Düsseldorf. Die Düsseldorfer Polizei stellt die Unfallstatistik für das Jahr 2022 vor: Rückgang bei Verkehrstoten, aber mehr Verletzte und Alkoholverstöße.

Es hat in Düsseldorf kaum mehr Verkehrsunfälle im Jahr 2022 als im Jahr zuvor gegeben. So positiv diese offizielle Statistik der Polizei auch sein mag, um so trauriger ist die Erkenntnis, dass es deutlich mehr Verletzte als im Jahr zuvor gegeben hat und vor allem Kinder und Senioren davon überproportional betroffen waren. 30 Prozent mehr verletzte Kinder bei 166 Unfällen dieser Art ist eine erschreckende Bilanz. 37 schwer verletzte Kinder sind eindeutig zu viel. „Natürlich muss man das in den Kontext der Pandemie stellen“, sagt Frank Stötzel, der Leiter der Polizeidirektion Verkehr. „Die Verkehrserziehung hat aus zeitlichen Gründen in den Kitas und Schulen nicht so viel Raum wie zuvor erhalten.“ Da sind vor allem aber die Eltern gefragt, nun mehr voranzugehen, um ihren Kindern das Gefahrenbewusstsein nahe zu bringen.

„Das Kind mit dem Auto in den Klassenraum zu bringen, ist da kontraproduktiv“, sagt Stötzel, der hofft, dass die Kinder in Zukunft wieder den öffentlichen Straßenverkehr besser erkunden können, um ein Gefühl für die Gefahren zu erhalten. Andererseits müssten aber auch die Erwachsenen am Steuer in den Bereichen der Schulen und Kitas vorausschauender fahren, weil die Kinder nicht jederzeit das Verkehrsgeschehen komplett erfassen können. Meist stehe die Schwere des Unfalls in einem direkten Zusammenhang mit der Geschwindigkeit der beteiligten Fahrzeuge.

20 Prozent mehr Unfälle mit Radfahrern

Der Anstieg um 20 Prozent bei den an Verkehrsunfällen beteiligten Radfahrern ist ebenfalls bedenklich und zeugt davon, dass einerseits die höheren Geschwindigkeiten bei Pedelecs und E-Bikes ein größeres Risiko darstellen und andererseits sich die Autofahrer noch nicht auf die Fahrweise dieser Verkehrsteilnehmer eingestellt haben. Der Anstieg von 113 auf 127 schwer verletzte Radfahrer bringt die Polizei dazu, den Appell zu verstärken, die eigene Sichtbarkeit durch Schutzkleidung auf dem Fahrrad zu erhöhen, einen Helm zu tragen und sich noch eindeutiger an die Verkehrsregeln zu halten. Bei der Hälfte der 1102 Unfälle waren die Fahrradfahrer die Verursacher.

Der Rückgang der Zahl der Verkehrstoten in 2022 von 15 im Jahr zuvor auf elf ist positiv zu werten. Unter den Opfern sind drei Fußgänger, drei Kradfahrer und eben vier Radfahrer. Auffällig ist, dass unter den Menschen, die auf Düsseldorfs Straßen getötet wurden, mehr als die Hälfte im Seniorenalter waren.

Schwerpunkt Alkoholkontrollen

Schwerpunkt der Polizeikontrollen im Jahr 2022 war die Suche nach Verkehrsteilnehmern, die unter Alkohol- oder Medikamenten-Einfluss standen oder Drogen genommen hatten. Wie wichtig dieser Ansatz war, zeigte sich in den Zahlen. 50 Prozent mehr Verstöße (1086) wurden registriert, so dass auch in diesem Jahr dieser Schwerpunkt bei den Kontrollen beibehalten wird. „Das ist auf den ersten Blick ein Erfolg polizeilicher Arbeit, auf den zweiten aber auch der Hinweis auf eine große Dunkelziffer in diesem Bereich“, erklärt Stötzel, der zudem deutlich machte, dass gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr entscheidend sei, um Unfälle zu vermeiden. Dazu gehört auch, andere durch Alkoholkonsum nicht zu gefährden. Die Zahl der Verkehrsverstöße ist von 45.200 auf 52.900 gestiegen, was allerdings nach Abflauen der Pandemie auf eine wieder zugenommene Verkehrsdichte zurückzuführen ist.

Im Stadtgebiet ist die Unfallflucht immer noch ein großes Thema. 6069 Fälle gab es, davon 296 mit Personenschäden, wobei die Aufklärungsquote bei diesem Vergehen mit 0,4 Prozent 2022 unter dem Landesschnitt lag. Fast die Hälfte aller Unfallfluchten konnten durch die Polizei aufgeklärt werden.

Die Unfall-Schwerpunkte sind in Düsseldorf der Nordstern (143 Unfälle) und der Bereich am Mörsenbroicher Ei (135).

Überladene LKW oft bei Unfällen beteiligt

Auch für den Bereich der Autobahnen rund um Düsseldorf wurden die Zahlen des vergangenen Jahres bekanntgegeben, wobei ein extremer Anstieg von Unfällen am Stauende (plus 50 Prozent) und auch hier mehr Verunglückte zu verzeichnen waren. Dabei sind meistens LKW involviert. Die Polizei führt dies zum Teil auf überladene Fahrzeuge zurück und will auch in diesem Bereich die Kontrollen in diesem Jahr verstärken und Speditionen zur Rechenschaft ziehen, die diese Unfälle mit überladenen Fahrzeugen billigend in Kauf nehmen.

Bitter ist die Erkenntnis, dass es einen Anstieg an Unfallfluchten auf der Autobahn mit Personenschäden auf 1903 Fälle gegeben hat. Immerhin ist die Aufklärungsquote bei diesen Delikten gestiegen und lag 11,5 Prozent über dem Landesschnitt. Sieben Autofahrer, vier Motorradfahrer, drei Beifahrer und ein LKW-Fahrer erlitten auf den Autobahnen Unfälle mit Todesfolge und der Anstieg der Verletzten (2136) lag bei 13,7 Prozent.

Häufigste Unfall-Ursache: „Probleme“ beim Abbiegen und Wenden

Die Ursache für die meisten der 23.808 Unfälle in Düsseldorf waren „Probleme“ beim Abbiegen und Wenden (1003 Unfälle). An zweiter Stelle sind Verstöße gegen die Vorfahrtsregeln zu nennen. Alkohol war bei 251 Unfällen die Ursache. Auf den Autobahnen war überhöhte Geschwindigkeit die Hauptursache der Unfälle. 45.221 Verstöße gegen die vorgegebne Geschwindigkeit hat es im Stadtgebiet 2022 gegeben, das sind über 10.000 Fälle mehr als ein Jahr zuvor. Die größte Geschwindigkeitsüberschreitung wurde mit 140 km/h (Tempo 50 vorgeschrieben) im September 2022 auf der Oberkasseler Brücke gemessen. Die verbotene Nutzung von elektronischen Geräten (Handy) spielte in 10.179 Fällen eine Rolle. 234 Verkehrsunfälle gab es mit E-Scootern, davon wurden 180 durch die Fahrer der Roller verursacht. 17 Schwerverletzte gab es dabei.