Düsseldorf. Der „City Report“ des Düsseldorfer Immobilienunternehmens Aengevelt zeigt Probleme in der Immobilienbranche auf. Was nun gefordert wird.

Der Ukrainekrieg und seine Folgen haben auch in Düsseldorfs Immobilienlandschaft Spuren hinterlassen. Das zeigt der „City Report Region Düsseldorf“ für 2022, den das Düsseldorfer Immobilienunternehmen Aengevelt am Mittwoch in seinem Stammsitz im Stadtteil Golzheim vor Vertretern der Branche präsentierte. Es ist bereits der 38. jährliche Branchenreport, den das Unternehmen aufstellt.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller steuerte dem Schriftstück ein Vorwort bei: Die Folgen von Globalen Krisen wie der Coronapandemie, des Klimawandels oder des Krieges in der Ukraine machten sich auch bei den Düsseldorferinnen und Düsseldorfer im Alltag bemerkbar, so der OB. „Sie betreffen die Stadtgesellschaft auch insgesamt, denn vieles können wir nur gemeinsam schaffen.“

Verunsicherung auf dem Büromarkt

Dank des Zusammenhaltes in der Stadtgesellschaft, des Ideenreichtums und der Innovationsbereitschaft schaffe Düsseldorf das erfreulicherweise auch. Als starker Wirtschaftsplatz behalte die Landeshauptstadt dabei ihre Anziehungskraft, betont Keller. „Private wie die Stadt tragen mit Investitionen zu einem attraktiven Stadtbild bei.“

Besonders im Fokus stehe dabei die Innenstadt, wo Keller etwa den umgestalteten Gustaf-Gründgens-Platz und neue Gebäude rund um die Kö nennt. „Düsseldorf wird dank gemeinsamer Anstrengungen sicherlich gut in der Zukunft aufgestellt sein und attraktiv für Düsseldorferinnen und Düsseldorfer wie auch für Gäste unserer Stadt bleiben“, blickt der Oberbürgermeister optimistisch in die Zukunft.

Doch viele Probleme im Immobiliensektor sind noch nicht ausgestanden: „Die Lage ist differenziert zu betrachten“, erklärt Mark Aengevelt, Geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien. So habe sich etwa der Büromarkt nicht auf das Niveau von vor der Pandemie erholt. Hier herrsche aktuell Verunsicherung wegen unklarer Trends bei gesamtwirtschaftlicher Entwicklung, Baukosten und Finanzierungsbedingungen.

Defizit von 4700 Wohnungen

Das „Brot und Butter“-Geschäft mit Büroimmobilien bis 1500 Quadratmetern laufe zwar gut, darüber gebe es aktuell aber wenige Verkaufsabschlüsse. Dies, aber auch steigende ESG-Anforderungen (Environmental Social Governance) bedingen laut Report auch, dass Neubau in zu geringem Maße im Düsseldorfer Stadtgebiet passiere. Gleichzeitig gebe es eine hohe Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Flächen in Top-Lagen. Auch im Büromarkt stiegen deswegen im vergangenen Jahr die Mieten für Gewerbeflächen.

Eine Entwicklung, die deutlich mehr Düsseldorfer ganz direkt betrifft, ist allerdings die auf dem Wohnungsmarkt. Schon jetzt hat die Stadt dem Branchenreport zufolge ein Wohnungsdefizit von rund 4700 Wohnungen, um den Bedarf von rund 346.000 privaten Haushalten zu decken. Der Gesamtneubaubedarf von 4750 Wohneinheiten pro Jahr in Düsseldorf, der auch Bauten zum Erhalt des Wohnungsbestandes beinhaltet, wird laut Branchenreport ebenfalls nicht erreicht.

Nur 2050 Wohnungen fertiggestellt

Genehmigt wurden 2022 dagegen gerade einmal 2190 neue Wohnungen, fertiggestellt 2050. Aengevelt-Schätzungen zufolge könnten es 2023 sogar nur rund 1900 genehmigte und 1800 fertiggestellte Wohnungen werden. Und das, wo die Bevölkerung nach Zahlen der Landesbank NRW und IT NRW auch 2022 gestiegen ist und schätzungsweise bis 2040 noch um mehr als 70.000 Einwohner steigen wird – dann wäre die 700.000-Einwohner-Marke erreicht.

Doch auch für die aktuellen noch knapp über 650.000 Düsseldorfer hat die Lage schon Auswirkungen: Auch 2022 stiegen die Angebotsmieten für Wohnungen deutlich weiter. Auf durchschnittliche 12,20 Euro pro Quadratmeter, 14,90 Euro bei Neubauten.

Um die Immobilienbranche – und damit auch den Neubau – anzukurbeln, fordert Mark Aengevelt von der Politik, Klarheit zu schaffen – etwa, was energetische Auflagen betrifft. Und: „Wir brauchen eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren“. Auch von automatisierten Verfahren spricht der Geschäftsführer dabei.