Düsseldorf. Ein Jahr nach Beginn des Krieges sind die Aufgaben für die Stadt nicht kleiner geworden. Derzeit mehr als 8000 Geflüchtete aus der Ukraine.

Es ist ein Jahrestag, den niemand wollte. Am 24. Februar 2022, genau vor einem Jahr, begann Russland mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seitdem haben tausende Menschen aus dem überfallenen Land, vor allem Frauen und Kinder, auch in Düsseldorf Zuflucht gesucht. Die Kommune hat das verpackt, die Geflüchteten sind in der NRW-Landeshauptstadt gut untergekommen. Aber es kommen weiterhin viele Zuwanderer aus der Ukraine, dazu wird demnächst ein weiterer Zustrom von Menschen aus den vom verheerenden Erdbeben getroffenen Gebieten in der Türkei und in Syrien erwartet.

Aufnahmequote bei 127 Prozent

Laut der Verteilstatistik nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) in NRW liegt die Aufnahmequote in der Landeshauptstadt Düsseldorf bei aktuell 127 Prozent, heißt es auf Anfrage beim zuständigen Amt für Migration. „Wir können unsere Kapazitäten und Strukturen zu jedem Zeitpunkt bei einer sich ändernden Situation aber wieder hochfahren“, betont Dezernentin Miriam Koch.

Die Stadtverwaltung hat aktuell mehr als 60 Immobilien-Objekte ausschließlich für Menschen aus der Ukraine angemietet, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs in Düsseldorf untergebracht werden. Im Februar 2023 sind laut Stadt 8120 Menschen aus der Ukraine in der Rheinmetropole gemeldet. Für Dezernentin Koch habe die Stadt Düsseldorf mit der Eröffnung einer zentralen Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine hinter dem Hauptbahnhof kurze Zeit nach Ausbruch des Kriegs „erneut bewiesen, dass sie kurzfristig und effektiv auf internationale humanitäre Krisensituationen reagieren“ könne. Koch weiter: „Seit 2015 haben wir in Düsseldorf ein Hilfesystem aufgebaut und institutionalisiert.“

1508 ukrainische Kinder in Düsseldorfer Schulen

In den Schulen in Düsseldorf erhalten aktuell 1385 Mädchen und Jungen aus der Ukraine die so genannte Erstförderung (Stand 15. Februar). Die höchste Zahl an zugewanderten Schülerinnen und Schülern registrierte die Stadt mit insgesamt 1508 allerdings zum Stichtag 23. November 2022. Die Zahl schwankt, weil auch immer wieder ukrainische Familien aus Düsseldorf weiterziehen oder auch ins Heimatland zurück gehen. Stadtdirektor und Schuldezernent Burkhard Hintzsche schätzt die derzeitige Situation als „angespannt, aber händelbar“ ein. Die Solidarität bleibt weiterhin groß, betont Hintzsche. Und dass das Anspannungslevel in den Schulen so hoch sei, habe weniger mit der Zuwanderung und schon gar nicht mit fehlenden Räumen zu tun, „sondern dass uns schlicht und einfach die Lehrkräfte fehlen“.

Was die grundsätzliche Förderungen neuer Geflüchteter in den Schulen betrifft, liegt die Zahl der Kinder aus der Ukraine in Düsseldorf bei knapp 50 Prozent. Insgesamt 2889 zugewanderten Schülerinnen und Schülern registriert die Stadt nämlich Mitte Februar. NRW-weit ist das Verhältnis ähnlich: Von insgesamt 85.927 Neuzugängen in den Schulen aus Flüchtlingsländern kommen 37.380 aus der Ukraine.

Aktionen in den Schulen

In den Düsseldorfer Schulen werden am Freitag – so ist aus dem Umfeld vieler Bildungsstätten und der Schülerschaft zu hören – viele Aktionen zum Jahrestag des Krieges laufen, Schweigeminuten werden abgehalten, dazu werden ganze Unterrichtsstunden dem Thema gewidmet. Offiziell gibt es in der Stadt zahlreiche Veranstaltungen, die sich mit dem Wahnsinn rund um Putins Angriffskrieg befassen (müssen).

Und das ist eine Auswahl der Veranstaltungen, die in Düsseldorf an den Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 erinnern:

Der Landtag zeigt ab 24. Februar die Ausstellung „Kiew ist das unbezwingbare Herz Europas“ des Vereins „Ukrainischen Hause Düsseldorf“. Landtagspräsident André Kuper eröffnet sie gemeinsam mit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum und der Vorsitzenden des Vereins, Irina Jastreb.

Auch die Stadt will „der vielen bisherigen Opfer des russischen Angriffskrieges gedenken und als Landeshauptstadt Anteilnahme ausdrücken“, heißt es in einer Einladung. OB Stephan Keller lädt um 12 Uhr zur gemeinsamen Schweigeminute auf dem Marktplatz vor dem Rathaus ein.

Der Düsseldorfer Appell gegen Hochrüstung fordert Verhandlungen statt der Lieferungen weiterer Waffen. Die Initiative besteht aus Düsseldorfer Mitgliedern der Gewerkschaften Verdi und IG BAU, der VVN-BdA, der SPD und der Linken sowie von Attac und dem Friedensforum. Die Kundgebung steigt um 16 Uhr am Immermannhof in der City

Zum Gebet laden die ukrainische Gemeinde und die Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen(18 Uhr) in die Heilig-Geist-Kirche nach Pempelfort (Moltkestraße) ein.

Um 19 Uhr startet zudem die Ausstellung „Nicht Unser Krieg“ im Weltkunstzimmer (Ronsdorfer Straße). Der Titel bezieht sich auf Graffitis in deutschen Städten „Das ist nicht unser Krieg!” Die Mitglieder der ausstellenden „Anti-War-Koalition“ sehen das komplett anders.

Das Friedenskonzert des Vereins „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ am Samstag (19.30 Uhr) im Palais Wittgenstein ist ausverkauft.

Bereits am Donnerstag lud die Schwesternschaft der Kaiserswerther Diakonie zur Andacht in die Mutterhauskirche ein.