Düsseldorf. Viele Fachkräfte könnten sich wegen der gestiegenen Kosten keine Wohnung mehr leisten. Die SPD fordert nun einen Wohnungsbau-Manager

Durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten wegen Inflation und Energiekrise ist auch das Wohnen in Düsseldorf teurer geworden. Folge: Zahlreiche Fachkräfte könnten sich laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) keine Bleibe mehr in Düsseldorf leisten. Der DGB fordert daher den Bau von neuen Werkswohnungen.

In Düsseldorf fehlen laut DGB insgesamt 41.000 bezahlbare Wohnungen. Die Gewerkschaft bezieht sich auf eine Studie der Hans-Böckler-Stifung, die besagt: Mehr als 56 Prozent aller Mieterhaushalte müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für ihre Bleibe ausgeben. Und das könnten sich zahlreiche Fachkräfte eben nicht leisten.

„Wir brauchen mehr Investoren“

Daher fordert der DGB nun den Bau von neuen Werkswohnungen. „Eine Renaissance von Werkswohnungen ist angesichts der desolaten Wohnungsmarktlage insbesondere für Bezieher und Bezieherinnen kleiner und mittlerer Einkommen längst überfällig. Es ist nicht nur ein Instrument der Personalpolitik und schafft dringend benötigten Wohnraum, sondern es stärkt auch den Wirtschaftsstandort und trägt zu Fachkräftegewinnung bei“, betont Sigrid Wolf, Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes Düsseldorf.

Die Forderung sei „berechtigt und sinnvoll“, sagt Düsseldorfs SPD-Vorsitzender Oliver Schreiber. „Ich sehe, dass der Neubau auf ganz breiter Front einbricht.“ Grund dafür seien gestörte Lieferketten und hohe Grundstückspreise. „Wir brauchen mehr und neue Investoren, und dazu sollten auch Unternehmen gehören, die Interesse daran haben, sich Fachkräfte zu sichern.“

Vorbild Bayern?

Gleichzeitig sei auch die Stadt zum Handeln aufgerufen. „Wir brauchen einen Wohnungsbaubeauftragten der Stadt, der so etwas ins Rollen bringen würde und Partnerschaften mit Genossenschaften und Investoren herstellt“, betont Schreiber. „Es ist nämlich eine eigene Profession, Wohnungen zu bauen und zu vermieten. Momentan gibt es aber niemanden, der sich zuständig fühlt.“

Auch der DGB fordert die Kommune auf, den Bau von Werkswohnungen zu fördern. Dazu bezieht sich die Gewerkschaft auf das Vorgehen in Bayern. Dort verspricht die Stadt denjenigen Unternehmen, die Werkswohnungen bauen, eine Bevorzugung bei der Genehmigung von Gewerbeflächen. Allein die Stadtwerke München hätten so ihren Immobilienbestand von 650 auf mehr als 1300 aufgestockt.

Dies hält jedoch Antonia Frey (Grüne), Vorsitzende des Ausschusses für Wohnungswesen und Modernisierung, für keine geeignete Lösung. „Denkbar ist natürlich vieles, aber es ist schwer, solche Dinge zu vergleichen. Wir in Düsseldorf haben nämlich einen Grundstücksmangel.“ Hinzu käme laut Frey eine „Konkurrenz der sozialen Interessenlage“. So benötige beispielsweise auch der Pflegesektor Immobilien und Grundstücke. „Auch sind Studentenwohnungen in der Planung“, so Frey. Hinzu käme dann auch noch die industrielle Nutzung von Gewerbeflächen. „Dass wir mehr Wohnungen brauchen, kann keiner in Frage stellen“, so Frey. Ob Werkswohnungen jedoch die Lösung seien, bezweifelt sie. „In der Vergangenheit gab es einige davon, doch die Immobilien wurden nicht gut modernisiert und waren dadurch veraltet und wurden schließlich an Gesellschaften verkauft.“

Rheinbahn besitzt noch 17 Werkswohnungen

Henkel ist ein Unternehmen, in dessen Besitz zahlreiche Werkswohnungen waren. „Bis Anfang der 2000er Jahre gab es Werkswohnungen, die von Henkel Mitarbeitern und ihren Familien bewohnt wurden. Sie befanden sich überwiegend in unmittelbarer Nähe zum Werk in Holthausen“, sagt Henkel-Sprecherin Hanna Philipps. „Diese Wohnungen wurden jedoch seitens Henkel nach und nach veräußert, weil die Nachfrage insbesondere ab Mitte der 1990er Jahre deutlich nachließ.“ Anfang der 2000er Jahre seien die letzten Unterkünfte verkauft worden. „Henkel unterhält heute nur noch Gästehäuser mit möblierten Apartments zur kurzfristigen Miete.“ Ein Neubau von Werkswohnungen sei aktuell nicht in Planung.

Und auch bei der Rheinbahn sind nur noch wenige Werkswohnungen vorhanden. Elf der Objekte befinden sich am Betriebshof Handweiser in Heerdt, weitere sieben Wohnungen befinden sich nach Angaben von Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster auf dem Betriebshof „Am Steinberg“.

Angelika Penack-Bielor, CDU-Mitglied im Ausschuss für Wohnungswesen und Modernisierung, sieht da den Bund und das Land in der Verantwortung. „Ich halte den Bau von Werkswohnungen für sehr wertvoll. Wichtig ist aber, dass man die Gewerbe motiviert, etwas zu tun.“ Dies könne über Steuererleichterungen geschehen, dabei sei jedoch der Bund gefragt.