in die Zukunft blicken.“
Keine gute Prognose für das zweite Halbjahr
Die stärkste Erholung konnte die Handwerkskammer im Lebensmittel- und Gesundheitsgewerbe verzeichnen. Schwierig bleibe die Situation jedoch im Bauhauptgewerbe. „Hohe Bauzinsen und Materialpreise sind in Kombination mit der wankelmütigen Neubauförderung des Bundes ein denkbar schlechtes Umfeld für den Wohnungsbau“, berichtet der HWK-Präsident.
Viele Investoren und private Bauherrn würden dadurch abgeschreckt werden. „Das wirkt sich auch auf die handwerklichen Baubetriebe aus.“ Aktuell seien die Auftragsbücher noch gut gefüllt. Entgegen dem allgemeinen Trend im Handwerk fallen die Erwartungen für das nächste halbe Jahr bei der Geschäfts- und Auftragslage aber negativ aus.
Trotz der weiterhin unsicheren wirtschaftlichen Gesamtlage sei die Nachfrage nach Handwerkerleistungen jedoch ungebrochen hoch. Gleichzeitig nimmt aber der Fachkräftemangel weiter zu. Knapp 41 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Düsseldorf weisen nach Angaben der HWK offene Stellen auf. Die Folge: Die Auftragsreichweite im Handwerk erreicht mit durchschnittlich 9,8 Wochen einen neuen historischen Höchststand. „Wir haben zu wenig Leute, für die Anzahl an Aufträgen“, erklärt Ehlert.
HWK-Präsident Ehlert: Fachkräftemangel eine „Folge demografischer und bildungspolitischer Fehlentwicklungen“
Je nach Handwerkgewerbe müsse man sogar mit einer Wartezeit von 13 bis 18 Wochen rechnen. Ehlert betont: „Der Fachkräftemangel ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern Folge demografischer und bildungspolitischer Fehlentwicklungen.“ Trotz intensiver Bemühungen gelinge es dem Gewerbe nicht, genügend Nachwuchs zu gewinnen.
Besonders die Handwerke, die für die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende verantwortlichen sind, hätten bereits vielfach ihre Kapazitäten ausgereizt. „Die Politik ist deshalb gut beraten, nicht nur große Ziele zu formulieren, sondern auch den Weg dorthin zu definieren“, sagt Ehlert mit Blick auf die Klimaschutzvorgaben.
Die Heizungspläne der Bundesregierung würden nämlich kein schlüssiges Gesamtkonzept bieten, das Machbarkeit und Sozialverträglichkeit gewährleiste, kritisiert der Kammerpräsident. „Das Vorziehen des Startdatums auf das Jahr 2024 sorgt für große Verunsicherung im Markt. Zwar sind die Förderbedingungen nun etwas transparenter. Sie drohen in ihrer Kleinteiligkeit aber zu einem Fass ohne Boden zu werden – in finanzieller und bürokratischer Hinsicht.“ Die Umrüstung sei zu wenig technologieneutral angelegt; der Gesetzentwurf ignoriere, dass nur jedes zweites Gebäude auf die Wärmepumpe vorbereitet sei.
„Die Politik muss nach dem Krisenmodus der letzten drei Jahre wieder an die großen Themen ran“, fordert Ehlert. „Dazu gehört eine umfassende Fachkräftestrategie und eine systematische Verbesserung der Standortbedingungen für das Handwerk, dem Gewerbefläche fehlt und das unter hohen Kommunalsteuern und auf über 40 Prozent gestiegenen Sozialbeiträgen leidet. Sonst werden die großen Transformationsziele Ziele bleiben.“